Stadt Kempen Hilfe für Tadschikistan

Stadt Kempen · Der Kempener HNO-Arzt Dr. Martin Kamp organisiert ein OP-Projekt für Kinder mit Gaumenspalten in Zentralasien. Ziel ist es auch, einheimische Ärzte auszubilden. Die medizinische Versorgung in Tadschikistan ist schlecht.

Kinder mit Lippen-, Kiefer- und Gaumenspalten leiden nicht nur unter körperlichen Behinderungen, ebenso dramatisch ist die seelische Qual. In Ländern mit hohem medizinischen Standard ist die Chance einer erfolgreichen operativen Behandlung groß. In rückständigen Ländern werden betroffene Kinder nach wie vor aus Scham vielfach vor der Öffentlichkeit versteckt, so dass sie jahrelang in dunklen Hinterzimmern vor sich hin vegetieren. In der Vergangenheit hat sich Dr. Martin Kamp, Hals-Nasen-Ohren-Arzt aus Kempen, bereits in Vietnam engagiert. Im September beginnt ein neues Projekt im zentralasiatischen Tadschikistan.

"Die medizinische Versorgung in Tadschikistan hat sich nach der Unabhängigkeit von der Sowjetunion 1991 dramatisch verschlechtert. Von den Folgen des sich anschließenden Bürgerkriegs erholt sich das Land nur langsam. Die meisten Ärzte hatten das Land verlassen, weil sie ihren Lebensunterhalt nicht mehr verdienen konnten", erklärt Kamp. "Sie arbeiten jetzt zum Beispiel in Russland und schicken das dort verdiente Geld an ihre Familien. Besonders in ländlichen Gebieten ist die Unterversorgung gravierend."

Im vergangenen Jahr hat sich Kamp vor Ort ein Bild von den dortigen Verhältnissen gemacht. Er berichtet von einem "vergessenen Land", von "atemberaubenden Landschaften" sowie der "Liebenswürdigkeit und Würde der Menschen". Doch die Bevölkerung ist extrem arm, notwendige Operationen sind oft nicht zugänglich. "Den Ärzten fehlt die Ausbildung und die materielle Ausstattung ist mehr als dürftig."

Mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes und des tadschikischen Botschafters sowie unzähligen Mails und Telefonaten konnte Kamp den Grundstein zu seinem "Tadschikistan-Projekt" legen. Mitte September reist er mit Kollegen erneut in die Hauptstadt Dushanbe. Er konnte Kollegen der Mund- Kiefer- und Gesichtschirurgie für das Projekt begeistern. Mit dabei sind auch zwei Kollegen aus dem Kempener Krankenhaus: Narkosearzt Dr. Hartwig Broer und Urologe Dr. Nawaz Dostyar, letzterer ist vor allem als Dolmetscher gefragt. "Obwohl ich in Tadschikistan absichtlich keine Werbung gemacht habe, um nicht zu hohe Erwartungen zu wecken, erhalte ich täglich neue Mails mit Fällen. Mittlerweile stehen 100 Kinder auf der Warteliste", berichtet Kamp. "Es wird schwierig einigen Eltern sagen zu müssen, dass wir ihr Kind nicht berücksichtigen können. Mir ist es deshalb besonders wichtig, schnell eine Nachhaltigkeit in der Versorgung zu erreichen." Nachhaltig heißt, dass einheimische Ärzte ausgebildet und ausgestattet werden, um bei späteren Operationen nicht mehr auf fremde Hilfe angewiesen zu sein. Am Ende soll es ein selbstständig funktionierendes "Cleft Competence Center" in der Hauptstadt Duschanbe geben. Das Projekt wird ausschließlich durch Spenden finanziert. In der ersten Phase werden 20.000 Euro benötigt. "Soviel Geld ist notwendig, um Material anzuschaffen, die OP-Säle und Klinikräume zu mieten, Medikamente und Flüge zu besorgen." Frage des Tages

Spendenkonto Deutsche Cleft-Kinder-Hilfe e.v., Stichwort "Tadschikistan", Konto 84 84 200, Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 251 205 10

(RP)
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