Stadt Kempen Japan-Garten reist in die Schweiz

Stadt Kempen · Gartenbauer Reinhold Borsch reist mit 500 Quadratmetern nach Zürich. Bäume, Gehölze & Co. sind in 15 Sattelschleppern verpackt. Der Betrieb des Koi-Spezialisten in St. Hubert ist ein Stück Japan.

 Sonja und Reinhold Borsch präsentieren in Voesch japanische Gartenkultur.

Sonja und Reinhold Borsch präsentieren in Voesch japanische Gartenkultur.

Foto: wolfgang kaiser

In diesen Tagen geht die Reise los: 500 Quadratmeter Japan machen sich auf den Weg vom Niederrhein in die Schweiz. Der St. Huberter Landschafts- und Gartenbauer Reinhold Borsch stemmt das augenscheinlich Unmögliche: Er verpackt einen ganzen japanischen Garten samt Bäumen, Gehölzen, Findlingen, Skulpturen, Teehaus und Teichanlange auf 15 Sattelschlepper und reist nach Zürich.

 Mit dem Schaugarten "Oase der Ruhe" hat Reinhold Borsch 2015 den Giardina Award gewonnen.

Mit dem Schaugarten "Oase der Ruhe" hat Reinhold Borsch 2015 den Giardina Award gewonnen.

Foto: Reinhold Borsch

Innerhalb von nur zehn Tagen werden er und sein Team dort in den Hallen der "Giardina", eine der international größten Indoor-Gartenmessen, einen japanischen Garten in Originalgröße errichten, samt Wasserfall und Teich, in dem sich prächtige Kois tummeln. Rund 65.000 Zuschauer werden vom 15. bis 17. März in Zürich erwartet.

Borsch präsentiert nicht nur eine der größten Gartenanlagen der Ausstellung, er ist zudem der einzige deutsche Teilnehmer. Über Monate erdacht und geplant wurde die Anlage im heimischen Gartenbaubetrieb in Voesch. Eher unauffällig präsentiert sich das Anwesen zur Straßenseite hin, doch hinter dem Wohnhaus eröffnet sich auf 12.000 Quadratmetern japanische Gartenkultur vom Feinsten. Der Besucher wandelt im Ausstellungsgarten auf geschwungen weißen Kieswegen um eine Wasserwelt mit japanischem Teehaus, eingebettet in Sträucher, die wie Wellen geschnitten sind und exakt skulpturierten Bonsai-Bäumen. Hier ist nichts dem Zufall überlassen, jeder Zweig, jeder Grashalm ist in eine bestimmte Form gebracht. Das alles sei schon ein "Wahnsinn", sagt Borsch und: "Ich kenne keinen Gartentypus, der pflegeintensiver ist."

Der große, kräftige Mann ist ein Macher, wie er selbst bestätigt. Der 45-Jährige lebt mit seiner Frau Sonja, zwei Kindern, zwei Hunden und geschätzten 50 bis 60 Kois im Kendeldorf, woher er auch stammt. Seine Eltern betrieben in St. Hubert eine Champignonzucht, er selbst ist seit mehr als 25 Jahren selbständig. Der Garten- und Landsschaftsbauer entwickelte sich in dieser Zeit zu einem der gefragtesten internationalen Anbieter für den Bau von Koi-Teichen, speziellen Wasserfilteranlagen und exklusiven japanischen Gärten.

Er plant und baut Gartenanlagen für vermögende Privatkunden, Preisklasse ab 250.000 Euro aufwärts. Etwa 40 Anlagen hat er bislang in Deutschland, Spanien, Luxemburg, den Niederlanden und Belgien gebaut. Geleitet wird er von einem sicherem Gespür, das er selbst nicht ganz erklären kann: "Wenn ich in einen Garten komme, dann weiß ich, wie der auszusehen hat." Angefangen habe alles mit dem Teichbau und mit seiner privaten Leidenschaft für Koi-Fische. Die werden auch jetzt mit nach Zürich reisen, in sauerstoffangereicherten Beuteln und unter tierärztlicher Aufsicht. In der Schweiz müssen die Tiere dann zunächst noch in Quarantäne.

Und sie sind nur ein Teil des immensen Aufwandes, den Borsch für diese Ausstellung schultert. Zu seinem Team gehören neben Gärtnern auch Schreiner, Elektriker und Folienschweißer für die Teichfolie.Normalerweise baut er mindestens drei bis vier Monate an einer Anlage, bei größeren kann die Bauzeit bis zu einem Jahr betragen. Und nun muss in zehn Tagen der Garten stehen. "Das alles geht nicht anders", sagt Borsch.

Er sei auf deutschen Ausstellungen nicht weiter gekommen. Nur auf solch internationalen Plattformen könne er neue Kunden erreichen. Das bestätigte seine erste Teilnahme bei der Giardina vor zwei Jahren, bei der er gleich eine Auszeichnung erhielt.

(evs)
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