St. Hubert Ökologischer Strom von der Königshütte

St. Hubert · Ingo Lange betreibt in St. Hubert drei Windenergieanlagen. Mit der dort gewonnenen Energie können 3000 Haushalte versorgt werden.

Wenn Ingo Lange seine eigenen Windenergieanlagen besucht, dann reist der 40-Jährige, der mit seiner Familie in Filderstadt in der Nähe von Stuttgart lebt, durch Hessen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. Denn in allen drei Bundesländern betreibt er Windkraftanlagen. An der Königshütte in St. Hubert stehen drei von seinen insgesamt zehn Anlagen. Der Mast ist 73 Meter hoch und gewährt einen herrlichen Blick über den Niederrhein, wie Lange berichtet. Könnte man auf die Flügelspitze, wenn sie senkrecht nach oben steht, wären es sogar knapp 100 Meter Höhe. Zusammen können die drei Windkraftanlagen 3000 Haushalte mit Strom versorgen. Das heißt, die Kempener könnten den vor der eigenen Haustür produzierten Strom kaufen.

 Ingo Lange an einem seiner drei Windräder an der Königshütte. Den Strom vermarktet er über eine Internetplattform.

Ingo Lange an einem seiner drei Windräder an der Königshütte. Den Strom vermarktet er über eine Internetplattform.

Foto: Norbert Prümen

Lange bietet die Energie über „enyway“, ein Start-up-Unternehmen aus Hamburg, an. Es handelt sich dabei um keinen Energieversorger, sondern um eine digitale Plattform, die es dezentralen Stromerzeugern ermöglicht, selbst Energieversorger zu werden und ihren Strom an Endkunden zu liefern. Die Plattform ist also ein Marktplatz für Kleinanbieter, die Strom aus Sonne, Wind und Wasser gewinnen und direkt an Privatkunden und keinen Großkonzern verkaufen möchten. Wobei sich die Firma „enyway“ um die gesamte Abwicklung kümmert. Lange verkauft dort auch seinen in St. Hubert produzierten Strom.

„Das ist in etwa so, als wenn die Kunden den Strom direkt bei mir kaufen würden. Auf den Internetseiten können die Kunden auswählen, von wem sie welchen Strom kaufen möchten. Alles wird natürlich komplett aus regenerativen Energien gewonnen“, erklärt der Schwabe. Der Kunde kauft von keinem Konzern, sondern in diesem Fall von Ingo Lange.

Er ist auf einem Hof bei Minden aufgewachsen. „Anfang der 1990er-Jahre wurden dort die ersten Windenergieanlagen gebaut. Mein Bruder und ich fanden das toll, und wir fragten unseren Vater, ob wir nicht auch so was bauen könnten“, berichtet er. Sie konnten – und nicht nur auf dem eigenen Hof. Der Vater setzte sich intensiv mit dem Thema auseinander und startete mit der Energiewende, wobei es das Wort als solches damals noch gar nicht gab. Er besorgte Flächen, kümmerte sich um Genehmigungen und baute Windenergieanlagen auf.

Ingo Lange studierte später Wirtschaftswissenschaften in Stuttgart und arbeitete unter anderem drei Jahre beim Stifter des Windenergielehrstuhls. „Wir haben ganze Windparks gebaut und das nicht nur in Deutschland“, berichtet Lange, der sich danach mit „Protea Energy“ selbstständig machte. Ein Unternehmen, dessen Fokus auf der Bereitstellung von maßgeschneiderten Lösungen für erneuerbare Energien liegt. Im Zuge dessen kam es auch zum Bau der drei Windenergieanlagen in St. Hubert. „Ich hatte erfahren, dass ein Krefelder Unternehmen Genehmigungen für zwei Windanlagen hatte, sie aber nicht selber bauen wollte. Über die GLS-Bank, eine Öko-Bank, finanzierte ich den Bau der beiden ersten Windräder im Jahr 2014. Im vergangenen Jahr kam dann die dritte Anlage hinzu“, sagt Lange.

Eingespeist wird der Strom in das Netz der Stadtwerke Krefeld in Hüls. „Seinen eigenen Strom bekommt man aufgrund der Physik immer vom nächsten Standort, wo er produziert wird. Aber es geht auch darum, wem bezahle ich meine eigene Stromrechnung. Ist es der Großkonzern, der auf Energieträger wie Braunkohle oder Atomkraftwerke setzt, oder ist es derjenige, der in erneuerbare Energien investiert? Die Frage ist, was geschieht mit dem für den Strom bezahlten Geld“, sagt Lange.

Nähere Informationen zum Projekt gibt es im Internet unter www.enyway.com. Auf der Plattform werden die verschiedenen Stromanbieter vorgestellt.
Für St. Hubert gilt: Wenn der Wind einmal nicht für Strom ausreicht, sorgt kauft Ingo Lange Strom aus Wasserkraft dazu. Umgekehrt geht sein überschüssiger Strom an andere Anbieter der Plattform enyway.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort