Kempen Hier melkt Knecht Roboter

Kempen · Einmal im Jahr lädt die Landwirtschaftskammer zu einer Betriebsbesichtigung ein. Diesmal ging es auf den landwirtschaftlichen Hof der Familie Goetzens in St. Hubert-Escheln. Sie besitzt als einzige im Kreis Viersen einen Melkroboter.

Mit einem surrenden Geräusch nähert sich der Metallarm langsam dem Euter der Kuh. Bürsten werden ausgefahren, die jede einzelne Zitze gründlich reinigen. Ein weiteres Surren kündigt die eigentliche Melkmaschine an. Vorsichtig schiebt der Roboter jede einzelne Melkvorrichtung an eine Zitze und legt sie an. Die Kuh in der Box bleibt gelassen stehen, für sie ist das Melken per Roboter Alltag.

Die Maschine kennt jede Kuh

Für die Besucher vor der Box ist das nicht so. Erstaunt verfolgen sie den Vorgang. "Auf dem Arm sitzt ein Laser, der pro Sekunde 2000 Messungen durchführt. Dazu kommt eine Ultraschallmessung für die Distanz", erklärt Karl Goetzens die Genauigkeit, mit der der Roboter an das Euter zwecks Melken herangeht.. Alle Daten der Kühe seien eingespeichert, darunter Zitzengröße und Form.

Dank des Transponders, den jede Kuh trägt, weiß der Roboter genau, wen er vor sich habe. "Wie viel Liter Milch hat die Kuh jetzt gegeben?", will Landrat Peter Ottmann wissen. Ein kurzer Griff zur Tastatur an der Maschine und die Zahl 6,4 Liter leuchtet auf. Kopfschütteln bei Ottmann. So richtig kann er das Ganze noch nicht glauben. Das geht vielen Besucher so. Fast alle erleben zum ersten Mal einen Melkroboter im Einsatz. "Herr Goetzens ist derzeit der einzige Landwirt im Kreis Viersen, der einen solchen Roboter im Einsatz hat", erklärt Kaspar Bruckmann, Geschäftsführer der Kreisstelle Heinsberg/Viersen der Landwirtschaftskammer NRW.

Aber nicht nur der Melkroboter faszinierte. Neben der Milchviehhaltung und dem Acker- und Futterbau betreibt der Landwirt auch Spargel- und Erdbeeranbau. Letzteren komplett in Treibhäusern. "1985 habe ich den elterlichen Betrieb gepachtet und fünf Jahre später sind wir als Pioniere auf der Kempener Platte mit dem Spargelanbau gestartet", erzählt der 46-Jährige. Die Erdbeeren und damit das erste Treibhaus kamen 1996 dazu. "Unser Direktverkauf der beiden Produkte fand damals in unserer Garage statt", sagt Anni Goetzens, während es entlang der riesigen Treibhäuser geht. Doch das gehört längst der Vergangenheit an.

Heute ist der Verkauf in einem schmucken 60 Quadratmeter großen Bauernladen untergebracht. "Der ehemalige Bullenstall", verrät Anni Goetzens.

Für die Besucher gibt es noch mehr zu sehen, denn bei dem Landwirt kommt ein Teil der Energie von einem Blockheizkraftwerk. "Zwei weitere sind geplant, damit wir unseren Betrieb komplett versorgen können", erzählt Karl Goetzens.

(RP)
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