Kempen Anträge zu autofreiem Wohnen in Kempen-West
Kempen · Die Grünen und Ratsherr Jeyaratnam Caniceus (parteilos) fordern ein Umdenken bei der Verkehrsplanung fürs Neubaugebiet.
Autofreies Wohnen ist in vielen Städten und Gemeinden Ziel künftiger Planungen von Baugebieten oder Stadtquartieren. Unter dem Stichwort Klimaschutz gewinnt dieses Thema immer mehr an Bedeutung. In Kempen gibt es seit geraumer Zeit die Bürgerinitiative „Fahrradstadt Kempen“, die unter anderem eine CO2-freie Neubausiedlung im Kempener Westen fordert. Fahrradstraßen, wie sie im Rahmen der Diskussionen zum neuen Radverkehrskonzept für die Stadt auch für das geplante Baugebiet im Westen vorgeschlagen und von den Gutachtern in Erwägung gezogen wurden, sind den Vertretern der Initiative um Gisela Ditzen und Rainer Cluthe-Simon zu wenig. Sie sprechen sich dafür aus, das Wohnquartier autofrei zu gestalten.
Dies fordern nun auch die Kempener Grünen in einem Antrag an den Ausschuss für Umwelt, Planung und Klimaschutz. Er soll im Rahmen der Dringlichkeit bereits in der nächsten Sitzung des Gremiums am 23. September von der Politik beraten und beschlossen werden. Die Stadtverwaltung soll beauftragt werden, den städtebaulichen Entwurf für den Kempener Westen neu aufzusetzen und die Variante autofreies Wohnen in die Verkehrsplanung für das Quartier aufzunehmen. Hierbei sollen auch Carsharing-Konzepte einbezogen werden.
Einen ähnlichen Antrag hat der partei- und fraktionslose Ratsherr Jeyratnam Caniceus gestellt. Auch er will geprüft wissen, ob im Kempener Westen ein autofreies Wohnviertel eingerichtet werden kann.
Beide Anträge zielen in die gleiche Richtung: Statt zahlreicher gepflasterter Stellplätze und Garagen an den Häusern würde ein autofreies Quartier Platz schaffen für gefahrloses Spielen von Kindern oder eine höhere Aufenthaltsqualität der Anwohner. Statt Parkplätzen für Autos sollten Abstellplätze für Fahrräder und so genannte Lastenräder vorgesehen werden. Ladezonen, in die Anwohner und Lieferanten mit dem Wagen fahren können, um sperrige Güter zu laden, sollen möglich sein. Ansonsten müssen die Autos auf Sammelparkplätzen außerhalb des autofreien Wohngebietes abgestellt werden.
In dem Konzept sollen auch Carsharing-Modelle mit Elektrofahrzeugen berücksichtigt werden. Rettungswege für Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst sollen selbstverständlich ebenfalls geplant werden. Zudem muss nach Ansicht der Grünen der Öffentliche Personennahverkehr verbessert werden.
„Hier ist von der Politik Mut, Kreativität und die Bereitschaft, sich mit Visionen zu beschäftigten, gefragt“, sagen Joachim Straeten und Michael Rumphorst von den Kempener Grünen. Für den Begriff „Visionen“ sind sie in der Vergangenheit vor allem von der CDU des Öfteren belächelt worden. Aber die Grünen bleiben da bei ihrem Standpunkt. Sie fordern, die städtebauliche Planung für den Kempener Westen unter dem Gesichtspunkt „autofreies Quartier“ zu überdenken.
Man dürfe den gegenwärtigen Status quo nicht einfach fortschreiben. „Es ist vielmehr auch in wirtschaftlicher Hinsicht erforderlich, dass unsere Planungen die notwendige Flexibilität für sich abzeichnende Veränderungen beinhalten. Diese Erwartungshaltung kam ebenfalls in den Einwendungen verschiedener Bürger bei der öffentlichen Vorstellung des Verkehrskonzeptes zum Ausdruck“, so Straeten und Rumphorst.
Auch stehe ein „Weiter so“ bei der Verkehrsplanung für den Kempener Westen in völligem Widerspruch zu dem aktuell entwickelten Radverkehrskonzept. „Unsere Politik würde sich ad absurdum führen, wenn sie mit großem planerischen und zukünftig vermutlich auch baulichen Aufwand versucht, den Verkehr vom Auto weg aufs Fahrrad zu verlagern, hierfür sogar bislang durch Autoverkehr dominierte Räume umgestalten lässt und zugleich in einem Neubaugebiet wieder auf Automobilität ,wie bisher’ setzt“, meinen die Grünen.