Gemeinde Grefrath Johnson-Werk ohne Aufträge

Gemeinde Grefrath · Weil dem Automobilzulieferer Johnson Controls in Grefrath bis 2014 die beiden wichtigsten Kunden abspringen, sind rund 400 Arbeitsplätze gefährdet. Das auf Instrumententafeln spezialisierte Werk ringt jetzt um seijne Zukunft.

 Gelingt es der Geschäftsführung des Johnson-Werks in Grefrath nicht, volumenstarke Ersatzaufträge zu ergattern, droht dem Standort gegen Ende 2014 das Aus. Derzeit arbeiten dort mehr als 400 Menschen.

Gelingt es der Geschäftsführung des Johnson-Werks in Grefrath nicht, volumenstarke Ersatzaufträge zu ergattern, droht dem Standort gegen Ende 2014 das Aus. Derzeit arbeiten dort mehr als 400 Menschen.

Foto: Wolfgang Kaiser

Die berufliche Zukunft der rund 400 Beschäftigten am Grefrather Standort von Johnson Controls ist alles andere als rosig. Noch bis 2014 fertigt der Automobilzulieferer Instrumententafeln für die C-Klasse von Mercedes Benz in Grefrath. Doch dieser Auftrag, auf den das Werk ausgerichtet ist und der bisher fast die gesamte Geschäftsgrundlage ausgemacht hat, bricht weg — denn Daimler baut ab 2014 ein neues Modell der C-Klasse und Johnson Controls will die Instrumententafeln dann aus dem Werk in Lüneburg liefern. Das teilte eine Sprecherin des Unternehmens gestern mit. Die Geschäftsführung wollte sich dazu nicht äußern.

Hintergrund: Bisher kamen alle Instrumententafeln für die weltweite Produktion der C-Klasse aus Grefrath. Mit dem neuen Modell wird 2014 die Fertigung der Instrumententafeln aber verteilt, etwa nach China, Südafrika und in die USA. Die Tafeln für Europa baut dann das Johnson-Werk in Lüneburg. Begründung des Konzerns: Die dann gegebene Nähe zum Daimler-Standort in Bremen, wo die C-Klasse montiert wird, schaffe Logisitk- und Kostenvorteile.

Doch damit nicht genug. Nach Informationen unserer Zeitung wird auch ein weiterer wichtiger Auftrag in Grefrath wegbrechen und zum Johnson-Werk in Neustadt an der Donau abwandern.

Mit Aussicht auf den Verlust fast der gesamten Geschäftsgrundlage ihres Werkes sind die Beschäftigten bei einer Betriebsversammlung konfrontiert worden. "Der Schock bei den rund 300 Angestellten und etwa 100 Leiharbeitern sitzt tief", sagte Gesamtbetriebsratschef Sigurd Hauptig auf Anfrage. Sie müssten den Verlust ihrer Arbeitsplätze und die Schließung des Standortes fürchten. Bis Ende September 2014 gilt zumindest für 286 Mitarbeiter ein Standortsicherungsvertrag, an den sich die Geschäftsführung nach Angaben von Sprecherin Astrid Schafmeister halten wird. Für diese Gruppe werde es bis dahin keine betriebsbedingten Kündigungen geben, hieß es. Jetzt hoffen die Beschäftigten darauf, dass es der Geschäftsführung gelingt, einen Anschlussauftrag von ähnlichen Dimensionen an Land zu ziehen. "Nach meinen Informationen gibt es Bestrebungen, Aufträge für die Fertigung von Instrumententafeln für Ford und für Volvo zu bekommen", sagte Hauptig. Doch der Konkurrenzkampf sei im Zulieferersektor enorm.

Grefraths Bürgermeister Manfred Lommetz zeigte sich ebenso schockiert: "Ich kenne viele Johnson-Mitarbeiter. Vor wenigen Monaten wurde ihnen noch gesagt, dass die Aufträge im Werk bleiben. So ist es jetzt ein doppelter Schlag."

(RP)
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