“Selbst erlebt“ Alt-Bürgermeister Hermans schreibt Buch über seine Jugend in Kempen

Kempen · Kempens Alt-Bürgermeister Karl-Heinz Hermans hat ein Buch über seine Kindheit und Jugend geschrieben. Darin erzählt der heute 93-Jährige, was er in den 1930er und 1940er Jahren erlebte.

 Unter dem Titel „Selbst erlebt“ beschreibt Karl-Heinz Hermans seine Erinnerungen an die 1930er und 1940er Jahre in Kempen.

Unter dem Titel „Selbst erlebt“ beschreibt Karl-Heinz Hermans seine Erinnerungen an die 1930er und 1940er Jahre in Kempen.

Foto: Norbert Prümen

Für den damals 14-jährigen Karl-Heinz Hermans ist der Sommer 1943 unvergessen: Nach einem Luftangriff brachte der junge Kempener eine Lieferung der Kempener Bäcker in das zerstörte Krefeld. „Ich sah schwelende Feuer, Berge von Schutt, umherirrende Menschen, alles Zeichen des verheerenden Krieges.“ So beschreibt der heute 93-Jährige dieses Erlebnis in seinem Buch, das er am Mittwoch im Kempener Rathaus vorstellte.

Unter dem Titel „Selbst erlebt“ erzählt Hermans, der von 1989 bis 1999 ehrenamtlicher Bürgermeister in Kempen war und 2009 die Ehrenbürgerwürde erhielt, von seiner Kindheit und Jugend in Kempen. Es sei „ein Buch, was ich nie schreiben wollte“, so Hermans. Schließlich sei über die Stadt und ihre Geschichte schon so viel geschrieben worden. Doch als im Zuge der Corona-Pandemie Kitas und Schulen geschlossen wurden, schließlich der Krieg in der Ukraine ausbrach, begann Hermans dann doch, aufzuschreiben, was er in den 1930er und 1940er Jahren erlebte.

Josef Lamozik, mit Hermans befreundet und mit ihm bei den „Beldscheskiekern“ aktiv, unterstützte ihn bei der Arbeit und übernahm Hermans‘ Aufzeichnungen, entstanden auf einer alten Schreibmaschine, in den Computer. Auch die Kinder halfen: Tochter Stefanie kümmerte sich um die Drucklegung, Sohn Heiner um die Verkaufsstellen. Das Buch ist für 22 Euro in Kempen bei der Volksbank Kempen-Grefrath, bei Schreibwaren Beckers und bei der Hair-Lounge erhältlich, die Auflage liegt bei 200 Stück. Das erste Exemplar nahm am Mittwoch Kempens amtierender Bürgermeister Christoph Dellmans (parteilos) in Empfang, und Hermans drückte mit seiner Widmung im Buch aus, wie tief seine Zuneigung für Kempen ist: „Dem Bürgermeister meiner Stadt Kempen gewidmet.“

Eine interessante Ergänzung der Erinnerungen stellen die zahlreichen Bilder dar, die Hermans‘ für sein Buch ausgewählt hat. Sie stammen überwiegend aus seinem eigenen Archiv, Lamozik sorgte dafür, dass auch sehr alte Zettel und Fotos im Buch gut zu erkennen sind. Unter anderem erhalten ist das Foto vom 1. April 1936 – Karl-Heinz bei der Einschulung mit Tornister, kurzer Hose und Kniestrümpfen.

Hermans erzählt von der Verfolgung der jüdischen Nachbarn, von den Bomben, die auf die Propsteikirche fielen, aber auch von Streichen, die er mit Freunden ausführte, von der ersten Zeit nach dem Krieg, als wieder getanzt und Schützenfest gefeiert wurde. Es ist ein sehr persönlicher Blick auf das Leben eines Ur-Kempeners, den Hermans dem Leser ermöglicht. Und so mancher Kempener wird sich selbst oder Familienangehörige und Bekannte in diesen Geschichten wiederfinden.

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