Kempen Heimatforscher erinnert an "Das vergessene Spital"

In seinem neuen Buch "Das vergessene Spital” erinnert Heimatforscher und Mundartkenner Jupp Pasch an das ehemalige St. Antonius-Hospital in St. Hubert ­ und an eine Zeit, als der Tagespflegesatz 90 Pfennig betrug.

 Bis zum Abriss 1976 stand in St. Hubert an der Ecke Aldekerker Straße/Auf dem Zanger das Antonius-Hospital. Heute betreibt auf diesem Grundstück die Lebenshilfe Viersen die Wohnstätte Haus Drabben für Erwachsene mit einer geistigen Behinderung.

Bis zum Abriss 1976 stand in St. Hubert an der Ecke Aldekerker Straße/Auf dem Zanger das Antonius-Hospital. Heute betreibt auf diesem Grundstück die Lebenshilfe Viersen die Wohnstätte Haus Drabben für Erwachsene mit einer geistigen Behinderung.

Foto: Kaiser

St. Hubert Das druckfrische bebilderte Buch "Das vergessene Spital” geht auf einen Karton mit vermeintlich "wertlosen alten Papieren” zurück, den der St. Huberter Ortshistoriker Jupp Pasch in den 60er Jahren von einer aufmerksamen Ordensschwester des Kinderheims St. Josef erhielt. Es handelte sich um alte Aufzeichnungen über das Antonius-Krankenhaus in St. Hubert. Nach Jahren entschloss sich Pasch, aufgrund dieser Archivalien ein Buch zu schreiben: "Es soll dazu beitragen, dass ein wesentliches Stück St. Huberter Geschichte nicht in Vergessenheit gerät.” Entstanden ist "eine akribische Meisterleistung”, lobt die Ärztin Susanne Krudewig in ihrem Vorwort: "Ein Buch nicht nur über das Antonius-Hospital, sondern über Geschichte und Wandel der medizinischen Versorgung hier am Ort in den letzten Jahrhunderten.”

Und diese Medizin- und Krankenhausgeschichte ist spannend zu lesen, gerade auch vor dem Hintergrund der aktuellen Reformhektik und Kostenexplosion im modernen Gesundheitssystem und der wachsenden Ansprüche von Patienten und Medizinern. Am 3.\x0eMärz 1893 nahm das Hospital seinen Betrieb auf. Es war ein Gewinn für die St. Huberter nach jahrzehntelangen Bemühungen von Pfarrer Anton Hochkirchen und seinen Nachfolgern sowie dank Schenkungen wie des Landwirts Jacob Drabben. Das Gebäude an der Ecke Aldekerker Straße/Zanger, wo heute das Haus Drabben, eine Wohnstätte der Lebenshilfe, steht, nahm in seinem ersten Jahr 16 Menschen auf. Die durchschnittliche Verweildauer betrug für männliche Kranke 116 Tage, für weibliche 181 ­ ein deutlicher Hinweis, so Pasch, dass das Spital eher ein Pflegeheim war.

Die Clemens-Schwestern aus Münster und Sanitätsarzt Dr. Johann Scheifes aus Kempen, der unentgeltlich das Hospital mit betreute, behandelten die Kranken nach altbewährten Heilmethoden: "Vordringlich wurde für einen gesunden Stoffwechsel und für die ,Ableitung stockenden Blutes‘ gesorgt sowie für eine gesunde Ernährung mit dem Gemüse aus dem eigenen Krankenhausgarten”, schreibt Jupp Pasch. Im ersten Jahr starben drei Patienten, vier wurden als geheilt oder gebessert entlassen. Neun mussten noch länger bleiben. Später vergrößerte sich das Hospital (23 Betten) um das St.\x0eJosef-Kinderheim (30 Plätze), eine Nähschule und Kindergarten. In den 1950er Jahren wurde das Krankenhaus auf 27 Betten ausgebaut und modernisiert: Operationsraum, Röntgenabteilung, Labor und Küche. Aber das Ende kam schon bald, Anfang der 60er Jahre, als die Bezirksregierung das Aus für zwölf von 21 Krankenhäusern im damaligen Kreis Kempen-Krefeld beschloss. Das St.\x0eHuberter Antonius-Hospital schloss am 30. September 1964, die meisten Krankenschwestern verließen den Ort, das Gebäude wurde 1976 abgerissen. Und dann geriet das Antonius-Spital in Vergessenheit. Bis jetzt.

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