Stadt Kempen Gibt es etwas Neues, kommen die Kunden

Stadt Kempen · Wenn Einzelhandel funktionieren soll, müssen viele Kleinigkeiten stimmen. Darum kümmert sich auch der Verband Krefeld-Kempen-Viersen. In den Kommunen ist die Lage höchst unterschiedlich.

 Sie äußerten sich gestern zur Lage des Einzelhandels (v.l.): Hartmut Janßen, Rainer Höppner, Gabriele Seiffert-Lieck, Hubert Rettler und Michael Scharfenberg.

Sie äußerten sich gestern zur Lage des Einzelhandels (v.l.): Hartmut Janßen, Rainer Höppner, Gabriele Seiffert-Lieck, Hubert Rettler und Michael Scharfenberg.

Foto: wolfgang kaiser

Damit der örtliche Einzelhandel für die Einzelhändler wirtschaftlich funktionieren kann, in der sozialen Struktur der Stadt verankert ist und den Nahversorgungsaspekt aufrechterhalten kann, müssen Politik, Verwaltung, Händler, Verbände und Kunden zusammenarbeiten und neue Wege finden — so die Kernaussage des Vorstandes des Einzelhandels- und Dienstleistungsverbandes Krefeld-Kempen-Viersen (ehdv).

Große Ketten sind nur selten Mitglied

Der Vorsitzende Hartmut Janßen (Krefeld), sein Vertreter Rainer Höppner (Schiefbahn) und Mitglieder der Delegiertenversammlung schilderten die sehr unterschiedlichen Situationen in den Städten: Nicht alle Einzelhändler sind Mitglieder in den Werberingen, Filialisten eher gar nicht, aber alle profitierten von den Aktivitäten der organisierten Händlerschaft, und deren finanzielle Leistungen sind beachtlich, zeigte Hubert Rettler (Werbering Viersen) auf: Der Viersener Werbering hat rund 16.000 Euro Einnahmen aus Mitgliedsbeiträgen, andererseits organisiert er Feste und Aktionen mit einem Umsatz von rund 150.000 Euro. Das Geld müsse mühsam alljährlich neu über die Sponsorengewinnung abgesichert werden — wobei örtliche Geldinstitute und Stadtwerke sich häufig beteiligen.

Rettler forderte mehr Solidarität der Einzelhändler. Der Werbering sei immer auf der Suche nach Neuem und merke dann, dass die Kunden kommen. Janßen betonte, dass es für Einzelhändler sinnvoll sei, an jeder Aktivität teilzunehmen, "nur so kann eine Stadt funktionieren". Michael Scharfenberg (Werbering Kempen) lobte, dass dort die Zusammenarbeit von Werbering und Verwaltung gut funktioniere.

In Alt-Brüggen funktioniere der Handel, berichtete Gabriele Seiffert-Lieck, aber in Bracht nicht: Dort gebe es viele Leerstände. Höppner bilanzierte, dass das Weihnachtsgeschäft für den Einzelhandel in den Kleinstädten nicht gut gewesen sei. Ein, aber nicht der ausschließliche Grund war für ihn der Internethandel — wobei dann die Schmuckhändlerin vor Ort den Service übernehme, wenn das Armband der Uhr zu weit sei.

Appell: Im Netz informieren und vor Ort kaufen

Seine Anregung: Statt sich vor Ort beraten zu lassen und dann im Internet zu kaufen, sollten die Kunden Informationen aus dem Netz holen und dann vor Ort kaufen. Höppner verwies auf die soziale Funktion von Einzelhandel, der den Lebensraum in den kleinen Städten attraktiv halte. Er müsse "Emotion, Erlebnis und Ehrlichkeit" bieten, andererseits müssten die Kunden verstehen, was der Einzelhandel für die Städte leiste und das dadurch honorieren, dass sie in der Stadt einkaufen. Der Handel müsse sich auch in laufende Diskussionen über Wohnbebauung in den Ortskernen einbringen. Es müsse ein Gleichgewicht zwischen dem Bedarf nach zentralem, barrierefreiem Wohnraum und dem Interesse des Handels an guten Lagen geben.

Alle sahen auch die Händler in der Pflicht, etwa beim Thema verlässliche gemeinsame Kernöffnungszeiten, gerne mit Abenden, an denen bis 20 Uhr geöffnet sei: "Der Donnerstag bis 20 Uhr, der hat so Spaß gemacht", so Rettler. Heute öffne jeder, wie er wolle — mit dem Resultat, dass die Kunden nicht Bescheid wissen und direkt in das benachbarte Krefeld fahren. Dafür reiche es zum Beispiel, am Samstag erst später zu öffnen, weil die Kunden erst gemütlich frühstücken.

(RP)
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