Interview Karl Groß Buchhändler ist immer noch der „Heraus-Geber“

Kempen · Wegen der Corona-Pandemie hat Karl Groß seinen Buchladen in Grefrath noch nicht geöffnet. Er verkauft Bücher weiter durchs Fenster, obschon die Buchläden seit dem 20. April schon wieder öffnen dürften.

 Gute Idee: Der fröhliche Buchhändler Karl Groß aus Grefrath am Fenster seines Geschäftes im Ortskern.

Gute Idee: Der fröhliche Buchhändler Karl Groß aus Grefrath am Fenster seines Geschäftes im Ortskern.

Foto: Jürgen Karsten

Der Grefrather Buchhändler Karl Groß, der seinen Laden in der Ortsmitte seit rund 20 Jahren betreibt, ist ein kreativer Kopf. Das beweist er nicht nur mit seiner kompetenten Beratung seinen Kunden gegenüber immer wieder, das hat er in vielen Jahren auch mit dem von ihm initiierten, organisierten und finanzierten eigenen Kulturprogramm „Kultur am Montag“ gezeigt, mit dem er in den engen Räumen seiner Buchhandlung qualitativ beachtliche Lesungen und Konzerte veranstaltet.

Jetzt in den schwierigen Corona-Zeiten stellt er das noch einmal ganz anders unter Beweis. Obwohl die Buchhandlungen eigentlich seit dem 20. April wieder öffnen dürfen, tut er dies nicht, sondern ist ein „Heraus-Geber“ im wahren Wortsinne: Er lässt seinen Laden zu, nimmt aber Bestellungen an und gibt seinen Kunden die Bücher, Spiele und anderes mehr durch sein Verkaufsfenster am Schrieversgässchen heraus. In Grefrath kann man jetzt also „fensterln“.

Jürgen Karsten sprach mit dem bekannten Buchhändler über seine Motive, den Laden weiterhin geschlossen zu halten.

Herr Groß, warum öffnen Sie ihren Laden nicht?

Karl Groß Weil uns die Gesundheit unserer Kundinnen und Kunden, aber auch unsere eigene sehr am Herzen liegt und wir die von uns behördlich geforderten Abstands- und Hygieneregeln in unserem vergleichsweise kleinen Laden nicht einhalten können. Da macht es keinen Sinn zu öffnen.

Da entfällt ja dann das Stöbern ganz und gar?

Groß Ja, leider total, aber das tut ja derzeit ohnehin keiner gerne – mit Maske und so! Traditionell sind Buchhandlungen ja eigentlich Orte, an denen sich die Menschen gerne aufhalten. Doch bei kleineren Geschäften wie bei uns, die maximal zwei bis drei Personen gleichzeitig beherbergen dürfen, bilden sich oft Schlangen, wie man das ja auch von anderen Geschäften kennt. Und welcher Buchhändler möchte schon seine Kunden hinaus- komplimentieren, um kaufwillige Andere herein zu bitten?

Sie haben dafür aber Ihre Öffnungszeiten geändert?

Groß Ja, bei uns kann man derzeit nicht nur von dienstags bis freitags zwischen 11 und 13 Uhr und von 18 bis 19 Uhr, sondern zusätzlich jetzt auch samstags von 11 bis 13 Uhr die bestellte Ware abholen. Bestellungen nehmen wir per E-Mail unter gross-grefrath@t-online.de oder telefonisch unter Ruf 02158 8660 entgegen. Das klappt gut. Wir sind sehr dankbar, dass unsere Kunden uns auch in schweren Zeiten die Treue gehalten haben. Das ist gelebte Solidarität.

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