Stadt Kempen Jüdischer Friedhof würdig gestaltet
Stadt Kempen · Die Stadt Kempen hat die 200 Jahre alte Ruhestätte in Kamperlings wieder hergerichtet. Steinmetzmeister Manfred Messing hat bröckelnde Grabsteine behutsam konserviert, die Außenflächen sind neu angelegt worden.
Eine wahre Idylle ist der jüdische Friedhof am Grünkesweg in Kempen-Kamperlings geworden. Viele Jahre dämmerte der 1809 angelegte Friedhof vor sich hin, wucherte unter Bäumen und Brombeeren zu, bröckelten Grabsteine oder drohten umzustürzen. Jetzt hat das Grünflächenamt der Stadt Kempen mit Hilfe von Steinmetzmeister Manfred Messing den seit 2003 unter Denkmalschutz stehenden Friedhof aus seinem Dornröschenschlaf geholt. Das Ergebnis einer wohl gelungenen Konservierung wurde gestern vorgestellt und ist beim Tag des offenen Friedhofes zum 200-jährigen Bestehen der Ruhestätte auch der Öffentlichkeit zugänglich.
Der Leiter des Grünflächenamts, Dieter Adams, verwies zunächst auf die neu gestaltete Außenfläche des Friedhofes. Wo früher unansehnliche, teilweise verrottete Gatter standen, schützt jetzt ein Metallzaun das Gelände. Der Eingangsbereich wurde vollkommen neu gestaltet. Über einige Stufen steigt man durch ein gemauertes Tor zum etwas tiefer gelegenen Friedhof hinunter. Die Bepflanzung rund herum wird im Herbst noch vervollständigt, kündigte Adams an. Eine Tafel am Eingang klärt über die Geschichte des Friedhofs auf. Im Sinne der jüdischen Religion und Riten hat Steinmetz- und bildhauermeister Manfred Messing lediglich eine Konservierung der Grabsteine vorgenommen. Der älteste datiert aus dem Jahr 1845. Brüchige Steine wurden mühsam hinterspritzt, damit Inschriften nicht abplatzen, Reinigungsarbeiten mit feinen Bürsten vorgenommen, andere Grabmale wurden auf dem Grund neu verfestigt. Alle Arbeiten wurden in enger Übereinstimmung mit dem Landesverband jüdischer Gemeinden und dem Rheinischen Amt für Denkmalpflege ausgeführt.
"Wenn ich an den ersten Termin hier denke, an den desolaten Eingang, den zerrissenen Zaun, den Baumfall – das ist erst ein Jahr her", erinnerte sich Wilfried Johnen vom Landesverband der jüdischen Gemeinden. "Kompliment an alle Beteiligten, die Stadt Kempen weiß mit ihrer Geschichte umzugehen."
Bürgermeister Karl Hensel betonte, wie bedeutend die Anlage für die Stadt sei. Er verwies auf das Mahnmal für die zerstörte Synagoge an der Umstraße und die Ehrentafel am Rathaus für die in der Nazizeit verfolgten und ermordeten jüdischen Bürger. "Wir sind dabei, gerade diese Geschichte in ihren verschiedenen Facetten aufzuarbeiten." Lob für die gelungene Gestaltung gab es auch von Dr. Ulrich Stevens, Hauptkonservator beim Amt für Denkmalpflege im Rheinland.
Interessierte Bürger können den Friedhof am 23. August besichtigen, außerdem gibt es nach Absprache mit dem Kempener Grünflächenamt Führungen. Derzeit überlegt man auch, ob die Dokumentation der Konservierungsarbeiten bis dahin gegen eine Schutzgebühr Bürgern zur Verfügung gestellt werden kann.