Stadt Kempen "Irren ist menschlich - Selbstironie für alle"

Stadt Kempen · Mit seinem aktuellen Programm gastierte der vor allem aus dem Hörfunk bekannte Kabarettist René Steinberg im Forum in St. Hubert. Dabei nahm er auch die Prinzenrolle aufs Korn.

 René Steinberg auf der Bühne in St. Hubert: Der 45-jährige gebürtige Mülheimer ist kabarettisch regelmäßig auf WDR 2 zu hören.

René Steinberg auf der Bühne in St. Hubert: Der 45-jährige gebürtige Mülheimer ist kabarettisch regelmäßig auf WDR 2 zu hören.

Foto: Norbert Prümen

Seine Stimme kennt jeder Hörer von WDR 2, bringt er doch immer wieder im Radio seine Kommentare zum großen und kleinen Weltgeschehen oder fährt mit Familie Mittelspur zu interessanten touristischen Orten in Nordrhein-Westfalen. Aber R ené Steinberg live auf der der Bühne zu erleben, wie jetzt im St. Huberter Forum, ist dann doch etwas ganz anderes.

Gleich zu Beginn zeigte sich seine Begabung, spontan auf aktuelle Dinge einzugehen. Denn der langjährige Wirt Hubert Zens von den St. Huberter "Poststuben" hört zum Monatsende auf. Das nahm Steinberg dann in sein Programm auf und vermutete, dass nach der Pause - wenn jeder noch einmal mit Zens ein Abschiedsgetränk zu sich genommen habe - das Forum wohl zum "Rio de Janeiro von Nordrhein-Westfalen" werden würde. Einen großen Teil an einer solchen Entwicklung hatte er aber durchaus selbst an diesen Abenden.

Ihn treibe der Spaß an dem an, was Menschen machen, so der Kabarettist. Man müsse nur aufmerksam um sich schauen. Das Leben schreibe immer noch die besten Geschichten, habe er festgestellt. Entstanden ist daraus sein neues Programm "Irren ist menschlich - Selbstironie für alle".

Und seine Geschichten sind wirklich aus dem Leben gegriffen. In Kempen läuft er offene Türen ein, wenn er schildert, wie man Prinzenrollen-Kekse isst. Klar, Deckel abknabbern, Schokolade ablecken und der Rest ist dann für den Hund oder den Mann. Und wie sortiert der Mensch seine Scheine im Portemonnaie, so die Frage ins Publikum. Geschickt fing er die Ideen aus dem Publikum auf. Aber er wäre kein Profi, wenn er nicht genau dahin kommen würde, wo er es wollte. So lautet die Antwort auf die Frage: Die meisten Menschen sortieren ihre Geldscheine nach dem Wert. Und daraus wird dann eine herrliche Persiflage auf den Ordnungssinn. Über allem stand der Grundgedanke, dass der Mensch gar nicht vernünftig ist. Schließlich wollte Columbus Indien und nicht Amerika entdecken. Flemming hat das Penicillin nur entdeckt, weil er seine Petrischalen ungespült stehen ließ.

Aber Steinberg ist durchaus manchmal politisch mit seinem Scharfblick. Und er ist sehr aktuell, wenn er zum Beispiel das unselige Zitat von Alexander Gauland von der AfD zur Nazi-Zeit bringt. Und dabei verwechselt er - rein zufällig - ständig den Vornamen und nennt Gauland stets Adolf. Auch US-Präsident Donald Trump bekommt Steinbergs Schelte ab - selbstverständlich, nicht ohne die Frisur des Präsidenten so richtig schön durch den Kakao zu ziehen. Wiederauferstehen dürfen an diesem Abend auch die Dialoge des ehemaligen französischen Präsidenten Sarkozy und des Komikers Louis de Funès. Dazu muss dann Winfried aus dem Publikum mitspielen.

Ebenfalls gibt es schon fast philosophische Teile im Programm. Man sollte doch viel mehr lachen, das wäre die beste Art, dem anderen die Zähne zu zeigen - und dabei nicht vergessen, auch immer mal wieder über sich selbst zu lachen. Oder wenn er mit Bernd, ebenfalls aus dem Publikum, ein Spiel macht, das zeigt, wie wichtig es ist, sich in den anderen hinein zu fühlen. Witzig gemacht, aber schon fast eine Eulenspiegelei, wie er da jedem den Spiegel vorhält.

Zum Schluss gibt es mit dem Lob auf die bodenständige Küche von Currywurst bis Mettbrötchen noch einen heiteren Ausklang. Kaum zu glauben, wie schnell sich dieser Mann immer wieder im Laufe des mehr als zweistündigen Abends immer in Sekundenschnelle wandelt.

(sr)
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