Rhein-Maas-Berufskolleg Kempener Schüler helfen auf Haiti

Kempen · Seit dem Erdbeben 2010 leisten Berufsschüler aus Kempen Aufbauhilfe in dem südamerikanischen Inselstaat.

 Gemeinsam mit einheimischen Arbeitern wurde bei einem früheren Einsatz auf Haiti ein Lehrerseminar in Liancourt gebaut. Damit sollte ein Beitrag zur Sicherung besserer Bildung auf der Insel geleistet werden.

Gemeinsam mit einheimischen Arbeitern wurde bei einem früheren Einsatz auf Haiti ein Lehrerseminar in Liancourt gebaut. Damit sollte ein Beitrag zur Sicherung besserer Bildung auf der Insel geleistet werden.

Foto: Kühne

Das verheerende Erdbeben auf Haiti 2010 war der Auslöser einer besonderen Hilfsaktion, die bis heute anhält. Schüler des Rhein-Maas-Berufskollegs Kempen wollten damals mit ihrer eigenen Hände Arbeit Menschen in Not helfen und sich am Wiederaufbau beteiligen. Damals gingen die erschreckenden Bilder von der Erdbebenkatastrophe in dem mittelamerikanischen Inselstaat um die Welt. Die Kempener Berufsschüler besprachen das Leid der Menschen auf Haiti im Religionsunterricht mit Pfarrer Roland Kühne. Als Auszubildende verfügten sie nicht über viel Geld, aber sie boten an, ihr handwerkliches Können einzusetzen.

Daraus ist mittlerweile ein festes Netzwerk entstanden. Jedes Jahr in den Osterferien reist eine Gruppe von Schülern in Begleitung von Kühne und weiteren Lehrern nach Haiti. Zunächst entstand in Liamcourt ein Ausbildungszentrum für Erzieherinnen. Sie lernen hier nach den Prinzipien der Montessori-Pädagogik, schon kleinen Kindern Bildung und vor allem Selbstbewusstsein zu vermitteln. Das gehört zu den Zielen der Kempener Initiative „Schüler bauen für Haiti”, die nicht nur fester Bestandteil des Schullebens am Berufskolleg geworden ist, sondern auch im Leben der Evangelischen Thomaskirchengemeinde in Kempen viel Unterstützung erfährt. Ein weiterer positiver Effekt ist, dass im Laufe der Jahre auch Freundschaften zwischen den Haitianern und den Kempenern entstanden sind. Über den Einsatz hinaus gibt es regen Kontakt via Internet und soziale Netzwerke.

Seit einigen Jahren arbeiten die Schüler in Torbeck. In der kleinen Gemeinde soll in Zusammenarbeit mit dem Orden „Petites Freres et Soeurs de l‘Incarnation” ein ganzes Zentrum entstehen. Im Jahr 2014 und in den Osterferien 2015 bauten Haitianer und Kempener in Torbeck im Süden von Haiti einen Rohbau inklusive Bedachung mit einer Grundfläche von 270 Quadratmetern. Die einheimischen Arbeiter erhielten ihren Lohn aus Spendengeldern, so dass sie zumindest für die Dauer des Aufenthaltes der Nachwuchsmaurer aus Deutschland über ein Einkommen verfügen konnten. Bis das Gebäude fertiggestellt werden kann, liegt noch ein weiter Weg vor allen Beteiligten. Sanitärinstallationen, Elektrik, Fenster und Türen müssen eingebaut werden. Auf dem Areal ist außerdem ein weiteres Haus geplant, das eine Grundschule beherbergen soll. All das bewerkstelligt die Initiative mit eigener Arbeitskraft und natürlich mit Spenden. Dann brach 2016 mit dem Hurrikan „Matthew” das nächste Unglück über den Inselstaat herein. Die ohnehin kargen Behausungen der Bewohner in Torbeck wurden durch den Sturm entweder ganz oder zum Teil zerstört. Von einem Moment zum anderen standen die Menschen dort ohne Unterkunft oder Versorgung da. Staatliche Hilfe gibt es in Haiti nicht. Deshalb gründeten die Schüler spontan die Initiative „Dächer für Haiti” und stellten ihre Pläne für den kommenden Besuch um. Mit einer kurzfristigen Geldspende konnten sich die Familien erst einmal mit Lebensmitteln versorgen.

 Im vergangenen Jahr wurden für die neue Schule unter anderem Fundamente für Klassenräume gesetzt. Die Arbeiten sollen im April fortgesetzt werden.

Im vergangenen Jahr wurden für die neue Schule unter anderem Fundamente für Klassenräume gesetzt. Die Arbeiten sollen im April fortgesetzt werden.

Foto: Kühne

Die Kempener kümmerten sich dann bei ihrem Einsatz gemeinsam mit einheimischen Handwerkern und weiteren Helfern um den Aufbau der Häuser. Es wurde verwendet, was irgendwie noch brauchbar war, andere Baumittel kauften die Schüler wie immer vor Ort. Denn damit unterstützen sie auch die heimische Wirtschaft. Die Schüler errichteten einen Wasserturm, damit in Zukunft genügend sauberes Trinkwasser zur Verfügung steht.

In diesem Jahr wird es dann mit den ursprünglichen Plänen weitergehen. Neben dem Zentrum für obdachlose Jugendliche soll in Torbeck ein medizinisches Erstversorgungszentrum entstehen. Denn die Schüler haben selbst in den vergangenen Jahren erlebt, dass Kinder und Jugendliche nicht die nötige medizinische Versorgung erhalten können. Zum einen mangelt es an Geld für ärztliche Betreuung, zum andern sind die Wege zum Krankenhaus oft zu weit. Mit dem CDU-Bundestagsabgeordneten Uwe Schummer aus Willich fand Pfarrer Kühne direkt einen prominenten Unterstützer. Er hat sich nun an mehrere Unternehmen sowie den Bauindustrieverband NRW gewandt. „Hier wird vom Kempener Berufskolleg aktive Entwicklungshilfe geleistet. Nicht nur finanziell, sondern von Mensch zu Mensch, unter der Weitergabe ihres erlernten Handwerks“, sagt Schummer.

Nähere Informationen über die Geschichte sowie den weiteren Fortgang des Projektes findet man auch im Internet unter www.thomaskirche-kempen.ekir.de/haiti.

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