Sportausschuss Die Grefrather kämpfen um ihr Freibad 

Grefrath · Bei der Vorstellung der Konzepte wurde es eng in der Albert-Mooren-Halle. Tenor: Die Bürger wollen ihr Freibad nicht missen. In seiner momentanen Form wird man es kaum erhalten können. Das ist nicht zu finanzieren.

 Großes Publikumsinteresse herrschte an der Diskussion um die Grefrather Bäderlandschaft.	 Foto: Norbert Prümen

Großes Publikumsinteresse herrschte an der Diskussion um die Grefrather Bäderlandschaft. Foto: Norbert Prümen

Foto: Norbert Prümen

Einen großen „Shitstorm“ hatte es schon vorher in den sozialen Netzwerken gegeben. Energisch protestiert wurde dabei gegen die angedachte Schließung des Freibades. Diese Proteste setzten sich jetzt fort, als  in der Albert-Mooren-Halle einige Gutachter, Verkehrs- und Städteplaner ihre Überlegungen zum zukünftigen Bäderbetrieb mit den Begleiterscheinungen vorstellten. Einer der größten Kritiker gegen die Schließung war dabei unter den 120 Zuhörern Grefraths Bürgermeister Manfred Lommetz.

    Der Reihe nach: Öffentlich tagte zur zukünftigen Entwicklung der Bäder der Sport- und Kulturausschuss. Das Wort hatte zunächst der geschäftsführende Gesellschafter seiner gleichnamigen Unternehmensberatung, Dietmar Altenburg. Der Gutachter, der seit etwa 25 Jahren quer durch Deutschland seine Expertisen erstellt, auch die Bäder untereinander vergleicht, fasste das zusammen, was bereits im Juli hinter verschlossenen Türen den Ratsmitgliedern vorgestellt worden war.

  Das Wichtigste der Zusammenfassung aus seiner 115-seitigen Expertise, die er im Auftrag der Gemeindewerke erarbeitet hatte („Immer unter der Vorgabe, dass das Hallenband weiterhin ganzjährig genutzt wird“): Das sanierungsbedürftige, unwirtschaftliche und unattraktive Freibad aus den 1950er Jahren habe seiner Auffassung keine Zukunft mehr. Die Gesamtkosten, um dieses klassische Freibad zu sanieren und wettbewerbstauglich zu machen, bezifferte Altenburg auf rund acht Millionen Euro, eingeschlossen eine neue dringend benötigte Lehrschwimmhalle.

     Eine sinnvolle Alternative könne ein sogenanntes Kombi-Bad sein, mit Kosten einschließlich des neuen Lehrschwimmbeckens zwischen 4,3 und 5,4 Millionen Euro. Heißt: dann das Freibad aufzugeben und dafür das etwa 400 Meter entfernte Hallenbad zu erweitern, unter anderem mit einer großzügigen Liegewiese, mit einer Wasserfläche von rund 500 Quadratmetern. Und als eine „Variante der knappen Kassen“ (Grefrath befindet sich nach wie vor im Haushaltssicherungskonzept) nannte der Gutachter ein sogenanntes „Gartenhallenbad“, also das bestehende Hallenbad an einer Seite zu öffnen und dann draußen eine Liegewiese vielleicht mit einer Rutsche und mit einem Plansch- oder Matschbecken für die Kleinsten vorzusehen. Dies wäre für etwa eine Millionen Euro möglich. Auch bei dieser Variante hätte das Freibad ausgedient.

    Das   kürzlich renovierten Hallenbad sei, so Altenburg, in einem guten Zustand. Allerdings seien die Besucherzahlen drinnen und draußen im Vergleich zu anderen Städten sehr schlecht, auch wenn es in diesem Jahr wegen des heißen Sommers Ausnahmen gegeben habe. Auch betriebswirtschaftlich könne sich ein Kombi-Bad rechnen, auch wenn sich  dann jährliche Defizite nicht vermeiden ließen. 2016 hatte das Defizit rund 800.000 Euro betragen, auch nur deshalb, weil die Gesamtmiesen von etwa 1,4 Millionen Euro durch einen „steuerlichen Querverbund“ minimiert werden konnten. Bei einem Kombi-Bad ließe sich das jährliche Defizit vielleicht auf rund 500.000 bis 550.000 Euro senken.

    Aus städtebaulicher und verkehrsplanerischer Sicht berichteten weitere externe Sachverständige, Frank Pflüger und Michael Baier. Baier sprach davon, dass man bei einem Kombi-Bad maximal 160 Parkplätze brauche, also noch weitere etwa 60 errichten müsse. Denkbar sei, dass man weitere Stellplätze vor dem Freibadgelände nutzen könnte. Dazu müsste allerdings eine attraktive fußläufige Verbindung zum Hallenbad her, „vielleicht eine Bimmelbahn“. Und Städteplaner Pflüger sprach ebenfalls dann von einer attraktiveren Gestaltung, so mit einer Gastronomie, beispielsweise mit einer kleinen Pizzaria.

    Kurz vor der Sitzung hatte unter anderem von einer Interessengemeinschaft Beate Appel weitere Unterschriftslisten gegen die Schließung des Freibades ausgelegt. Ausschuss-Vorsitzender Bernd Bedronka (SPD) unterbrach die Sitzung für etwa eine Stunde, damit Fragen aus den Zuhörerreihen gestellt werden konnten. Viele hielten dabei ihr Plädoyer für das Freibad in der herkömmlichen Form, fragten generell nach Förderungsmöglichkeiten bei allen Varianten, zweifelten Aussagen der Gutachter an oder monierten Anwohner den zunehmenden Verkehr bei einer Erweiterung des Hallenbades.

     „Hat hier eigentlich schon der Kommunalwahlkampf begonnen?“, fragte sich Dietmar Altenburg, als in harter und teilweise unsachlicher Form selbst Bürgermeister Manfred Lommetz zu den strikten Befürwortern eines klassischen Freibades gehörte. Einige Aussagen des Gutachters bezeichnete Lommetz als „Witz“ oder „Quatsch“. Er kam beispielsweise auf die Kombi-Lösung zu sprechen, sprach die dafür benötigen Erweiterungsflächen und die dann mehr als „unglückliche Parkplatzsituation“ an: „Dann geht uns außerdem eine Fläche verloren, die wir vielleicht anders nutzen könnten.“ Dass bei der Aufgabe des Freibades andere Flächen frei werden, sagte er aber nicht. Auch nicht, ob die Gemeinde die Sanierung des Freibades finanziell stemmen könne.

 Die Grefrather hoffen, auch künftig schöne Sommertage im Freibad verbringen zu können.

Die Grefrather hoffen, auch künftig schöne Sommertage im Freibad verbringen zu können.

Foto: Kaiser, Wolfgang (woka)

    Aus Reihen der Zuhörer bat nach den Äußerungen des Bürgermeisters sichtlich darüber verärgert die CDU-Fraktionsvorsitzende, Wilma Hübecker, wieder zur Sachlichkeit zurück zu kehren. Lommetz relativierte seine herbe Kritik hinterher etwas: „Ich habe lediglich das wieder gegeben, was mir in vielen Gesprächen gesagt worden war.“ Ein Beschluss wurde nicht gefasst. Ende offen.

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