Gemeinde Grefrath Innehalten auf dem Museums-Kreuzweg

Gemeinde Grefrath · Auf dem Gelände des Niederrheinischen Freilichtmuseums Grefrath erinnern Kreuzwegstationen an das Leid und Sterben Christi. Die steinernen Zeugen stammen vom Weg zum Birgelener Pützchen.

 Die fünfte Station des Birgelener Kreuzweges zeigt Simon von Zyrene, der Jesus hilft, das Kreuz zu tragen.

Die fünfte Station des Birgelener Kreuzweges zeigt Simon von Zyrene, der Jesus hilft, das Kreuz zu tragen.

Foto: Wolfgang Kaiser

Eine Frau kniet ehrfürchtig vor Jesus nieder, im Hintergrund hebt Simon von Zyrene das schwere Kreuz auf seine Schultern: Diese Szene, vor über 100 Jahren in Stein gemeißelt, begegnet Besuchern unweigerlich im Niederrheinischen Freilichtmuseum Grefrath. Das ganze Jahr über erinnern dort steinerne Zeugen — über das gesamte Areal verteilt — an die Kreuzigung Jesu Christi, derer am morgigen Karfreitag gedacht wird.

Gemeinde Grefrath: Innehalten auf dem Museums-Kreuzweg
Foto: Kaiser

"Vor 40 Jahren haben die Kreuzwegstationen im Freilichtmuseum eine neue Heimat gefunden", sagt Museumsleiterin Anke Wielebski. Ursprünglich stammen sie vom Weg zum Birgelener Pützchen, einem Wallfahrtsort der schmerzhaften Mutter Maria zwischen der Wassenberger Oberstadt und Birgelen im Kreis Heinsberg. "Der Kreuzweg wurde dort 1910 errichtet. Er war ein Geschenk von Josefa Breuer, die 1914 im Alter von 77 Jahren verstarb", berichtet Wielebski.

 Auf dem Weg zum Wallfahrtsort stand diese Station im Wald.

Auf dem Weg zum Wallfahrtsort stand diese Station im Wald.

Foto: Breuer

Dank des Heimatvereines Wassenberg und des Ehrenbürgers der Stadt, Franz-Josef Breuer, ein Nachfahre der Stifterin, hat die Grefrather Museumsleiterin einige Informationen über die Geschichte der steinernen Wegstationen zusammentragen können. "Das Leiden Christi in Form eines Kreuzweges nachzuspüren, spielte in den bäuerlichen Lebensgemeinschaften am katholischen Niederrhein über Jahrhunderte eine grundsätzliche Rolle", sagt Wielebski. An den Stationen zur Ruhe zu kommen, zu beten, Teil der Prozession zu sein, inne zu halten, dies war neben dem regelmäßigen Kirchgang Ausdruck des religiösen Lebens am Niederrhein. "Die Stationen passen daher in das Grefrather Freilichtmuseum, auch wenn sie — Wind und Wetter ausgesetzt — allmählich verfallen", erklärt die Leiterin.

Nach den Kriegsjahren wurden die Reliefdarstellungen vom Kreuzweg Jesu Christi von Bildhauer Koulen aus Heinsberg 1954 erstmaligüberholt. Die schadhaft gewordenen Rundbögen wurden mit Schevenhüttener Naturstein erneuert. 1954 wurden die Arbeiten fertiggestellt. Bis 1973 blieben die Stationen auf dem Weg zum Birgelener Pützchen erhalten, dann wurde dort ein neuer Kreuzweg mit Bronzeplastiken errichtet, die von Josefa Breuer gestifteten Stationen kamen nach Grefrath ins Museum. "Ich habe unsere Stationen dort besichtigt", sagt Wassenbergs Ehrenbürger Franz-Josef Breuer. "Leider verfallen sie mehr und mehr der Witterung. Es wäre daher schön, die Stationen wieder zu erneuern."

Den Weg, den Jesus von Nazareth vom Haus des Pilatus (der Ort, wo Jesus zum Tod verurteilt wurde) bis zum Berg Golgatha (die Stelle, an der Jesus gekreuzigt wurde und starb) gehen musste, schreiten Christen seit dem 16. Jahrhundert ab. Dieser Weg in Jerusalem heißt "Via Dolorosa". In Anlehnung an diesen "schmerzhaften Weg" wurden in Europa die Kreuzwege geschaffen, die den Leidensweg Jesu von der Verurteilung bis zu seinem Begräbnis nachstellen. Sowohl in katholischen Kirchen wie in der Natur sind Kreuzwege aufgestellt.

Kreuzwege bestehen aus 14 Stationen. Christen gehen von Station zu Station und beten dort. Jede Kreuzweg-Station besteht aus einem Bild oder aus Skulpturen, die in der Natur in kleinen Häuschen oder Kapellchen aufgestellt sind. Neben der traditionellen katholischen Kreuzweg-Andacht gibt es seit mehreren Jahren den sogenannten Ökumenischen Kreuzweg der Jugend, der in vielen Regionen während der Fastenzeit gegangen wird.

Am morgigen Karfreitag erinnert die Kirche an das Leiden und Sterben Jesu Christi. An diesem Tag wird Gottesdienst gehalten — meist um 15 Uhr zur angenommenen Todesstunde Jesu. Thema ist die Verkündigung der Passion Christi nach dem Johannesevangelium mit anschließender Kreuzverehrung. In der evangelischen Kirche ist der Karfreitag der höchste kirchliche Feiertag.

"Den Kreuzweg während der Karwoche in den Blick zu nehmen, macht Sinn", sagt Grefraths Museumsleiterin Anke Wielebski. Werde in dieser Woche doch an das Leiden und Sterben Jesu erinnert. Und so ist auch der heutige Gründonnerstag fester Bestandteil des Osterfestes. "Die Wortsilbe grün weckt unterschiedliche Assoziationen", erklärt Wielebski. "Sie leitet sich aber nicht von der Farbe, sondern vom Wort greinen her. Das bedeutet so viel wie klagen oder weinen." Grund zur Klage und zur Trauer haben Christen, weil Jesus nach seinem letzten Abendmahl, das am heutigen Gründonnerstag im Mittelpunkt steht, von einem seiner zwölf Jünger verraten und danach zum Tod am Kreuz verurteilt wird. "Jesu Leid wird somit im Kreuzweg lebendig", sagt die Museumsleiterin.

(RP/rl)
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