Städtisches Kramer-Museum Kempen „Nischen“: Mit Kunst auf den Raum eingehen

Kempen · FormArt ’93: Der Interessenkreis freischaffende Kunst zeigt ab Sonntag eine Ausstellung im Städtischen Kramer-Museum.

 Mitglieder des Interessenkreises freischaffender Kunst „FormArt ’93“ am Donnerstag bei der Vorstellung der neuen Ausstellung im Kempener Kramer-Museum.

Mitglieder des Interessenkreises freischaffender Kunst „FormArt ’93“ am Donnerstag bei der Vorstellung der neuen Ausstellung im Kempener Kramer-Museum.

Foto: Norbert Prümen

Dem Thema „Nischen“ nähert sich die Gruppe „FormArt ’93“ bei ihrer aktuellen Ausstellung im Städtischen Kramer-Museum auf vielfältige Weise an. So vielfältig, wie die zwölf Kreativen, die als Mitglied oder auch Gast dem „Interessenkreis freischaffende Kunst“ angehören und Arbeiten aus den Bereichen Fotografie, Glas, Lyrik, Malerei und Objektkunst präsentieren.

 Erstmals stellen die Kreativen im Erdgeschoss des Museums aus, bespielen den Kreuzgang, der immer noch Baustellencharakter hat, und die musealen Nebenräume. Aus der Not wurde eine Tugend gemacht. „Wir sind begeistert von dem Gegensatz zwischen Alt und Neu“, sagt der Kempener Künstler und Sprecher der Gruppe, Reinhold Heik. In den Tagen des Aufbaus habe sich eine Eigendynamik entwickelt. „Wir stellen die Arbeiten in ein Spannungsverhältnis zueinander und zum Raum“, beschreibt es Christel Tarras.

Ganz wörtlich hat die Nische Barbara Herrmann-Lange genommen. In eine halbrunde Nische des Kreuzgangs hat sie die Buchstaben des Wortes „Zeit“ eingehängt. Es geht um Zeitabschnitte, das „Zeitfenster“, in dem sich viele Menschen aktuell zu bewegen scheinen. Um die Nische als Architekturelement geht es in den Fotografien von Marguen Binzen. Ihre Arbeiten, oft aus südlichen Sphären, zeigen Mauervorsprünge, geschützte Ecken und idyllische kleine Oasen. In einem Saal irritiert die nachgebaute Schlafstelle eines Obdachlosen auf dem feinen Parkett. Die Ausgrenzung von Menschen will Klaudia Hummen, ihres Zeichens eigentlich Glaskünstlerin, damit thematisieren.

Mehrere Arbeiten haben einen gesellschaftskritischen Hintergrund. Jürgen Hemkemeyer schaut mit Hilfe einer halbdurchsichtigen großen Kunststofftrommel auf die geografische Antipode Deutschlands, Neukaledonien in Neuseeland. „Wir blenden da etwas aus“, deutet er an. Hanne Tesche formt aus Plastiktüten und Abfallelementen Blüten und Schaukästen. Christel Tarras lässt in ihren Fotos von Nekropolen längst totgeglaubte Geister in Form von Strichmännchen auferstehen. Peter Tesche zeigt in seinen Collagen Nischen, wie er sie sich wünscht. Unter anderem einen demütig knieenden Hitler beim Gebet. Die geöffneten Türflügel hinter ihm geben den Blick auf eine Ruinenlandschaft frei. Reinhold Heik hat den früheren Eingangsraum des Klosters mit seiner Gesamtinstallation „Illusion“ gestaltet. „In unserer Welt ist alles toll, schön und laut“, sagt er. Bewusst rätselhaft, aber ästhetisch ansprechend sind seine Objekte aus Holz und Stein sowie die verfremdeten Fotografien – überraschenderweise von der Nordseeinsel Norderney. Und Maria Eliana Schwarzenberg hat eine Nischenkunst wiederbelebt. Die gebürtige Chilenin hat drei Monate lang an einem Wandteppich gewebt, wie er in Patagonien traditionell ist.

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