Interview Corona kann auf die Venen gehen

Kempen · Das Coronavirus kann sogar Thrombose und Lungenembolie mit sich bringen. Darüber sprachen wir mit Dr. Meike Finkenrath, Chefärztin des Venen-Kompetenz-Zentrums am Hospital zum Heiligen Geist.

 Dr. Meike Finkenrath ist am Kempener Hospital zum Heiligen Geist Chefärztin des Venen-Kompetenz-Zentrums.

Dr. Meike Finkenrath ist am Kempener Hospital zum Heiligen Geist Chefärztin des Venen-Kompetenz-Zentrums.

Foto: Hospital

Frau Dr. Finkenrath, täglich erlangen Wissenschaft und Medizin neue Erkenntnisse über Corona-Begleiterkrankungen wie Atemwegsinfekte, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder psychische Leiden. Was ist mit Krampfadern?

Meike Finkenrath Vielen ist nicht bewusst, dass das Virus auch ungeahnte Bereiche beeinträchtigen kann. Tatsächlich gehen sogar venöse Erkrankungen mit dem Coronavirus einher.

Worin genau besteht denn der Zusammenhang zwischen Venengesundheit und Corona?

Finkenrath Das „Aktionsbündnis Thrombose“ weist aktuell darauf hin. Angesichts Homeoffice oder eingeschränkter Freizeitbeschäftigung herrscht Bewegungsmangel, der wiederum das venöse System beeinträchtigt. Wenn die Venenpumpen weniger angeregt werden, steigt das Risiko für Venenleiden. Zudem birgt eine Covid-19-Erkrankung eine erhöhte Thrombosegefahr durch die höhere Gerinnbarkeit des Blutes.

Sind manche dadurch besonders gefährdet?

Finkenrath In erster Linie Personen mit einem vorgeschädigten Beinvenensystem. Sprich: Wer ohnehin beispielsweise zu Krampfadern neigt, sollte derzeit ein besonderes Augenmerk auf seine Venengesundheit legen. Dasselbe gilt auch für Schwangere. Faktoren wie die erhöhte Blutmenge oder die hormonell bedingte Auflockerung der Gefäßwände spielen eine Rolle bei der Entstehung von Venenerkrankungen.

Wie lautet Ihr Rat?

Finkenrath Vorsorge ist das A und O. Wir bemerken, dass derzeit viele Patientinnen und Patienten den Gang zum Arzt scheuen. Das führt zu einem ungehinderten Fortschreiten der Erkrankung. Mitunter kommt es sogar zu lebensbedrohlichen Lungenembolien. Das ist vermeidbar. Oft kann schon mit Übungen, Medikamenten oder Kompressionsstrümpfen einiges bewirkt werden.

Bietet das Hospital zum Heiligen Geist hierzu eine Beratung?

Finkenrath Ja, wir bieten in Kempen in unserem Venen-Kompetenz-Zentrum eine tägliche Sprechstunde an. Patientenströme werden dabei strikt voneinander getrennt, Sicherheits- und Hygienemaßnahmen streng eingehalten. Die Angst, sich einer Corona-Ansteckung auszusetzen, ist völlig unbegründet.

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