Schule an der Dorenburg Grefrather Schüler bauen Abluftsystem

Grefrath · Der Technik-Kurs der Schule an der Dorenburg hat in einem Klassenraum eine Konstruktion installiert, die Aerosole – und damit Coronaviren – absaugen soll. Vorbild ist ein Prototyp des Max-Planck-Instituts an einer Mainzer Schule.

 Schulleiter Christian Rütten demonstriert mittels eines Rauch-­Tests die Abluftfunktion.   Foto: Schule an der Dorenburg

Schulleiter Christian Rütten demonstriert mittels eines Rauch-­Tests die Abluftfunktion. Foto: Schule an der Dorenburg

Foto: Sekundarschule Grefrath

Die Konstruktion aus einem dicken gelben Rohr, mehreren grauen Abflussrohren und weißen Schirmen aus Stoff, die im Klassenraum der 8a an der Decke hängt, zieht nicht nur die Blicke auf sich, sondern saugt auch die Raumluft an – und befördert sie nach draußen. So werden auch gleich – und das ist der Sinn der Sache – die Aerosole, die Coronaviren beinhalten können, aus dem Raum befördert. Schüler der Sekundarschule Grefrath haben die Konstruktion gebaut.

Und das kam so: Forscher des Max-Planck-Instituts in Mainz hatten ein effektives und kostengünstiges Abluftsystem entwickelt, und ein Prototyp wurde im Sommer in der Integrierten Gesamtschule Mainz-Bretzenheim installiert und seither auch im realen Schulbetrieb getestet. Im Fernsehen wurde darüber berichtet, und der Leiter der Schule an der Dorenburg in Grefrath, Christian Rütten, war sofort interessiert an diesem Modell und überlegte mit Technik-Lehrer Tobias Schmitz, wie man es an der Grefrather Schule umsetzen könnte. Schnell war klar, wer den Prototypen bauen sollte: die Neuntklässler des Technikkurses.

Gesagt, getan: „Die Schüler haben die Anlage selbst berechnet, alles eigenständig gebaut, und sie konnten sich selbst toll einbringen. Es kamen sogar viele Ideen für eine Weiterentwicklung des Modells von den Schülern“, sagt Techniklehrer Tobias Schmitz. Ideen gab es etwa zur Stabilisierung und Vergrößerung der Schirme. Der Bau der ersten Anlage habe lediglich drei Stunden gedauert. Mit einfachen Teilen aus dem Baumarkt hat dieser Prototyp zudem nur rund 200 Euro gekostet. Zum Vergleich: Eine professionelle Luftfilter-Anlage würde circa 4000 Euro kosten.

Und so funktioniert das System: „Die Kinder und Jugendlichen wärmen die Luft in ihrer Umgebung auf. Diese Luft steigt nach oben und wird dort von den großen Schirmen an der Decke angesaugt und aus dem Klassenzimmer transportiert“, erklärt Schmitz. Rütten ergänzt: „Der Vorteil hierbei ist, dass die Luft nicht einfach umgewälzt wird. Vielmehr kommt hier frische Luft von außen und die verbrauchte Luft wird abgesaugt.“

Der Physiker Frank Helleis vom Max-Planck-Institut für Chemie, der die Anlage entwickelt hat, berichtet über die Erfolge des Mainzer Prototyps: „Unsere Messungen haben gezeigt, dass das Abluftsystem mit den Hauben unter Laborbedingungen über 90 Prozent der Aerosole kontinuierlich entfernt.“ Helleis hat die Anlage bewusst für den praktischen Einsatz konzipiert: Wegen der geringen Material- und Betriebskosten könne sie eine clevere Alternative zum Stoßlüften und zu teuren Filteranlagen bieten. Da zudem die Anforderungen an den Raum niedrig seien (man braucht nur eine Steckdose und ein kippbares Fenster oder Oberlicht), sei das modulare System beispielsweise auch in Turnhallen geeignet.

„Da Corona ja durch Aerosole übertragen wird, müssen wir in unseren Klassenzimmern regelmäßig lüften. Aber jetzt kommt die kalte Jahreszeit auf uns zu, und durch das Lüften wird es immer ungemütlicher. Mit dem Lüftungssystem müssen die Schüler weiterhin Masken im Unterricht tragen. Jedoch können wir auf das permanente Lüften verzichten“, freut sich Schulleiter Rütten.

„Jetzt wollen wir schauen, ob und wann wir unsere anderen Klassenräume mit diesem System ausstatten können. Das muss organisiert und natürlich auch finanziert werden. Dazu führen wir aber schon positive Gespräche mit unserem Schulträger, der Gemeinde Grefrath“, so Christian Rütten. Er sei zuversichtlich, dass es auch da noch „Luft nach oben“ geben wird. Auch die nebenan gelegene Grundschule habe bereits Interesse angemeldet.

Frank Helleis, kreativer Tüftler am Mainzer Max-Planck-Institut, ist überzeugt, dass die Anlagen auch nach der Corona-Pandemie im Einsatz bleiben werden, denn: „Unser System löst auch das lange bekannte CO2-Problem in Klassenräumen. Denn es befördert nicht nur Aerosole nach draußen, sondern reduziert auch die CO2-Anreicherung, so dass sich die Schüler besser auf den Unterricht konzentrieren können.“

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