Gottesdienst in Kempen Erinnerung an den Menschenrechtler Liu Xiaobo

Kempen · Zum Tod des Schriftstellers, Nobelpreisträgers und Menschenrechtlers Liu Xiaobo vor genau drei Jahren, gab es in der Kempener Thomaskirche eien Gedenkgottesdienst, der auch live auf YouTube zu sehen war.

  Tienchi Liao hatte den Gottesdienst mit Roland Kühne organisiert.

Tienchi Liao hatte den Gottesdienst mit Roland Kühne organisiert.

Foto: Norbert Prümen

Wer am Montagnachmittag zum richtigen Zeitpunkt an der Thomaskirche vorbeiging, konnte hören, wie Menschen gemeinsam das Vaterunser auf Chinesisch beteten. Der Hausherr, Pfarrer und Menschenrechtler Roland Kühne hatte die Besucher eingeladen. Neben einer Predigt mit eindringlichen Appellen und Ansagen an die chinesischen Machthaber wurden immer wieder Intellektuelle live dazugeschaltet, die sich mit der Diktatur in China und der drohenden Diktatur in Hongkong auseinandersetzten.

Anlass für diesen besonderen Nachmittag war der Tod des Schriftstellers, Nobelpreisträgers und Menschenrechtlers Liu Xiaobo vor genau drei Jahren. Der besondere Gottesdienst war ein Gedenkgottesdienst, und er war live auf YouTube zu sehen.

Tienchi Liao aus Köln hatte den Gottesdienst mit Roland Kühne organisiert. Im Gespräch mit unserer Redaktion wies sie auf den aktuellen „Kursverfall“ der Menschenrechte in Hongkong hin: „Viele junge Leute wurden verhaftet, das Transparent ,Free Hong Kong’ darf nicht mehr ausgerollt werden.“ Ein Exemplar hing jetzt an der Wand der Thomaskirche. Sieht Tienchi Liao Chancen auf eine Verbesserung der Menschenrechtslage? „Das ist schwer zu sagen“, lautet ihre nicht übertrieben optimistisch wirkende Prognose.

Den Diktatoren in China müssen die Ohren geklungen haben, als der Kempener Pfarrer sie persönlich ansprach. Su Yiao Kang, ein in den USA lebender chinesischer Intellektueller, beklagte, dass die Welt geschwiegen habe, als Liu Xiaobo im Gefängnis zu Tode gequält worden sei. Die Welt wisse keinen Ausweg, weil China eine so mächtige Wirtschaftsnation geworden sei. Der Dichter Zai Zhu überraschte mit seinem Vorschlag, die ganze Welt solle China wegen der Verbreitung des Coronavirus verklagen.

Der Botschafter für Taiwan in Berlin, Jhy-Wey Shieh, erklärte die Sicht Liu Xiaobos: „Er hat niemanden als persönlichen Feind empfunden, aber die Diktatur war sein Feind.“

(barni)
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