Kempen Herr der Zahlen und des Haushalts

Kempen · In der Kämmerei der Stadt Kempen treffen die Ausgaben auf die Einnahmen. Hans-Josef Aengenendt ist der Mann, der mit den Zahlen jongliert. Der Stadtkämmerer versucht, alles im Gleichgewicht zu halten.

 Kempens Stadtkämmerer Hans-Josef Aengenendt vor dem Tresorraum im Rathaus. Wer meint, hier horte die Stadt einen großen Schatz, der irrt. Das städtische Geld ist überwiegend bei Banken angelegt.

Kempens Stadtkämmerer Hans-Josef Aengenendt vor dem Tresorraum im Rathaus. Wer meint, hier horte die Stadt einen großen Schatz, der irrt. Das städtische Geld ist überwiegend bei Banken angelegt.

Foto: Kaiser

"Die Einnahmen müssen die Ausgaben decken." Hinter diesem einfachen Satz von Hans-Josef Aengenendt, dem Kämmerer der Stadt Kempen, steht ein hochkomplexes Zahlenwerk, das es Jahr für Jahr neu zu berechnen gilt. Der so genannte Haushaltsplan mit seinen mehr als 1000 Seiten bildet dabei den Handlungsrahmen für die Ämter. Er wird jeweils von der Politik im Stadtrat beschlossen.

An der Kämmerei geht kein einziges Projekt der Stadtverwaltung vorbei. Nicht als Fachamt, sondern als "Querschnittsamt" bezeichnet Aengenendt seine Dienststelle daher gerne. Der Diplom-Verwaltungswirt und Bilanzbuchhalter erfährt auf der einen Seite, wofür die verschiedenen Ämter Geld ausgeben wollen oder müssen. Und auf der anderen Seite kalkuliert er, mit welchen Einnahmen die Stadt Kempen rechnen kann.

Die Kämmerei im Rathaus mit ihren 16 Mitarbeitern ist für die gesamte Zahlungsabwicklung zuständig — vom Aufstellen des jährlichen Haushaltes bis zum Eintreiben von Steuern und Gebühren. Für das aktuelle Jahr wird mit rund 50,4 Millionen Euro an Steuern und ähnlichen Abgaben gerechnet. An Zuweisungen und allgemeine Umlagen wird ein Betrag von rund 6,2 Millionen Euro einkalkuliert.

Um die Gegenseite zu sehen: Allein im Bereich der Kinder-, Jugend - und Familienhilfe ergeben sich Ausgaben von rund 16,4 Millionen Euro, der Zuschussbedarf für diesen Bereich liegt bei 10,6 Millionen Euro pro Jahr. Nur auf die Kindertagesstätten bezogen ergibt sich ein jährlicher Zuschussbedarf von rund 3,9 Millionen Euro.

Um Fehlbeträge im gesamten Haushalt so niedrig wie möglich zu halten, ist dabei Fingerspitzengefühl gefragt und ein absolutes Verständnis für Zahlen. "Der städtische Haushalt umfasst insgesamt 90 Millionen Euro", erklärt Aengenendt. Ihm ist besonders wichtig, dass das gesamte Zahlenmaterial öffentlich ist. Jeder Bürger kann über die städtische Homepage die aktuelle Haushaltssatzung mit Haushaltsplan einsehen.

Die wesentlichen Einnahmen der Stadt sind die Steuern und Gebühren. Diese werden in der zur Kämmerei gehörenden Steuerabteilung berechnet und festgesetzt. Dazu kommen Gelder vom Land oder Bund als Zuwendungen für bestimmte Projekte. Wobei der Bürger bei Steuern keine Gegenleistung erfährt, bei Gebühren dagegen schon. Ein einfaches Beispiel sind die Müllgebühren. Die bezahlt jeder Kempener Bürger, doch dafür wird sein Müll auch entsprechend entsorgt.

Wer dagegen ein Grundstück, ein Haus oder eine Wohnung in der Thomasstadt besitzt, zahlt dafür Grundsteuern, erhält für seine jährliche Zahlung jedoch keine konkrete Gegenleistung. Die Steuereinnahmen dienen unter anderem der Finanzierung der Aufgaben der Stadt, die nicht über eigene Einnahmen gedeckt sind.

Zur Kämmerei gehört auch die Stadtkasse. Hier werden alle Ein- und Auszahlungen registriert und gebucht. Von hier erfolgen auch die Mahnungen, wenn ein Bürger offenstehende Rechnungen nicht beglichen hat. "Wobei uns wichtig ist: Wenn jemand in finanziellen Schwierigkeiten steckt, soll er das erklären und nicht einfach abwarten, bis die Mahnungen ins Haus flattern. Es können zum Beispiel Anträge auf Ratenzahlungen gestellt werden, wenn berechtigte Gründe dafür vorliegen", betont der Kämmerer.

Hans-Josef Aengenendt ist übrigens erst seit dem 1. Juli dieses Jahres Stadtkämmerer. Allerdings war er schon seit 2001 der Vertreter des langjährigen Kämmerers Karlheinz Cremers. Der ist nun in Ruhestand.

(tref)
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