Kempener Gymnasium Das LvD auf dem Weg in den Weltraum

Kempen · Nach dem Flug in die Stratosphäre mit dem Wetterballon will das Luise-von-Duesberg-Gymnasium noch höher hinaus. Das Ziel ist die internationale Raumstation ISS.

 Beim Nasa-Projekt des Lvd (v.l.): Jan Linde, Till Böhmer, Göran Becker  (stehend)  und Oliver Zimmermann.  Sie warten auf eine Antwort der Weltraumbehörde.

Beim Nasa-Projekt des Lvd (v.l.): Jan Linde, Till Böhmer, Göran Becker  (stehend)  und Oliver Zimmermann.  Sie warten auf eine Antwort der Weltraumbehörde.

Foto: Wolfgang Kaiser

Die Diskussion im Informatikraum des Luise-von-Duesberg-Gymnasiums (LvD) ist im vollen Gange. Gibt es zwei separate  Raspberry Pi, an die man die Kameras anschließen kann oder nicht? Wenn ja, wohin sind die Kameras ausgerichtet? „Wir müssen vorab einfach noch klären, wie die Technik an Bord der Raumstation ISS montiert ist. Wenn wir die physikalischen Rahmenbedingungen kennen, wissen wir, wie wir die Kameras installieren können“, sagt Oliver Zimmermann. Ein allgemeines Nicken setzt ein. Danach wenden sich Zimmermann, Christian Reiners, Jan, Göran und Till wieder den Rechnern zu. Finger bewegen sich erneut über die Computertastaturen.

Ein jeder ist in seine Arbeit für die ISS vertieft. Es hört sich ein bisschen wie Utopie an, wenn das LvD im gleichen Atemzug mit der Raumstation genannt wird. Aber genau das ist Thema bei einem kleinen Projektkursus, den Zimmermann zusammen mit Reiners leitet. Schüler der Oberstufe und zwei ehemalige Schüler nehmen mit dem Thema „Messung der Rotationsstabilität und der Lebensbedingungen auf der ISS“ an einem Projekt der ESA teil. Der Auslöser für das neue Projekt mit dem Arbeitstitel „LvD-in-Sky“ ist Zimmermann. Nach dem erfolgreichen Wetterballon-Projekt am LvD (die RP berichtete) informierte sich Zimmermann im Internet über Stratosphärenflüge und kam auf der Seite astro-pi.org/missions/space-lab/ aus. „Eigentlich war es ein totaler Zufall, dass ich im Netz auf der Projekt Astro-Pi der ESA gestoßen bin“, sagt der Informatik- und Mathematiklehrer.ESA steht für European Space Agency. Die Europäische Weltraumorganisation ist Europas Tor zum Weltraum und bietet  unter anderem europaweit Weltraumprojekte für Schulen an. Voller Interesse las Zimmermann die Informationen über das Projekt, beim dem Schüler ein Programm für einen RaspberryPi mit einem speziellen Add On schreiben können, das dann später tatsächlich auf der ISS ausgeführt wird. Das Projekt wurde  in zwei Missionen angeboten – einmal für Schüler bis 14 Jahren und einmal für Schüler bis 19 Jahren.

Das einzige Problem an der ganzen  Sache  war, dass Zimmermann  ausgrechnet  in den Herbstferien auf das außergewöhnliche Angebot  stieß und der Anmeldeschluss  kurz bevorstand. Er rief kurzfristig  seinen Kollegen Reiners, seines Zeichens Physik- und Biologielehrer am LvD, an und beratschlagte sich mit ihm, wie man eine Anmeldung noch realisieren könnte. Die beiden überlegten sich, welche Schüler und auch Ehemalige Interesse an einer Arbeitsgruppe haben könnten und sprachen diese sofort nach den Herbstferien an. Das  fünfköpfige Team – drei Schüler vom LvD und zwei ehemalige Schüler, die auch schon beim Wetterballon mitgemacht hatten – stand und Zimmermann meldete am Abend des Anmeldeschlusses die LvD-Gruppe samt Themenvorschlag an.

Phase I war damit geschafft. Das LvD erhielt Ende November die Bestätigung, dass sie ins Programm aufgenommen worden seien und bekam die eigens von der ESA zur Verfügung gestellte Hardware in Form eines RaspberryPi mit Sensoren und Kameras. Alles identische Dinge, die auch auf der ISS genutzt werden. Phase zwei, die Zeit des Programmierens,  ist nun angelaufen. Aktuell arbeitet die Gruppe in gemeinschaftlicher Arbeit an den Quelltexten. „Wir haben Zeit bis zum 6. Februar, wobei die Quelltexte maximal drei Stunden laufen dürfen“, erklärt Zimmermann. Vom 1. bis 6. Februar müssen die Programme bei der ESA eingereicht werden. Dort werden die Arbeiten bewertet und es erfolgt eine Auswahl, was letztendlich Ende April zur ISS geschickt wird. „Wir wissen nicht wie viele Schulen europaweit angetreten sind und hoffen einfach, dass wir zu denen gehören, deren Quelltexte wirklich in der Raumfahrtstation laufen werden. Damit würden unsere Experimente in einem dreistündigen Zeitraum real durchgeführt“, sagt Reiners.

Sollte alles klappen, erhält das LvD die Messdaten und Bilder von der ISS zurück. Es bleiben zwei Wochen Zeit,  um diese auszuwerten und einen Abschlussbericht zu schreiben. Die zehn besten Arbeiten prämiert die ESA.  Aber egal, welche weiteren Phasen die Gruppe vom LvD erreicht, eins steht fest: Welcher Schüler kann von sich sagen, dass er ein Forschungsprojekt für die ISS programmiert hat?

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