Gemeinde Grefrath Grefrather Schüler arbeiten als Imker

Gemeinde Grefrath · In einem Modellprojekt hat ein Biologiekursus der Schule an der Dorenburg in Grefrath mehrere Bienenwaben betreut. Über Monate hinweg haben die Schüler hautnah erlebt, wie das Naturprodukt Honig entsteht.

 Gestern beim Tag der Honigbiene im Freilichtmuseum Dorenburg entdeckeln Christian, Lukas und Nikolas (von rechts) eine Wabe, bevor der Honig gewonnen werden kann.

Gestern beim Tag der Honigbiene im Freilichtmuseum Dorenburg entdeckeln Christian, Lukas und Nikolas (von rechts) eine Wabe, bevor der Honig gewonnen werden kann.

Foto: Achim Hüskes

Lukas, Niklas und Christian stehen erwartungsfroh in einem kleinen Häuschen des Niederrheinischen Freilichtmuseums und warten darauf, dass der erste Honig aus einer Schleuder fließt. Die zwölfjährigen Schüler der Schule an der Dorenburg haben sich in den vergangenen drei Monaten zusammen mit dem Imkerverein Oedt und Umgebung intensiv um vier Bienenstöcke gekümmert und werden jetzt erstmals den Erfolg ihrer Arbeit begutachten und schmecken können.

"Wir haben uns im Unterricht mit den Honigbienen beschäftigt und dazu auch den Imkerverein eingeladen. Die Schüler waren so begeistert vom Thema, dass sie unbedingt auch einmal selbst Honig erzeugen wollten, und das außerhalb der Unterrichtszeit", erzählt Biologielehrerin Doris Kassilowski, die das Projekt begleitet hat. Schnell war das nah gelegene Freilichtmuseum als Zuchtort geboren.

Die insgesamt sieben Schüler haben zunächst mehrere mit einzelnen Wachsfasern gefüllte Holzrahmen in die Bienenstöcke eingelötet, auf denen sich die Bienen ansiedeln und später den Honig ablegen konnten. Dann hieß es warten, vor allem auf gutes Wetter. "Die lange Regenperiode hat dazu geführt, dass viele Bäume und Sträucher erst verspätet angefangen haben zu blühen. Die Bienen konnten demnach auch erst deutlich später die süßen Säfte aus den Blüten entnehmen, die für die Gewinnung von Honig vonnöten sind", erklärt Paul-Heinz Backes vom Imkerverein. Der 64-Jährige rechnet deshalb mit rund 40 Prozent weniger Honig als im Vorjahr.

Als die Bienen – es sind bis zu 50 000 pro Stock – endlich ausschwärmen konnten, war es Aufgabe der Schüler, den Bestand der Tiere zu überwachen. Wenn zu viele Honigbienen in einem Stock leben, wirkt sich das negativ auf die Honigproduktion aus – es fehlt schlicht der Platz. "Die Schüler haben dann zwischenzeitlich auch einzelne Waben aus den Bienenstöcken entfernt", erzählt Backes.

In diesen Tagen gilt es nun, die erfolgreich gediehenen und reichhaltig gefüllten Wagen zu bearbeiten, um den Honig daraus zu gewinnen. Zunächst schaben die Schüler die dicken Wachsschichten mit einer sogenannten Entdeckungsgabel von den Waben ab, um diese freizulegen. Anschließend kommen die Waben in eine spezielle Zentrifuge, umgangssprachlich Honigschleuder genannt. Mit einer dicken Kurbel treiben die Sechstklässler das Gerät an und langsam fließt die goldgelbe Flüssigkeit aus einer Rille hinaus. Niklas probiert den Honig als Erster. "Hm, lecker, der ist ja noch viel süßer, als ich ihn mir vorgestellt hatte." Auch Mitschüler Christian ist begeistert. "Ich war von Anfang an neugierig darauf zu erfahren, wie der Honig entsteht. Jetzt kann ich mir ja ein Glas für zuhause abfüllen."

Paul-Heinz Backes ist froh, die Schüler über das Modellprojekt für die Bienen begeistert zu haben. "Vielen war gar nicht klar, wie wichtig diese Tiere für das Ökosystem sind. Wenn die Bienen keine Obstbäume bestäuben würden, gäbe es keine Obsternte. Der Honig ist so gesehen nur ein Nebenprojekt der Bienen." Backes mahnte, dass nicht noch mehr Obstbäume als bislang gefällt werden dürften, weil den Bienen sonst die Grundlage für ihren Honig fehle – und das wäre angesichts von immerhin 1,4 Kilogramm Honig, die jeder Deutsche pro Jahr zu sich nimmt, eine tragische Entwicklung. FRAGE DES TAGES

(RP/anch)
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