Stadt Kempen In Kempen fehlen neun Gruppen für Kita-Plätze

Stadt Kempen · Die Nachfrage nach Betreuung in Kindertagesstätten steigt enorm an. Schon zum kommenden Sommer fehlen in Kempen rund 180 Plätze. Der Stadtkämmerer sieht Belastungen für die Stadt in Millionenhöhe.

 Spielzeug in einer Kindertagesstätte (Symbolfoto).

Spielzeug in einer Kindertagesstätte (Symbolfoto).

Foto: dpa, ve fpt skm ink

Die Stadt Kempen galt in Nordrhein-Westfalen vor einigen Jahren als besonders vorbildlich, hatte sie doch die vom Land geforderte Quote von 40 Prozent bei den Betreuungsplätzen für Kinder unter drei Jahren als eine der ersten Kommunen in NRW erfüllt. Damals war es schon ein Kraftakt, der unter anderem auch dadurch gelingen konnte, dass Plätze für Kinder über drei Jahren, die seinerzeit nicht so nachgefragt waren, in Plätze für kleinere Kinder umgewandelt wurden. Inzwischen hat sich die Situation geändert. Nicht nur in Grefrath oder anderen Kommunen in Nordrhein-Westfalen wird händeringend nach Lösungen gesucht, wie zum neuen Kindergartenjahr 2018/2019, das am 1. August kommenden Jahres beginnt, neue Betreuungsplätze in den Tageseinrichtungen geschaffen werden können.

Kempens zuständigen Dezernent Michael Klee hat für die nächste Sitzung des Jugendhilfeausschusses am kommenden Donnerstag, 23. November (ab 18 Uhr im Rathaus am Buttermarkt), dem Ausschuss eine Vorlage zur Beratung vorgelegt, die auch die akuten Probleme der Stadt Kempen in geradezu schonungsloser Art aufzeigt: Zum neuen Kindergartenjahr fehlen in der Thomasstadt neun Gruppen. Konkret: Bei einer Gruppenstärke von 20 Kindern wären am 1. August 180 Kinder ohne Betreuungsplatz. Schon zum laufenden Kindergartenjahr war es in einzelnen Wohnbereichen zu erheblichen Versorgungsproblemen gekommen. Erstmals konnten nicht alle Elternwünsche erfüllt werden, mussten Kinder teilweise an andere Einrichtungen verwiesen oder Gruppen überbelegt werden. Parallel dazu versuchte das Jugendamt, mehr Tagespflegepersonen zu finden, was sich auch als Problem herausstellte.

Bei den für das kommende Kindergartenjahr prognostizierten fehlenden Plätzen wird es nicht bleiben. Dezernent Klee verweist mit Blick auf die nachfolgenden Jahre auf weitere sechs Gruppen, die dann fehlen werden. Nicht absehbar ist, wie viele Betreuungsplätze für Kinder benötigt werden, wenn im Kempener Westen ab 2020 ein neuer Stadtteil entsteht.

Doch so weit denkt im Kempener Rathaus derzeit noch niemand so wirklich. Denn in den kommenden neun Monaten müssen die 180 fehlenden Plätze her, die ab August 2018 gebraucht werden. Lediglich in der Kita "Spatzennest" in Kamperlings wird derzeit eine Erweiterung konkret geplant. Die sechste Gruppe soll im nächsten Sommer fertig sein. Auch in anderen Einrichtungen sind zusätzliche Gruppen vorstellbar, allerdings gibt es in einigen Kitas auch dringenden Sanierungsbedarf. So schimmelt es in der Kita "Bärenstark" in St. Hubert. In Tönisberg muss das katholische Kindergarten saniert und ausgebaut werden, um die vorhandenen beiden Gruppen zu erhalten.

In den meisten Einrichtungen könnte zwar erweitert werden, aber es gibt dafür weder eine Planung noch das nötige Geld. Stadtkämmerer Jörg Geulmann hat bereits warnend den Zeigefinger gehoben. Mögliche Erweiterungen in den Kindertagesstätten würden den städtischen Haushalt in Millionenhöhe belasten. Geulmann bringt daher ein Investorenmodell ins Gespräch. Das heißt: Es müsste ein externer Bauträger gefunden werden, der eine neue Kindertagesstätte schlüsselfertig baut. Nach Angaben der Stadt soll es einen potenziellen Investor geben, der innerhalb von neun Monaten bauen könnte. Inklusive Planungszeitraum wäre danach eine neue Kita innerhalb eines Jahres zu realisieren. Kosten pro Gruppe: etwa 500.000 Euro. Eine vierzügige Einrichtung würde etwa zwei Millionen Euro kosten.

(RP)
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