Grefrath Oedter will als Lehrer nach Kirgisistan

Oedt · Niklas Klöcker hat sich vor dem Referendariat für einen Weltwärts-Freiwilligendienst entschieden. Der angehende Lehrer geht für ein Jahr nach Kirgisistan, wo er in einem Zentrum mit behinderten Kindern und Jugendlichen arbeiten wird.

 Niklas Klöcker hat bereits vier Monate in Afrika gelebt. Nun geht es für ein Jahr nach Kirgisistan.

Niklas Klöcker hat bereits vier Monate in Afrika gelebt. Nun geht es für ein Jahr nach Kirgisistan.

Foto: Niklas Klöcker

Bei seiner Masterarbeit steckt der Student in den letzten Zügen. Im Sommer ist Niklas Klöcker mit seinem Lehramtsstudium in Münster fertig. Dann würde ein Referendariat an einer weiterführenden Schule anstehen. Das will der 26-jährige Oedter aber vorerst noch zurückstellen. Genauer gesagt für ein Jahr. Klöcker will zunächst die Koffer packen und für zwölf Monate nach Kirgisistan reisen.

„Wenn meine Freunde vom Referendariat berichten, sehe ich mich dort noch nicht. Ich möchte vielmehr die Gelegenheit nutzen und nochmals intensiv in die soziale Arbeit einsteigen. Daher habe ich mich beim Weltwärts-Freiwilligendienst beworben“, berichtet Klöcker. Für den Oedter ist Helfen in einem anderen Land und dabei selber viel lernen kein Fremdwort. Schon 2017 reiste er über einen privat organisierten Freiwilligendienst für vier Monate nach Afrika. An einer Grundschule in Tansania war er im Einsatz.

Eigentlich war Afrika auch diesmal wieder sein Wunschkontinent. Der angehende Lehrer hatte auch schon eine Zusage bekommen, als sich die Pläne änderten. Er erhielt in einem anderen Land und in einem anderen Bereich ein für ihn interessantes Arbeitsangebot. Es ist das Kinderzentrum Ümüt-Nadjeschda in Kirgisistan, wobei der Zentrumsname übersetzt „Hoffnung“ heißt. Es handelt sich um eine Einrichtung, in der Kinder und Jugendliche mit Handicap betreut und gefördert werden. Es sind unter anderem junge Menschen mit Down Syndrom, Autismus, Glasknochen-Krankheit, Schädigungen durch Radioaktivität in Folge des Reaktorunfalls in Tschernobyl, schweren Entwicklungsstörungen oder Muskeldystrophien. Derzeit leben in der Einrichtung sowohl 83 Kinder und Jugendliche als auch Erwachsene, die in Kirgisistan aufgrund ihrer körperlichen oder geistigen Benachteiligungen als „nicht bildungsfähig“ eingestuft werden. Bildungsunfähigkeit bedeutet, dass die Kinder und Jugendlichen in Kirgisistan keinerlei öffentliche Förderungen für den Kindergarten, die Schule oder notwendige Therapien erhalten. Sie werden nicht in die Gesellschaft integriert.

In dem Zentrum wird mit ihnen heilpädagogisch gearbeitet. Dazu gehören zum Beispiel die Elemente der Waldorfpädagogik. Im Laufe der Zeit kann die Hälfte der dort Betreuten in staatliche Einrichtungen wechseln. „Mich hat gerade die Waldorfpädagogik fasziniert. Sie gab für mich den Ausschlag, nach Kirgisistan zu reisen und nicht nach Afrika. Bislang hatte ich wenige Berührungspunkte mit dieser Form der Pädagogik. Daher gehe ich davon aus, dass ich in meinem Jahr in der Einrichtung viel lernen werde“, sagt Klöcker.

Im Laufe des Lehramtsstudiums der Fächer Mathematik und Erdkunde stellte der Oedter fest, dass ihn die soziale Arbeit besonders interessiert. Erfahrungen in der Arbeit mit Menschen mit Behinderung hat er allerdings noch nicht gesammelt, wenngleich der junge Mann während seines Studiums auf den Bereich Inklusion aufmerksam wurde. „Ich finde diesen Bildungsbereich sehr spannend und möchte durch meinen Freiwilligendienst alternative Möglichkeiten des Lernens kennenlernen und erfahren, wie Menschen individuell in ihren Stärken gefördert werden können“, sagt er. Niklas Klöcker will abwarten, mit welchen Eindrücken er nach dem einen Jahr in Kirgisistan zurückkehren wird. Fest steht für ihn aber, dass er die Lehrerausbildung in Deutschland auf jeden Fall abschließt.

Den Freiwilligendienst absolviert der 26-Jährige über die „Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners“. Die Organisation setzt sich seit 1976 für die Waldorfpädagogik weltweit ein und arbeitet dabei mit dem Weltwärts-Freiwilligendienst zusammen. Wenn alles nach Plan verläuft, startet Klöcker sein Jahr in Kirgisistan am 1. September. Er fliegt von Frankfurt aus nach Bischkek, der Hauptstadt des zentralasiatischen Landes.

Zur Vorbereitung lernt Niklas Klöcker derzeit Russisch. „In Afrika habe ich es auch geschafft, die Landessprache zu lernen und darin Mathematik zu unterrichten“, sagt der 26-Jährige. Neben Russisch wird in dem Land Kirgisisch gesprochen. Im Zentrum Ümüt-Nadjeschda, das von einer Deutschen gegründet wurde, ist Englisch die verbindende Sprache.

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