Freilichtmuseum Grefrath Gucken erlaubt — naschen verboten

Grefrath · Das Konzept der Patenschaften für den Bauerngarten im Niederrheinischen Freilichtmuseum Grefrath wird gut angenommen. Alle sechs Paten sind seit dem Startschuss im vergangenen Jahr dabei geblieben.

 Die stellvertretende Museumsleiter Kevin Gröwig schaut im Bauerngarten an der Hofanlage Rasseln ab und zu nach dem Rechten.

Die stellvertretende Museumsleiter Kevin Gröwig schaut im Bauerngarten an der Hofanlage Rasseln ab und zu nach dem Rechten.

Foto: Norbert Prümen

Vor der Hofanlage Rasseln picken die Hühner. So manches Huhn schiebt sich dabei unter den Hecken hinweg in den Bauergarten hinein, der vor dem Wohn- und Stallhaus liegt. „Spätestens jetzt weiß jeder, warum diese Schutzvorrichtungen die einzelnen Parzellen trennen“, sagt Kevin Gröwig. Dabei deutet der stellvertretende Leiter des Niederrheinischen Freilichtmuseums auf die mit Kaninchendraht bespannten Holzkonstruktionen, unter denen Salat, Kohlrabi, Tomaten und Buschbohnen wachsen. Die Pflanzen hinter dem Draht sind eine Verlockung für die Hühner. Das finden diejenigen, die für dieses prachtvolle Gemüsewachstum sorgen, allerdings auch.

Im Bauerngarten des Grefrather Museums sind gleich sechs Paten am Werk. Sie bestellen die einzelnen Parzellen mit Gemüsesorten, die schon vor Jahrzehnten angebaut wurden und damit zu den klassischen Anbaupflanzen eines Bauerngartens zählen. „Ein Bauerngarten gehört von jeher zu einer landwirtschaftlichen Anlage. Die Selbstversorgung mit Gemüse spielte schon immer eine große Rolle, und genau das möchten wir hier im Museum auf praktische Art und Weise vermitteln“, sagt Gröwig.

 Auf Holzlöffeln, die in den Beeten von Patin Nicole Theis stehen, ist zu lesen, um welche Gemüsesorten es sich handelt.

Auf Holzlöffeln, die in den Beeten von Patin Nicole Theis stehen, ist zu lesen, um welche Gemüsesorten es sich handelt.

Foto: Norbert Prümen

Dieter Schommer, einer der ehrenamtlichen Mitarbeiter des Museums, bestellte den Garten über Jahre hinweg. Daneben gab es Aktionen: Besucher konnten miterleben, wie aus Kohlköpfen Sauerkraut entstand. Oder die im Garten gezogenen Bohnen wurden nach klassischen Rezepten eingemacht. Nachdem Schommer seine Arbeit aus Altersgründen eingestellt hatte, lag der Bauerngarten für einige Zeit brach. Gemeinsam überlegte sich das Team des Museums ein neues Konzept, und das wurde ab Mai vergangenen Jahres umgesetzt.

Das Freilichtmuseum suchte Paten für den Bauerngarten. Gesucht wurden Menschen, die Spaß an Gartenarbeit haben und sich vorstellen konnten, eine Parzelle im Bauerngarten zu bewirtschaften. Bereits am Tag nach dem Aufruf waren alle Parzellen vergeben. Sechs Paten hatten sich gemeldet. Der Verein Kindertraum, der betriebsintegrierte Arbeitsplätze im Freilichtmuseum für Menschen mit Handicap hat, baute besagte Holzkonstruktionen mit dem Draht, die sich von oben öffnen lassen.

„Die Bauerngartenpaten und ihre Familien haben freien Eintritt ins Museum und können jederzeit während der Öffnungszeiten das Gelände betreten, um in ihren Parzellen zu arbeiten“, berichtet Kevin Gröwig. Einzige Auflage für die Hobby-Kleingärtner: Es dürfen keine exotischen Gemüsesorten angebaut werden.

Nicole Theis ist eine der Patinnen. Sie hat für ihre Parzelle eigens alte Gemüsesorten ausfindig gemacht. „Es macht riesig Spaß, und ich ernte wirklich gut“, sagt die 40-Jährige, die meistens von ihrer fünfjährigen Tochter bei der Arbeit im Bauerngarten begleitet wird. Sie hat genauso viel Freude an der Gartenarbeit wie die Mutter.

Ihre Oma habe schon immer einen großen Gemüsegarten gehabt, und das Gärtnern im Freilichtmuseum erinnere sie immer daran, erzählt die Grefratherin. Mit alten Holzlöffeln, deren Schöpfseiten sie mit Tafellack überstrichen hat, informiert die Patin über die Sorten, die in ihrer Parzelle wachsen. „Viele wissen gar nicht mehr, was wie im Garten aussieht. So erfahren die Besucher, was angebaut wird“, sagt Nicole Theis.

In den Garten darf nämlich jeder Besucher gehen. Wobei die Paten eine witzige Idee hatten: „Gemeinschaftsgarten. Gucken erlaubt – naschen verboten“, heißt es auf der Schiefertafel, die an dem grünen Holztor hängt, das von Weidenflechtzäunen eingerahmt wird und zusammen mit den Heckenbewuchs die Einfassung des Bauerngartens bildet.

Alle sechs Paten sind mit Begeisterung bei der Sache. Ans Aufhören denkt keiner der Kleingärtner, vielmehr ist bei allen sogar der Wunsch entstanden, eine größere Fläche beackern zu können. Neben den Parzellen der Paten pflegt das Grefrather Freilichtmuseum zwei Landstücke in Eigenregie. Dort wachsen gefährdete Ackerwildkräuter. Zudem kümmert sich Museumsmitarbeiter Peter Hormann um den hinteren Bereich des Bauerngartens, wo er ebenfalls nach klassischem Vorbild Gemüsemischkulturen gesetzt hat.

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