Stadt Kempen Großes Herz für kleine, stachlige Wesen

Stadt Kempen · Renate Henning hat schon viele Leben gerettet: Alleine in diesem Jahr werden es 150 gewesen sein. Die Kempenerin pflegt verletzte Igel. Zurzeit hat sie 40 Tiere in ihrer Auffangstation, die ohne Hilfe nicht über den Winter kämen.

 Renate Hennig kümmert sich rührend um Igel. Sie hat zahlreiche Tiere aufgepäppelt.

Renate Hennig kümmert sich rührend um Igel. Sie hat zahlreiche Tiere aufgepäppelt.

Foto: wolfgang kaiser

Renate Henning hat ein großes Herz für kleine Tiere: Seit mehr als 20 Jahren kümmert sie sich um Igel, die unter Autoräder gekommen sind, vom Freischneider aufgeschnitten wurden, ihre Mutter verloren haben oder zu dünn sind, um den Winter zu überleben. "Ich hatte auch schon mal einen Igel, auf den ein Pferd getreten war", erinnert sich die 66-Jährige. Fast immer gelingt es der gelernten Chemielaborantin, ihre Schützlinge gesund zu pflegen. "Es kommt aber auch schon mal vor, dass ich ein Tier einschläfern lassen muss, weil die Verletzungen zu schwer sind", sagt die "Igelmutter".

Zu den Igeln kam die Kempenerin wie die Jungfrau zum Kind. Plötzlich waren sie da. "Mir war eine Katze zugelaufen", erinnert sich die 66-Jährige an die Zeit vor rund 20 Jahren. Eines Morgens standen neben dem Topf mit dem Katzenfutter auf der Terrasse fünf kleine Igel und ließen es sich schmecken. "Katzenfutter mögen Igel sehr gerne", weiß Renate Henning, die immer einen großen Vorrat davon im Haus hat. Gemischt mit Ei und Haferflocken päppelt sie ihre stachligen Schützlinge auch heute noch damit auf. Dabei ist es nicht immer damit getan, einfach einen Futternapf hinzustellen. "Die Igelbabys müssen gefüttert werden", weiß die Expertin, "und zwar alle zwei Stunden - auch nachts."

Ihr Wissen über die Tiere und über die Versorgung der Wunden hat die 66-Jährige sich im Laufe der Jahre angeeignet. Den Ekel vor eitrigen Verletzungen, vor Maden und Larven, die sich schnell in die Wunden der Igel setzen, hat die Tierfreundin schon lange überwunden. "Ich hole die Maden mit der Pinzette raus, sonst kann die Wunde nicht heilen." Bäder, Salben und Antibiotika tragen das ihre dazu bei, damit die kleinen, stachligen Wesen schnell genesen und zurück in die Natur können. Die Auffangstation von Renate Henning ist mittlerweile im Kreis bekannt. Von überall her bringen Menschen verletzte Igel. "Das Tierheim tut sich die Arbeit oft nicht an und der NABU verweist Anfragen an mich", erzählt die Igelretterin.

Ist das Tier wieder gesund und stark genug, bringt Renate Henning es meistens in seine vertraute Umgebung zurück. "Im Sommer allerdings hat mir jemand drei Igelbabys aus Willich gebracht", erinnert sich die 66-Jährige, "die habe ich nicht dahin zurück gebracht." Die Berichterstattung über die Igel, die in Willich bei lebendigem Leib in öffentlichen Mülleimern verbrannt worden sind, ist Renate Henning sehr nah gegangen. "Mir kamen die Tränen", gesteht die tierliebe Frau, die sich sehr darüber wundert, dass niemand etwas mitbekommen hat, denn: "Igel schreien sehr laut, wenn sie Schmerzen haben. Das muss doch irgendjemand gehört haben."

Übrigens mag Renate Henning nicht nur Igel. Sie hat auch schon so manche Katze gerettet, eine Saatkrähe namens "Abraxas" aufgepäppelt und einen Raben in Obhut, der "Hans Huckebein" heißt und als kleines Küken aus dem Nest gefallen ist. Erstaunlicherweise verstehen sich Rabe, Igel, Katzen und der alte Familienhund sehr gut miteinander, vielleicht weil sie wissen, dass sie alle bei Renate Henning in guten Händen sind und für eine Weile Frieden finden.

(WS03)
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