Stadt Kempen Kabarett: Die Mischung kam nicht an

Stadt Kempen · Gegensätze sollen sich ja bekanntlich anziehen. Nicht so beim Kabarett im St. Huberter Forum. Mit der Auswahl von Eva Eiselt und Martin Zingsheim für die letzte Veranstaltung der Saison hat das Kulturamt einen Fehlgriff getan.

 Viele bekannte Gesichter konnten die Besucher der Kulturveranstaltungen in Kempen antreffen. In der Reihe "Comedy & Kabarett" gastierten unter anderem Richard Rogler.

Viele bekannte Gesichter konnten die Besucher der Kulturveranstaltungen in Kempen antreffen. In der Reihe "Comedy & Kabarett" gastierten unter anderem Richard Rogler.

Foto: Moll/Vlasman

Eigentlich waren es zwei Soloprogramme, die da auf der Bühne des Forums präsentiert wurden. Sehr gut mit seinem Sprachwitz und seiner musikalischen Virtuosität kam Martin Zingsheim beim Publikum an. Von diesem Talent weit abfallend stellte sich die Kabarettistin Eva Eiselt vor. Schon insofern versteht man nicht, warum die Beiden für die Reihe "Comedy & Kabarett" zusammen eingeladen wurden.

Zingsheim übernahm den Beginn des Abends. Er spielte nicht nur mit der Musik, sondern auch mit Worten. Ganz herrlich war sein Lied mit Bibelzitaten, die er jeweils in ganz anderen Kontext miteinander setzte. Da machte manches nachdenklich, zeigte aber auch, dass Zingsheim das Buch der Bücher gut kennt. Denn ein solches Puzzle, wie er es zusammen setzte, verlangt Kenntnis und die Gabe, die Spreu vom Weizen trennen zu können. Ebenfalls wunderbar waren seine Variationen zur Oper "Carmen", die musikalisch auch mal auf Abwege ging. Zingsheim verlangte da seinem Publikum durchaus auch Wissen der Zusammenhänge ab. Seine Texte gingen durch alle Bereiche der Welt. Und bei Zingsheims Sprachspielen, immer auch mit Musik, hätte der Dichter Ernst Jandl seine Freude gehabt.

Dann trat Eva Eiselt auf die Bühne. Zunächst begann sie mit einer sehr lustigen Geschichte, wo eine Hasenmutter ihrem Nachwuchs die Welt, insbesondere die Menschen erklärt - mit gutem Blick auf die vielen Unterschiede zum Beispiel zwischen Homo Sapiens und Homo Niederrheinensis. Danach wurde ihr Programm aber zum Klamauk, der teilweise recht peinlich geriet - etwa als sie als ständig telefonierende Geschäftsfrau einen Besucher benutzte, um ihr aus dem Funkloch heraus zu helfen. Bundeskanzlerin Merkel könnte eine Trumpfkarte sein, hatte sich die Kabarettistin wohl gedacht. Aber wie sie dort am Telefon saß und ihre Amtsgeschäfte regelte, traf sie auch nicht in Ansätzen das Original. Die Darstellung war nur laut und überzogen, aber keineswegs Kabarett, abgesehen davon, dass einen als Zuschauer die hundertste Merkel-Imitation dann doch langweilt, vor allem wenn sie schlecht gemacht. Dass sie in Kempen nicht gut ankam, kommentierte Eva Eiselt nach der Pause sarkastisch damit, dass wohl der Bus zur Abholung noch nicht angekommen sei.

Dank anderer Verkehrsmittel hatten zu diesem Zeitpunkt während des ersten Teils und in der Pause schon viele Besucher den Saal verlassen. Einige gingen dann auch noch im zweiten Teil. Da belohnte die Verbliebenen der wiederum schöne Part von Martin Zingsheim zum Schluss wenigstens für ihre Ausdauer. Der Applaus für diesen Abend war höflich. Und auch wenn das Licht im Saal nicht direkt anging, wollte doch keiner eine Zugabe erklatschen.

(sr)
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