Stadt Kempen Jüdisches Leben in Kempen

Stadt Kempen · Michael Gilad (63), seit 1981 zweiter Vorsitzender der jüdischen Gemeinde Krefeld, sieht den Davidstern aus Kempen als wertvolle Bereicherung einer Ausstellung, die im Gemeindezentrum an der Wiedstraße das jüdische Leben in der Region zeigt. Hier sollen jetzt auch Urkunden, Texte und Bilder aus dem Kreisarchiv und anderen Fundorten ihren Platz finden, die die Geschichte der jüdischen Gemeinde Kempens darstellen.

Die ist bereits 1288 bezeugt – im Zusammenhang mit einem Pogrom, bei dem zwölf Erwachsene und mehrere Kinder starben, einige auch auf dem Scheiterhaufen. Nach weiteren Verfolgungen hatten die letzten Juden Kempen bis 1385 verlassen; nur der Name "Judenstraße" erinnert noch heute daran, wo sie ihre Läden und Wechselstuben hatten. Erst nachdem 1794 die Truppen der französischen Revolution Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit propagiert hatten, durften sich wieder Juden in der Stadt niederlassen. 1871 erreicht die Gemeinde mit 128 Mitgliedern, von denen die meisten Viehhändler oder Metzger sind, ihren größten Umfang. Aber eine 1873 einsetzende Wirtschaftskrise, verbunden wohl mit antisemitischen Anfeindungen, veranlasst viele jüngere Juden zur Abwanderung, so dass die Gemeinde altert und abnimmt.

Von den 65 Juden, die 1931 in Kempen lebten, sind 29 dem Holocaust der Nazis zum Opfer gefallen. Zum Gedächtnis an Leid und Verfolgung entstand 1982 nahe der zerstörten Synagoge ein Ehrenmal. Am 27. Januar 2004, dem Holocaust-Gedenktag, wurde im Zentrum der Stadt Kempen, am Rathausturm, eine schmale Gedenktafel eingeweiht, die in vertiefter Schrift die Namen der heimischen Opfer des Völkermords nennt.

(RP)
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