Grefrath Josef Lepers wäre jetzt 100 Jahre alt

Grefrath · Der ehemalige, jahrzehntelange Bürgermeister gilt als großer Wohltäter Grefraths. Der gebürtige Mülhausener gestaltete zahlreiche wichtige Entwicklungen für die Gemeinde. Er starb 2007 mit 86 Jahren.

 Josef Lepers an seinem heimischen Schreibtisch. Das Bild stammt aus dem Jahr 1998.

Josef Lepers an seinem heimischen Schreibtisch. Das Bild stammt aus dem Jahr 1998.

Foto: Werner Königs

Josef Lepers wäre am 17. Mai 100 Jahre alt geworden. Er war von 1966 bis 1969 Bürgermeister von Oedt und danach 24 Jahre der Gemeinde Grefrath, die 1970 als Zusammenschluss der zuvor selbständigen Gemeinden Grefrath und Oedt gebildet worden war.

Er wurde geboren auf dem Lepershof in Mülhausen und lebte dort mit seinen Eltern, sechs Brüdern und seiner Schwester Maria. Ab 1926 ging Lepers in die Schule im Kloster der Schwestern „Unserer Lieben Frau“, anschließend auf das Gymnasium in Lobberich. Die zweijährige Oberstufe absolvierte er am Gymnasium in Borken, wo er 1939 das Abitur ablegte.

 Josef Lepers mit einem Modell des Denkmals „Müller und Esel“.

Josef Lepers mit einem Modell des Denkmals „Müller und Esel“.

Foto: Werner Königs

Eigentlich wollte er Theologie studieren, aber der Kriegsausbruch 1939 verhinderte das. Stattdessen musste er zur Wehrmacht und war von Anfang an im Kriegseinsatz, zuerst auf dem Balkan, dann auf Kreta. Beim Rückzug der deutschen Front 1944 erlitt Lepers eine schwere Rückgratverwundung, die ihm noch zwei Jahrzehnte zu schaffen machen sollte. 1945 kam er in Berlin  in russische Kriegsgefangenschaft. Erst kurz vor Weihnachten 1947 kam er wieder nach Hause. Seine Verwundung erzwang  einen vierjährigen Krankenhausaufenthalt in Oedt. Danach konnte er zusammen mit seinem Bruder Willi wegen seiner Rückgratverletzung nur leichte Arbeiten in der Süßmosterei des Hofes verrichten. Nach seinem Umzug zur Grasheider Straße, wo er 50 Jahre lang wohnte, unterstützte er seinen Bruder Gottfried in der Tierarztpraxis. Seine vier Jahre jüngere Schwester Maria führte ihm den Haushalt. Sie lebt heute im Haus Salus in Mülhausen.

Als Lepers 1959 der CDU beitrat und fünf Jahre später Mitglied des Gemeinderates Oedt wurde, konnte er noch nicht wissen, was das für ihn bedeuten sollte. Denn bereits 18 Monate später wählte man ihn zum  Bürgermeister. Schon in seinen ersten Amtsjahren hatte Lepers zwei große Herausforderungen zu meistern. In den 1960er Jahren lief die alte Volksschule zu Gunsten der neuen Grund- und Hauptschulen aus. Die Mülhausener wehrten sich bis zuletzt gegen die Verlegung ihrer Schule ins neue Schulzentrum nach Oedt. Lepers setzte aber im Gemeinderat die Verlegung mit den Argumenten der besseren Lehrerversorgung und der guten Ausstattung der neuen Gebäude „Am Schwarzen Graben“  durch.

Die zweite große Herausforderung war die durch die kommunale Neugliederung erzwungene Zusammenlegung der beiden Gemeinden Grefrath und Oedt. Die Oedter wollten sich damit nicht abfinden und erst recht nicht mit dem neuen Namen Grefrath. Als Kompromiss wurde „Niersburg“ vorgeschlagen, jeweils mit dem Anhängsel Oedt und Grefrath. Aber der Landtag  entschied sich für Grefrath. Damit war auf jeden Fall das Ziel von Lepers erreicht, eine selbständige Gemeinde zu bleiben und nicht den Nachbarstädten Kempen oder Nettetal zugeschlagen zu werden.

In seine weitere Amtszeit fielen wichtige Entscheidungen für die Gemeinde Grefrath, so das Eissportzentrum mit seiner 400-Meter-Außenbahn, die Landesgartenschau im Schwingbodenpark, der Bau der Albert-Mooren-Halle, der Beschluss zum Verkauf des Oedter Krankenhauses zugunsten des neuen Altenzentrums, die Übernahme der Dorenburg durch den Kreis Viersen, der Neubau der Grefrather Gemeinschaftshauptschule, heute Schule an der Dorenburg, die Durchsetzung des Baus der Umgehungsstraßen sowie die Grefrather Ortskernsanierung, die Lepers als gelungen bezeichnete, was ihm immer wieder bestätigt wurde.

Sehr am Herzen lag ihm die Freundschaft mit Frankreich. Dazu setzte er sich zusammen mit seinem Freund und Bürgermeister von Frévent, Roger Pruvost, aus voller Überzeugung ein, da er die „Erbfeindschaft“  kannte und er selbst acht Jahre seines Lebens Krieg und Gefangenschaft durchlitten hatte. Nach der deutschen Einheit wurde mit seiner Unterstützung die Städtepartnerschaft um Gerbstedt in Sachsen-Anhalt erweitert.

Josef Lepers war ein Wohltäter für die Gemeinde Grefrath. So regte er das „Müller-und-Esel-Denkmal“ in Mülhausen und den „Gänseliesel-Brunnen“ in Oedt an und unterstützte diese und andere Projekte nicht nur ideell, sondern auch finanziell. 1994 verabschiedete sich Lepers mit 74 Jahren von der politischen Bühne. Er war mit 28 Dienstjahren der dienstälteste Bürgermeister des Kreises Viersen. In den Dankesreden hoben die Redner besonders hervor, dass er „Kommunalpolitik stets mit dem Herzen“ betrieben und „die Menschlichkeit stets im Vordergrund gestanden“ habe. Lepers erhielt die Ehrenbürgerschaft seiner Heimatgemeinde für seinen unermüdlichen Einsatz für die Gemeinde sowie die Ehrenbürgerschaft der Stadt Frévent/Frankreich.

Lepers verstarb am 24. Januar 2007 mit 86 Jahren. Die zahlreichen Menschen, die der Beerdigung beiwohnten, werden nicht vergessen, wie der Sarg auf einem nostalgischen Leichenwagen, von vier Pferden gezogen, von der Heinrichskirche  zur letzten Ruhestätte auf dem Mülhausener Friedhof gefahren wurde, wo Lepers in der Familiengruft beigesetzt wurde.

Josef Lepers wurde gewürdigt als ein Mann, der sowohl im Gespräch an der Theke wie im Konferenzraum offen, unkompliziert und mit einer Portion Humor Informationen sammelte, seinen Standpunkt vertrat und nie jemanden verletzte oder auch nur unbeachtet ließ. Für den späteren Bürgermeister Herbert Kättner ist Lepers ein „Glücksfall“ gewesen. Er habe durch seine persönliche Integrationskraft entscheidend dazu beigetragen, dass Grefrath ein „funktionierendes und harmonisierendes Gemeinwesen“ geworden ist, und habe eine gemeinsame Identität geschaffen.

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