Mülhausen Adam und Eva sind neu in der Krippe

Mülhausen · In der Abtei Mariendonk haben die Schwestern die Krippe in der Krypta aufgebaut. Am Heiligen Abend öffnen sich die Türen zum ersten Mal und läuten die Besuchszeit ein.

 Schwester Judith ist froh, auch in diesem Jahre eine wunderschöne Krippe präsentieren zu können.

Schwester Judith ist froh, auch in diesem Jahre eine wunderschöne Krippe präsentieren zu können.

Foto: Wolfgang Kaiser

Ein leises Klicken und der letzte Strahler des Lampenbogens sitzt an der richtigen Stelle. Schwester Justina betätigt den Lichtschalter. In einem Sekundenbruchteil flammt das Licht auf und strahlt die Figuren im Mittelteil der Krypta der Abtei Mariendonk an. „Vielleicht könnten wir in die Ecke noch eine Vase mit Tannengrün stellen“, bemerkt Schwester Justina. Ein zustimmendes Nicken von Schwester Regina, die in den Nebenraum eilt, um eine entsprechende Vase zu holen.

Die letzten Feinarbeiten an der Krippe beginnen. Kartons mit Tannenzapfen, Trockenblumen und Muscheln stehen am Rand der Krypta. Hier und dort kommt noch eine kleine Dekoration hin. „Ich finde es wunderschön, dass die Heiligen Drei Könige in diesem Jahr von der rechten Seite herangewandert kommen. Sie können die Krippe noch nicht sehen, blicken aber genau auf den Stern, der ihnen den Weg weist“, sagt Schwester Judith, die den Aufbau aufmerksam verfolgt.

Dann fällt ihr Blick auf die beiden Figuren, die ein Stückchen vor der erhöht stehenden Heiligen Familie zu sehen sind. Es handelt sich um Adam und Eva, unschwer an dem Apfel zu erkennen, den Eva in der Hand hält. Die beiden sind die Neuzugänge in diesem Jahr. Damit ist die Mariendonker Krippe wie in jedem Jahr ein Stückchen gewachsen. Seit 1993 formt Schwester Judith Jahr für Jahr neue Figuren, die von Schwester Regina eingekleidet werden. Auf diese Weise ist eine Krippe entstanden, die inzwischen aus 36 Figuren, dem Jesuskind und zehn Tieren besteht. „Dass es einmal dieses große Werk geben würde, hätte ich damals noch nicht gedacht“, bemerkt Schwester Judith, die schon als Kind ihre eigenen Kasperle-Figuren gestaltete – damals angeregt durch eine Figur, die sie geschenkt bekommen hatte. „Da es nach dem Krieg nichts gab und ich mehr Figuren fürs Spiel benötigte, habe ich sie selber geschaffen“, erinnert sich die Benediktinerin. Als die Äbtissin den Anstoß zu der Krippe gab, nachdem sie eine ähnliche Variante am Chiemsee gesehen hatte, machte sich Schwester Judith ans Werk.

 Adam und Eva sind neu in der Krippe der Abtei Mariendonk.

Adam und Eva sind neu in der Krippe der Abtei Mariendonk.

Foto: Wolfgang Kaiser

Wie immer steht die Heilige Familie, eingerahmt von Petrus und Paulus, im Mittelteil der Krypta. Ansonsten wechselt die Anordnung der Figuren Jahr für Jahr. Der Erzengel Gabriel ist jetzt ebenfalls im mittleren Bereich anzutreffen. „Auf der linken Seite haben wir diesmal die Prophetenecke, Schwerpunkt Altes Testament“, bemerkt Schwester Justina. Das Besondere der Mariendonker Krippe ist, dass es sich nicht nur um die Heilige Familie als solche handelt, die aufgestellt wird. In der gesamten Krypta stehen weitere Persönlichkeiten des Alten und Neuen Testamentes. Da gibt es Moses, der die Gesetzestafeln in den Händen hält und Jona samt Wal, wobei dieser, auf einem blauen Tuch liegend, den Eindruck erweckt, im Meer zu schwimmen. David, der in eine Löwengrube geworfen wurde, ist mit einem Löwen zu sehen. Königin Saba zieht mit einem Elefanten ein, und Apostel Johannes ist mit Schriftrolle und Feder in den Händen anzutreffen, da er gerade an der Offenbarung schreibt. Auch Deborah, die als Richterin in Israel ihr Volk gegen Feinde geschickt verteidigte, fehlt nicht.

Jede der Figuren ist kunstvoll gestaltet und eingekleidet. Dabei sind es die vielen kleinen liebevollen Details, die eine jede Persönlichkeit, aber auch die Tiere ausmachen. Für die Besucher gibt es Informationen zu jeder Figur und ihrem biblischen Kontext. „In diesem Jahr bieten wir zudem erstmals Sonderführungen für Kinder und ihre Eltern und Großeltern an“, berichtet Schwester Justina. Zudem sind während der Öffnungszeiten auch immer wieder Schwestern in der Krypta anzutreffen, die gerne Fragen beantworten.Der Aufbau der Krippe selber zieht sich über zwei Tage hin. Ein Helfer baut die Podeste in den unterschiedlichen Höhen an einem Tag auf. Es folgen die entsprechenden Abdeckungen. Am nächsten Tag ziehen die Figuren und Tiere ein, die das Jahr über in zwei großen Schränken der Abtei liegen. Sie sind sehr empfindlich und müssen mit Umsicht ausgepackt und aufgestellt werden. „Ich selber habe Elija schon die Nase gebrochen“, berichtet Schwester Justina. Die Figur kippte ihr vorne über und fiel aufs Gesicht. Eine sorgfältige Reparatur war angesagt. Das gilt auch für die Blockflöte des Hirten, die ebenfalls schon abgebrochen war, wie Schwester Judith lächelnd verrät.

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