Stadt Kempen Jüdische Musik in der Paterskirche

Stadt Kempen · Kaum zu zählen waren die verschiedenen Flöten, die Yonnie Dror vom Yamma Ensemble im Laufe des Abends in der Paterskirche zu Klingen brachte, große und kleine ebenso wie längst und quer geblasene. Und dazu kamen noch weitere Blasinstrumente, unter anderem Klarinette und Schofar, ein seit biblischen Zeiten zur jüdischen Kultur gehörendes, aus Antilopen-, Kudu- oder Widderhorn gefertigtes Instrument.

Um jüdische Musik ging es im vierten Konzert der Reihe Weltmusik, wobei natürlich sofort eingeschränkt werden muss, dass es die - als Einheit - gar nicht gibt. In den sehr unterschiedlichen Kulturen der jüdischen Diaspora entwickelten sich höchst verschiedene Stile. Deutlich unterschieden von der mittel- und osteuropäischen aschkenasischen ist die orientalische, bis nach Spanien hineinreichende sephardische Kultur der orientalischen Juden. Und von deren Musik waren interessante, packende Kostproben zu hören.

Die charismatische israelische Sängerin Talya G. A. Solan stammt aus diesem Kulturkreis. In der Nähe von Tel Aviv als Kind jemenitischer und bulgarischer Eltern geboren, hat sie sich der Pflege und der Weiterführung der Musikkultur ihrer Vorfahren verschrieben, besonders der jemenitischen. Diese, so erläuterte sie in ihrer englischsprachigen Moderation, sei sehr lange relativ isoliert von äußeren Einflüssen gewesen und habe sich deshalb viel Ursprüngliches bewahrt. Und gerade deshalb sei für sie die Beschäftigung damit so reizvoll. Andererseits: zwischen den Musikkulturen der orientalischen Juden, ob in Persien, Griechenland, dem Irak oder der Türkei, sind, wie Sefi Asfuri anmerkte, dann doch wieder Ähnlichkeiten festzustellen.

Asfuri war als Lautenist und Gitarrist der dritte im Bunde. Er begann allein, mit Tonfolgen präludierend, die eindeutig orientalisch klangen. Es folgten Lieder in verschiedenen Sprachen des vorderen Orients und auch in Ladino, der tradierten Sprache der spanischen Juden.

Wie dem begeisterten Beifall leicht zu entnehmen war, fand das Trio in Kempen schnell neue Freunde. Erst nach zwei Zugaben durften die Gäste aus Israel die Bühne verlassen. Zunächst gab es, mit temperamentvollen Gitarrenrhythmen und einem virtuosen Flöten-Solo unterfüttert, ein vitales sephardisches Hochzeitslied und dann, zum Ausklang, eine besinnlich-melancholische jemenitische Weise: "Öffne das Tor zum Paradies".

(-tr)
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