Stadt Kempen Herausforderungen: Wie die Bäuerinnen ihre Zukunft sehen

Stadt Kempen · Bäuerinnen aus dem ganzen Rheinland trafen sich zur Frühjahrsversammlung in der Landwirtschaftsschule Deula in Kempen. Zu Gast war auch die NRW-Landwirtschaftsministerin.

 Einer der Referenten war Lothar Hövelmann von der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft.

Einer der Referenten war Lothar Hövelmann von der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft.

Foto: kaiser

/ kreis viersen "Ständig wird kritisch hinterfragt, ob es den Tieren auch wirklich gut geht, ob alles getan und dokumentiert worden ist, damit gesunde und belastungsfreie Lebensmittel, von der Milch bis zur Kartoffel, auf den Markt kommen, aber wie geht es dabei eigentlich den Menschen, insbesondere den Frauen, die sich mit darum kümmern?", fragte bei der Frühjahrsversammlung der Rheinischen Landfrauen Anne Dirksen. Die Beraterin der Landwirtschaftskammer kommt zwar aus Niedersachsen, sprach aber den etwa 80 Frauen aus dem Rheinland, die sich jetzt in der Deula in Kempen trafen, aus der Seele. Die Tagung der Bäuerinnen, darunter war auch die neue Vorsitzende der Landfrauen des Kreises Viersen und aus Krefeld, Gisela Wolfers (Lobberich), stand unter dem Thema "Fakten, Trend oder Thesen - was bestimmt die Landwirtschaft bis zum Jahr 2030." Dirksen hatte sich, um auf die derzeitige Problematik aufmerksam zu machen, drei Varianten mit unterschiedlichsten Aspekten, Betriebsführungen und Beschäftigungen ausgesucht. Den Bäuerinnen hatte sie dabei die Namen "Beate Beispiel", "Clara Zuversicht" und "Susanne Sorglos" gegeben.

Die drei Bäuerinnen mussten in den Familienbetrieben eine Menge von Herausforderungen bestehen, waren teilweise für die Zukunft überhaupt nicht abgesichert, hatten wenig hinterfragt oder waren immensen Belastungen oder Vorurteilen der Bevölkerung ausgesetzt. "Clara Zuversicht" arbeitete im Betrieb mit, kümmerte sich nebenbei um die Eltern, die Kinder, das Vieh, hatte darüber hinaus einen Mini-Job in der Altenpflege. "Die Belastungen sind auch tatsächlich im Laufe der Zeit immer mehr geworden", sagte Dirksen und gab einige Tipps, um das zu minimieren und dabei den Frauen zukünftig ein größeres Mitspracherecht zu geben, so unter anderem: "Reden Sie frühzeitig über die Probleme, holen Sie sich Hilfe durch Experten, fragen Sie nach, begleiten Sie aktiv Veränderungen oder bestimmte Entscheidungsprozesse, treffen Sie Vorsorge im Alter oder bei einer möglichen Scheidung und nehmen Sie eine Auszeit, diese ist zwingend notwendig." Die Referentin führte weiter aus, dass es seit einiger Zeit ein Sorgen-Telefon speziell für die Landfrauen gäbe (Ruf: 02591 9403409), das stark auch von jüngeren Landwirten genutzt werde. Dirkes: "Massiv geht es dabei um die Angst, den vielen Erfordernissen nicht mehr gerecht werden zu können."

Geleitet wurde die Frühjahrsversammlung von der Präsidentin der Rheinischen Landfrauen, Margret Voßeler. Die neue NRW-Ministerin für Umwelt. Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz, Christina Schulze Föcking (CDU), sagte zu, ein Sprachrohr für die Landfrauen zu sein. "Es ist schon gut, dass die Ministerin vom Fach ist, wir fühlen uns bei ihr gut aufgehoben", kommentierte Anna Maria Slaats, die die letzten zwölf Jahre Vorsitzende der Kreis-Landfrauen war. "Es sollten jetzt mal Jüngere ran", begründete Slaats den Verzicht auf eine weitere Kandidatur.

Der neue Vorstand der Kreis-Landfrauen hat sich vor wenigen Tagen ganz neu aufgestell: Dem Gremium gehören sieben neue Landfrauen an. Vom Fach ist auch die neue Vorsitzende, Gisela Wolfers. Sie führt mit Ehemann Andreas und Sohn Jan (27) unter anderem einen Milchkuh- und Kartoffelanbaubetrieb in Lobberich. "Wir tun alles, um die besten Lebensmittel auf den Markt zu bringen, ohne den maßvollen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln geht das aber nicht", ergänzte Wolfers, und betonte, dass sie sich mit ihrem Vorstandsteam dafür einsetzen werde, dass sich die Betriebe noch mehr öffnen: "Die Kunden müssen verstärkt an Ort und Stelle erleben, wie wir arbeiten."

Wie die Ministerin vertrat Gisela Wolfers den Standpunkt, dass eine kindgerechte Aufklärung über die Arbeit in den landwirtschaftlichen Betrieben schon in der Grundschule anfangen müsste. Unter den Frauen in der Landwirtschaftsschule saß außerdem die stellvertretende Kreis-Landwirtin, Hanne Schleupen (Krefeld-Hüls). Den Landfrauen des Kreises Viersen gehören derzeit rund 1700 Mitglieder an. Der neue Vorstand wird bald mit seiner Arbeit und mit dem Aufzeigen von Perspektiven für die kommenden Jahre beginnen.

(wsc)
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