Naturschutz Große Sorgen um den Springbach

Kempen · Reinhold Becker und der Nabu Kempen sorgen sich um das Naturschutzgebiet Breite Esche in Kempen. Bei Starkregen fließt der Springbach rückwärts und bereitet dem Teich Breite Esche Probleme.

 Peter Kunz, Peter Jeske und Reinhold Becker sorgen sich um den Teich Breite Esche. RP-Foto: Wolfgang Kaiser

Peter Kunz, Peter Jeske und Reinhold Becker sorgen sich um den Teich Breite Esche. RP-Foto: Wolfgang Kaiser

Foto: Ja/Kaiser, Wolfgang (wka)

Unterschiedlichste Libellen schwirren über das Wasser, ein Blesshuhn ist mit seinem Nachwuchs unterwegs. Wasserläufer flitzen über die Oberfläche des Teiches. Etwas kleines, bunt Schillerndes schießt entlang der Wasserfläche. Der Eisvogel ist genauso schnell wieder verschwunden, wie er aufgetaucht ist. „Ich habe hier Brutröhren angelegt. Der selten gewordene Vogel ist hier ebenso zu Hause wie der Biber“, sagt Reinhold Becker und deutet auf die Bäume in Ufernähe, die unverkennbare Bissspuren eines Bibers aufweisen. Es ist eine Idylle pur, die am Teich Breite Esche das Leben bestimmt, wobei die sich im Privatbesitz befindliche Fläche im gleichnamigen Kempener Naturschutzgebiet liegt.

Direkt neben dem Teich fließt, nur durch einen Damm getrennt, der Springbach. Das schmale Flüsschen schlängelt sich durch jede Menge Grün und ist ebenfalls das Daheim von unzähligen Jungfischen, Wasserinsekten, Fröschen und auch Nutrias. Die Nagetiere wiederum bauen unterirdische Gänge in den Damm und sorgen damit für eine Verbindung zwischen Teich und Bach. An für sich ist das nichts Schlimmes, aber bei Starkregen verändert sich die Situation. Die Stadt Kempen leitet das Oberflächenwasser von versiegelten Flächen sowie Dachflächen des Industriegebietes Am Selder in den Springbach ein. Das führt bei entsprechenden Wassermassen zu einem Anstieg des Springbaches. Es kommt zu einem Rückstau. „Der Springbach fließt quasi rückwärts und drückt sein Wasser durch die Nutriagänge in den Teich und lässt ihn ebenfalls ansteigen“, berichtet Becker.

Der Anstieg selber sorgt für keine Probleme, aber die Wasserqualität verändert sich. Das Niederschlagswasser lässt den pH-Wert fallen. Dieser liegt normalerweise bei Springbach und See zwischen 7.3 und 7,4. Mit der Einleitung liegt der pH-Wert bei fünf. Das heißt, das Wasser ist sauer und bedroht das Leben in beiden Gewässern. So kam es im vergangenen Jahre zu einem Fischsterben. „Ich habe alleine aus meinem Teich zwei Schubkarren voller toter Fische herausgeholt“, sagt Becker, der unter anderem den pH-Wert kontrollieren ließ.

Nicht nur er sorgt sich um den Teich und den Springbach. Der Nabu Kempen kennt die Problematik ebenfalls. Gemeinsam mit Peter Kunz und Peter Jeske hat Becker nach einer Lösung gesucht. Die Nutriagänge als solche in den Griff zu bekommen, stellt sich als äußerst schwierig dar. Werden sie an einer Stelle verfüllt, so entstehen an der nächsten Stelle neue Gänge. „Das Problem ist das dreckige Wasser, und hier muss angesetzt werden. Ich habe versucht, von der Stadt Kempen einen Generalentwässerungsplan zu erhalten. Aber einen solchen scheint es nicht zu geben“, sagt Becker. Ihm kam die Idee des Einbaus einer Rückschlagklappe auf eigene Kosten. Diese würde bei einem Starkregen verhindern, dass der Springbach rückwärts fließt. Damit würde zumindest in den See kein verunreinigtes Wasser mehr einfließen. Eine Idee, die der Nabu Kempen ebenfalls begrüßt.

Die Untere Wasserbehörde des Kreises Viersen sieht dies allerdings anders und beruft sich auf eine Menge von Paragrafen. „Es würde sich damit um eine bauliche Anlage im Gewässer handeln, die gemäß § 36 WHG i.V.m. § 22 LWG NRW genehmigungspflichtig wäre. Aus Sicht der EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) ist diese Maßnahme nicht genehmigungsfähig“, teilt die Untere Wasserbehörde mit und verweist zudem darauf, dass Becker nicht der Eigentümer des Grundstücks sei, durch das die Spring verläuft. Die Behörde spricht davon, dass es sich bei der Spring um ein „berichtspflichtiges Gewässer im Sinne der EU-WRRL handelt“. Gemäß § 27 Abs. 2 WHG seien die als künstlich oder erheblich veränderten eingestuften Gewässer so zu bewirtschaften, dass eine Verschlechterung ihres ökologischen Potenzials oder chemischen Zustands vermieden wird.

Sollte eine solche Klappe installiert werden, sei die ökologische Durchgängigkeit nicht gegeben und das ökologische Potenzial verschlechtere sich deutlich. Die ökologische Durchgängigkeit sei eine notwendige Qualitätskomponente zur Zielerreichung gemäß EU-WRRL. Nach Aussage der Unteren Wasserbehörde würde man derzeit gemeinsam mit dem für das Gewässer zuständigen Wasser- und Bodenverband der Gelderner Fleuth prüfen, welche Maßnahme umsetzbar ist. Becker und der Nabu Kempen bedauern es indes sehr, dass man nicht zusammen an einer Lösung arbeitet. So wäre man gerne beim Ortstermin Ende Mai mit eingeladen worden.

Bei diesem Treffen habe es sich laut Kreis Viersen um einen Behördentermin mit dem Wasser- und Bodenverband Gelderner Fleuth, der Stadt Kempen und der Unteren Wasserbehörde gehandelt, bei dem keine Privatpersonen zugelassen gewesen wären.

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