Stadt Kempen In Kempen sargt auch eine Frau ein

Stadt Kempen · Heike Wolters-Judisch ist wohl die erste weibliche Bestatterin in Kempen. Kürzlich schaffte sie den Abschluss eines Lehrgangs vor der Handwerkskammer Düsseldorf. Die 42-Jährige war früher Kinderpflegerin.

 Heike Wolters-Judisch ist die erste Frau in Kempen, die einen Lehrgang zum Bestatter erfolgreich abgeschlossen hat. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Stephan führt sie ein Bestattungshaus an der Berliner Allee.

Heike Wolters-Judisch ist die erste Frau in Kempen, die einen Lehrgang zum Bestatter erfolgreich abgeschlossen hat. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Stephan führt sie ein Bestattungshaus an der Berliner Allee.

Foto: Kaiser

Wenn man mit Heike Wolters-Judisch spricht, merkt man, sie hat den Beruf ihrer Wahl gefunden. Seit dem 29. November vergangenen Jahres ist sie durch die Handwerkskammer Düsseldorf geprüfte Bestatterin und damit wohl die erste weibliche Bestatterin in Kempen. Die 42-Jährige hat damit noch einmal einen ganz neuen Berufsweg gewagt. Eigentlich ist sie gelernte Kinderpflegerin, steht aber ihrem Mann Stephan schon seit einigen Jahren im Bestattungshaus Wolters an der Berliner Allee zu Seite.

Immer mehr Frauen lernen den Beruf, erzählt sie. In ihrem Lehrgang waren von 14 Teilnehmern sechs Frauen. "Vielleicht gehen wir anders an die Sache heran", meint sie. Pragmatisch, was die Arbeit betrifft, aber auch immer mit sehr viel Augenmerk auf die Angehörigen des Verstorbenen.

Dazu gehört bei Heike Wolters-Judisch auch eine gut sortierte Bibliothek mit Kinderbüchern zum Thema Sterben und Trauer. Immer wieder hat sie erlebt, dass Kinder vollkommen unvorbereitet vom Tod eines Verwandten, vielleicht sogar eines Elternteils überrascht werden. Und dann die ganze Familie hilflos davor steht. Zum einen die eigene Trauer, zum anderen die Unfähigkeit, Tod zu erklären.

Viele Eltern fühlten sich von solchen Fragen wie "Ist der Opa jetzt im Himmel?" überfordert. Da möchte Heike Wolters-Judisch behutsam helfen. Ihr Anliegen ist es auch, auf die Zeit nach der Beerdigung vorzubereiten — wenn alles erledigt ist, keine Aufgaben rund um den Sterbefall mehr warten. "Gut aufgehoben in Zeiten der Trauer", nennt sie das Konzept, das sie gemeinsam mit ihrem Mann erarbeitet hat.

Eine Ausbildung zur Bestatterin enthält viele Elemente. Dazu gehört, wie man den Verstorbenen für die Beerdigung würdig herrichtet. Er wird gewaschen, eventuelle Wunden werden versorgt. Wenn die Angehörigen dies wünschen, geht ein Verstorbener mit seiner Lieblingskleidung ins Grab. Insgesamt ist Heike Wolters-Judisch wichtig, dass Verstorbene ein ästhetisches Aussehen haben, zumal wenn eine Verabschiedung am offenen Sarg gewünscht wird. Für sie ist das ein wichtiger Schritt bei der Trauerbewältigung. "Nimmt man doch bewusster wahr, dass der Lebenskreis sich nun geschlossen hat", sagt sie. Ihr ist wichtig, dass eine Trauerfeier möglichst viele Wünsche der Familien berücksichtigt. Sie weiß, dass manche Menschen schon zu Lebzeiten spezielle Wünsche zur Gestaltung ihrer Beerdigung und Trauerfeier äußern. Das kann die Auswahl der Dekoration oder auch der Musik betreffen. In die Einladungen zur Trauerfeier können Fotos und Symbole einfließen.

Ganz praktisch gehörte zu ihrer Ausbildung aber auch die Planung der Beisetzung. Das geht von der Organisation der Feier, über die Aufstellung des Trauerzuges zum offenen Grab bis zur musikalischen Gestaltung. Wichtig war in ihrer Ausbildung auch, die verschiedenen Riten und Bräuche unterschiedlicher Glaubensrichtungen kennenzulernen. "Dies ist immer wichtiger in unserer Zeit, auch hier in Kempen leben und sterben viele gläubige Muslime", sagt sie.

Für nähere Informationen steht Heike Wolters-Judisch auch übers Internet unter www.wolters-bestattungen.de zur Verfügung.

(RP/rl)
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