Jüdisches Leben in Grefrath Chai symbolisiert den Wert des Lebens

Grefrath · In diesem Jahr wird an 1700 Jahre jüdischen Lebens in Deutschland gedacht. Seit 1686 in Oedt und 1815 in Grefrath haben Menschen jüdischen Glaubens gelebt.

 Autorin Irmgard Tophoven engagiert sich für die Erinnerung. Hier steht sie neben der 2004 eingeweihten Stele neben der Grefrather Kirche.

Autorin Irmgard Tophoven engagiert sich für die Erinnerung. Hier steht sie neben der 2004 eingeweihten Stele neben der Grefrather Kirche.

Foto: Irmgard Tophoven

„Die Weisen von Ashkenas … erhielten die Thora als Erbe von ihren Vorfahren in den Tagen der Tempelzerstörung …“, so heißt es in einem frühen Hinweis des Rabbiners und Gelehrten Asher ben Jechiel (1250-1327) auf die Anwesenheit jüdischer Gemeinden in Ashkenas („Deutschland“). Dieser Begriff wurde bald bezogen auf das religiöse, kulturelle und wirtschaftliche Zentrum des Judentums in ganz Mittel- und Osteuropa. Spanien und Portugal („Sepharad“) bildeten das Herz der sephardischen Juden. Mit den „Tagen der Tempelzerstörung“ meint Asher ben Jechiel den Jerusalemer Tempel der Herodianischen Zeit (70 n. Chr. durch die Römer zerstört) und den Beginn der Diaspora, der Zerstreuung von Juden aus Palästina in das gesamte Römische Reich. Es entstanden dort jüdische Gemeinden, so zum Beispiel in der Provinz Germania, vor allem entlang des Rheins. In der Hafenstadt Köln (Colonia Claudia Ara Agrippinensis), wo römische Legionäre stationiert waren und auch schon Juden lebten, erließ Kaiser Konstantin, der erste römische Kaiser, der sich zum Christentum bekehrte, 321 n. Chr., vor 1700 Jahren, ein Dekret, in dem er die Ratsherren anweist, Juden den Zugang zur städtischen Verwaltung zu öffnen. Als Mitglieder des Magistrats wären sie für öffentliche Aufgaben verantwortlich, für die vollständige Entrichtung von Steuern für die Stadt, eine finanzielle Risikolast, die das Dekret ambivalent erscheinen lässt. Es ist der älteste Beweis für jüdisches Leben in der germanischen Provinz. Auch Öllampen aus Trier, einer der Residenzstädte des Kaisers, mit der Darstellung des siebenarmigen Leuchters weisen auf frühe jüdische Spuren in unserem Land.