Canicross im Trend Sportlich Joggen mit dem Hund

Oedt · Nina Windhausen ist dreifache Deutsche Meisterin im Canicross. Zusammen mit ihrer Freundin Marien Hackel geht sie dieser intensiven Sportart mit dem Hund in Oedt nach. Welche Tipps Nina für den Umgang mit den Hund hat.

Als Nina Windhausen ihre dreijährige Hündin Mikka aus dem Transporter holt und ihr das Geschirr anlegt, ist sie noch sehr ruhig. Als aber dann Maren Hackel ihren ebenfalls dreijährigen Rüden Fredo aus dem Auto springen lässt, ist sie nicht mehr zu halten. Mit lautem Geheul begrüßt sie überschwänglich ihren Kumpel. Beide wissen: Gleich geht es los. Die beiden Frauen betreiben mit ihren Hunden eine sehr sportliche Form des Joggens mit Hund. Es ist eine Teildisziplin des Zughundesports und nennt sich Canicross oder CaniX Run.

 Canicross an der Oedter Niers: Maren Hackel mit Fredo (li.) und Nina Windhausen mit Mikka demonstrieren die intensive Sportart mit dem Hund.

Canicross an der Oedter Niers: Maren Hackel mit Fredo (li.) und Nina Windhausen mit Mikka demonstrieren die intensive Sportart mit dem Hund.

Foto: LÜBKE/Lübke, Kurt (kul)

Zur Ausrüstung gehört ein Gurt für den Menschen, der dem eines Bergsteigers ähnelt. Auf Bauchhöhe wird daran die flexible Leine mit Ruckdämpfer befestigt. Der Hund trägt ein speziell auf seine Größe angepasstes Geschirr. Nina kommt aus Viersen, Maren aus Krefeld. Oft treffen sich die beiden Freundinnen in Oedt, um am Ufer der Niers mit ihren Hunden zu trainieren. Mit aller Kraft werfen sich die Hunde nach vorne, die Leine spannt sich, und jetzt heißt es nur noch: Gas geben. Beim Canicross werden bis zu zehn Kilometer in der Stunde erreicht, schließlich zieht der Hund den Menschen ja kräftig mit.

Nina und Maren betreiben diese Sportart wettkampfmäßig. Nina ist ein absoluter Profi. Die 40-Jährige ist dreifache Deutsche Meisterin im Canicross und aktuell Deutsche Meisterin in ihrer Altersklasse geworden. Sie berät aber auch ganz normale Breitensportler, gibt Einzelstunden zum Thema „Gassi-Jogging“. „Ich schaue mir Mensch und Hund genau an und überlege, was die beiden zusammen machen können“, erzählt sie. Das Wichtigste dabei sei das Wohl des Tieres. Das stehe über jedem sportlichen Ehrgeiz der Hundebesitzer. Deshalb sollte der Hund zuvor vom Tierarzt durchgescheckt werden. Ein höheres Alter oder etwaige Vorerkrankungen sind dabei nicht unbedingt Ausschlussgründe. „Gerade bei Arthrose ist Bewegung sogar förderlich“, sagt Nina. Auch die Rasse ist nicht alleiniges Kriterium. Die Hunde der beiden Frauen sind Mischungen aus besonders lauffreudigen Rassen wie Jagdhund, Husky und Windhund, die speziell für den Zughundesport gezüchtet wurden.

Aber auch viele andere Rassen laufen gerne. Auch die Größe ist nicht ausschlaggebend. Nina hat zu Hause noch zwei Chiwawas, die nach ihrem Bekunden gerne flitzen. Sehr große und sehr schwere Hunde sind möglicherweise weniger geeignet. Es gilt jedoch, jeden Hund einzeln anzuschauen und die Strecken entsprechend anzupassen.

Ganz wichtig sei es, auf die Außentemperaturen zu achten. „Es sollte nicht wärmer als 19 Grad sein“, sagt Nina. Sie empfiehlt die frühen Morgenstunden zum Laufen. Ein gut erzogener Hund kann ohne Leine mitgeführt werden. Eventuell lässt man ihn zunächst ein Stückchen freilaufen, damit er sich lösen kann, und nimmt ihn erst später an die Leine. Falls der Hund stark zieht, sollte er auf jeden Fall ein Geschirr tragen, damit der Halsbereich entlastet wird. Der Hund sollte nicht unmittelbar vor dem Lauf gefüttert werden. „Das kann ganz schnell zu Magendrehungen führen“, warnt Nina.

Mindestens vier Stunden sollte der Abstand zur letzten Fütterung  betragen. Vor Wettkämpfen müssen die Hunde trinken. Bei längeren Strecken wird auch immer Wasser für den Hund in Rucksäcken mitgeführt. „Und immer den Hund im Auge behalten“, sagt Maren. Alarmsignale sind extremes Hecheln, Verfärbung des Zahnfleischs, Zittern oder wenn der Hund sich einfach hinlegt. Dann gilt es sofort zu stoppen. Beide kennen genug Fälle, in denen Hunde als Sportgerät missbraucht werden, bei einem Wettkampf taumelnd ins Ziel kommen. „Oft bei Sportlern, die weder ein Gefühl für ihre eigenen Bedürfnisse noch für die des Tieres haben“, sagt Nina. Wenn aber alles stimmt, kann das gemeinsame Laufen zum großen Vergnügen für Mensch und Hund werden. „Und später liegen alle total entspannt auf der Couch“, schmunzelt Maren.

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