Stadt Kempen Kampf gegen die Kriminalität im Netz

Stadt Kempen · Die Kempener Martin-Schule greift in ihrem Kampf gegen Kriminalität und Mobbing im Internet auf die Hilfe der Polizei zurück. Kriminalkommissar Harald Lamers klärte Eltern der Hauptschüler über die dort lauernden Gefahren auf.

 Mobbing im Internet verbreitet sich immer mehr, Eltern bekamen jetzt in der Martin-Schule Tipps, wie sie ihren Kindern dagegen helfen können.

Mobbing im Internet verbreitet sich immer mehr, Eltern bekamen jetzt in der Martin-Schule Tipps, wie sie ihren Kindern dagegen helfen können.

Foto: Busch

Mit einem großen Flugzettelaufgebot haben die Schulsozialarbeiter der Martin-Schule auf den Vortrag von Harald Lamers aufmerksam gemacht. Der 52-jährige Kommissar der Abteilung Kriminalprävention bei der Kreispolizei Viersen fährt im Kampf gegen die Internet-Kriminalität derzeit die Schulen des Kreises ab, um gerade technisch weniger versierte Eltern für das Thema zu sensibilisieren. In der Kempener Hauptschule rennt er damit offene Türen ein, denn für Schulsozialarbeiterin Sabine Tschauder und ihre Kolleginnen steht das Thema ohnehin ganz oben auf der Agenda. "Ich habe bereits erschreckend viele erotische Bilder von jungen Mädchen im Internet gefunden. Wie in einem Schneeballsystem verteilen die sich gerade in einer Kleinstadt wie Kempen rasend schnell", sagt Sabine Tschauder.

Mit der Initiative "Cybermobbing" will die Martin-Schule jetzt Schülern ab der sechsten Klasse mit den möglichen Risiken und Gefahren konfrontieren, die das Internet bergen. "Aber diese Klasse beginnt bei uns der Informatikunterricht. Ich finde es sinnvoll, die beiden Felder miteinander zu verbinden. Am Ende könnte eine Art Internetführerschein stehen", meint Sabine Tschauder.

Welche Risiken überhaupt mit der Internetnutzung und vielen neuen digitalen Geräten einhergehen, weiß Kommissar Lamers. Der Polizist, der vor einigen Jahren auch in Kempen gearbeitet hat, blickt jetzt in die Augen von 20 besorgten Eltern, für die der Begriff "Neue Medien" größtenteils nur eine Worthülse darstellt. Lamers beginnt seinen Vortrag mit einer Anekdote, um zunächst zu demonstrieren, wie wenig sich viele Erziehende mit der Materie auseinandersetzen. "Kürzlich saß ein 13-jähriger Junge mit seiner Mutter bei mir auf der Wache, den ich wegen Ladendiebstahls festgenommen hatte. Die Mutter erklärte dann, wie sie ihrem Sohn zur Strafe den Laptop abgenommen und, wie sie glaubte, auch den Internetzugang gekappt hatte. Der Ladendieb aber saß grinsend daneben in dem Wissen, über sein Smartphone weiterhin im Netz surfen zu können.

Die wahren Gefahren sieht der Experte allerdings an anderer Stelle, beispielsweise bei den Rechten am eigenen Bild. Wenn ein Schüler die Fotos von der allzu ausschweifenden Party der Eltern ins Netz stellt und diese über Umwege etwa an den Chef geraten. Richtig teuer werde es hingegen für denjenigen, der ein fremdes Bild ohne Erlaubnis in sein Facebook-Profil kopiert. "Zu Ostern gab es den extremen Fall, dass gezielt Bilder von Hasen im Netz verbreitet wurden. Die haben sich dann viele Jugendliche auf ihre Seite kopiert – und dann Post vom Abmahn-Anwalt bekommen", erzählt der Polizist Lamers. Deshalb warnt der Experte vor dieser Art des Datendiebstahls und empfiehlt weiterhin, auf private Bilder und Informationen weitestgehend zu verzichten oder diese zu verfremden. Einen weiteren Gefahrenschwerpunkt sieht Lamers bei Mobbingattacken in sozialen Netzwerken und Kontaktbörsen, die dank des Internets rund um die Uhr möglich seien, auch ohne dass es das Opfer sofort bemerkte. "Dann öffnet man sein Profil und liest lauter Beschimpfungen oder ist auf entsetzlichen Bildern verlinkt."

Deshalb der rät der Polizist, statt Klarnamen synonyme zu verwenden, Chatrooms zu vermeiden und alternative E-Mail-Adressen zu verwenden. "Am Ende trifft jeder selbst die Entscheidung: Gebe ich viel von mir Preis, wirke ich interessanter; andererseits setze ich mich dann aber auch bewusst größeren Risiken aus." FRAGE DES TAGES

(HM03)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort