Deutscher Orgeltag 2020 in Kempen und Vorst Verschiedene Klangfarben zum Orgeltag

Kempen/Vorst · In Kempen und Vorst gibt es am 13. September in vier Kirchen die Gelegenheit, Orgelmusik zu hören, ins Innere des Instruments zu schauen und sogar eine echte kleine Orgel selbst zu bauen.

 Ute Gremmel-Geuchen, Titular-Organistin der Kempener König-Orgel, hofft, dass viele Besucher aller Altersklassen kommen.

Ute Gremmel-Geuchen, Titular-Organistin der Kempener König-Orgel, hofft, dass viele Besucher aller Altersklassen kommen.

Foto: Emily Senf

Bei einem Orgelspiel können Besucher natürlich den Klang des Instruments hören, aber vieles andere, wie das Spiel des Organisten oder das, was sich im Inneren der Orgel bewegt, bleibt ihnen verborgen. Zumindest am kommenden Sonntag, 13. September, soll das in der Paterskirche, Propsteikirche und Thomaskirche in Kempen sowie in St. Godehard Vorst anders sein. Dann wird der deutsche Orgeltag begangen, und „wir wollen den Menschen das Instrument näherbringen“, sagt Ute Gremmel-Geuchen, die Titular-Organistin der Kempener König-Orgel ist und als Künstlerische Leiterin die Orgelkonzerte verantwortet.

In den verschiedenen Kirchen (siehe Info-Kasten) können die Besucher an diesem Tag kostenfrei und ohne Anmeldung einen Blick hinter die Kulissen werfen. „Wir werden die Türen der Orgeln öffnen, den Menschen eine Pfeife in die Hand geben und erklären, wie das Instrument aufgebaut ist“, berichtet Gremmel-Geuchen.

Die Organistin wirbt leidenschaftlich für das Instrument: „Es ist faszinierend, wie viele Klangfarben eine Orgel hat“, sagt sie. „Es ist etwas Lebendiges, wenn Wind hineingeblasen wird und der Klang entsteht.“ Hinzu komme die vielfältige, perfekt auf das Instrument abgestimmte Musik. Orgelbau und Orgelmusik gehören zum immateriellen Unesco-Kulturerbe der Menschheit.

Der deutsche Orgeltag findet zum zehnten Mal statt, immer am zweiten Sonntag im September. Nach Angaben des Initiators, der Vereinigung der Orgelsachverständigen Deutschlands, wird das Angebot sehr gut angenommen: „Es muss nicht die kostspielige, langfristig geplante Einladung eines Weltstars sein; auch das unkomplizierte Engagement der vor Ort tätigen Kräfte hat in den vergangenen Jahren schon sehr erfolgreiche Aktionen ermöglicht.“ Das kommende Jahr soll einen besonderen Orgelschwerpunkt haben, da die Konferenz der Landesmusikräte die Orgel zum „Instrument des Jahres 2021“ gewählt hat.

Jede der vier Orgeln, die am Sonntag zu besichtigen sind, hat ihre ganz bestimmten Eigenarten, angefangen bei Tastenbreite und -länge. „Es gibt extreme Unterschiede zwischen Orgeln“, sagt Gremmel-Geuchen. So ist die Albiez-Orgel in der Propsteikirche eine große symphonische Orgel, die romantisch angelegt wurde, berichtet sie. Die König-Orgel in der Paterskirche ist barock, und das Instrument in Vorst ist ganz spannend, wie die Organistin sagt. Dank der pneumatischen Traktur sei die Klais-Orgel „perfekt geeignet für romantische Renaissance-Musik“. Das Übertragungssystem zwischen Tasten und Pfeifenventilen wird durch Luftdruck gesteuert.

Die Verschueren-Orgel in der evangelischen Thomaskirche sei eher barock gedacht, mit französischen Einflüssen. Sie stammt von der niederländischen Firma Verschueren Orgelbouw aus Heythuysen bei Roermond, deren Mitarbeiter auch die Restaurierung der König-Orgel in der Kempener Paterskirche vornahmen.

Eine Besonderheit gibt es für die Besucher am Orgeltag in der Paterskirche: Sie können eine kleine Orgel selbst bauen. Dafür bringen sie unter Anleitung von Gremmel-Geuchen zunächst etwa Pfeifen, Gehäuse, Gebläse, Trakturteile und Tasten in die richtige Reihenfolge, dann setzen sie das Instrument zusammen. „Am Ende können sie den Balg betätigen und die Orgel spielen“, sagt Gremmel-Geuchen. Normalerweise kommt das kleine Instrument bei dem Projekt „Orgelkids“ mit Schülern zum Einsatz. Wegen der Corona-Pandemie pausiert das Angebot.

Sollte jemand das Orgelspiel erlernen wollen, kann er sich für Unterricht an die Organisten wenden. „Wir freuen uns über Nachwuchs“, sagt Gremmel-Geuchen.

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