Wiedereröffnung in Kempen Gesamtschule: Neustart ohne Pannen

Kempen · Nach der Zwangspause kamen am Donnerstag wieder 164 Zehntklässler in die Kempener Gesamtschule. Fast alle trugen einen Mundschutz, obwohl das kein Zwang war. Schulleiter Uwe Hötter lobte die Jugendlichen für ihre Disziplin.

 Schulleiter Uwe Hötter (l.) lobt die Zehntklässler der Gesamt­schule für ihre vorbildliche Disziplin beim Neustart des Unterrichts.

Schulleiter Uwe Hötter (l.) lobt die Zehntklässler der Gesamt­schule für ihre vorbildliche Disziplin beim Neustart des Unterrichts.

Foto: Wolfgang Kaiser

Es wirkt wie ein gut einstudiertes Theaterstück. Auf beiden Pausenhöfen der Gesamtschule sind maskierte Schüler unterwegs, die in Kleingruppen zusammenstehen und dabei peinlich auf den Mindestabstand von 1,50 Meter achten. So problemlos hätte Schulleiter Uwe Hötter den Neubeginn nicht erwartet: „Ich habe daher schon eine Durchsage gemacht und die Schüler ausdrücklich für ihr Verhalten gelobt“, sagt er kurz nach Ende der großen Pause. Dank einer Spende der Organisation „Kempen hilft“ kann man jedem Schüler einen Mundschutz zur Verfügung stellen.

In diesem Schuljahr, speziell im zweiten Halbjahr, ist für die Gesamtschüler nichts so, wie es normalerweise ist. Es sind die ersten Zehnklässsler, die die Gesamtschule entlässt. Eine große Feier kann und wird es nicht geben. Die Schüler sollen aber in den letzten Wochen in den Genuss von normalem Unterricht kommen. Obwohl: So richtig normal ist er nicht. Mehr als 13 bis 15 Schüler sollen nicht in den Räumen sitzen. Ein „Vermessungsteam“ war an den letzten Tagen mit einem Zollstock unterwegs und hat per Klebeband den Mindestabstand markiert.

 Lehrerin Leonie Paschke ist es eigentlich gewohnt, Klassen mit mehr Schülern zu unterrichten.

Lehrerin Leonie Paschke ist es eigentlich gewohnt, Klassen mit mehr Schülern zu unterrichten.

Foto: Wolfgang Kaiser

Das Team wird erneut aktiv werden, wenn der nächste Jahrgang (vermutlich die Neuntklässler) zurückkehrt. Der Schulalltag ist gehörig durcheinandergewirbelt. „Bis zum Sommer wird es keinen normalen Unterricht mehr geben“, mutmaßt die stellvertretende Schulleiterin Suzan Torun-Schneider. Große Wanderungsbewegungen durch die Klassenräume möchte man tunlichst vermeiden, da ansonsten ständig neue Desinfektonsmaßnahmen notwendig wären. Daher hat sich die Schulleitung entschlossen, auf Fachtage mit je einem Unterrichtsfach zu setzen. Zum Start hat man sich für Deutsch entschieden. Vier Stunden haben die Zehntklässler momentan, dazu gibt es Hausaufgaben.

Die Abschlussprüfung findet in diesem Jahr dezentral statt, das heißt, dass jede Schule ihre Aufgaben selber stellt.

Der Grund ist, dass durch den digitalen Unterricht nicht alle Zehnklässler untereinander auf demselben Stand sind. Deswegen sind alle froh, dass wieder Schule ist: „Unsere Lehrer haben sich viel Mühe bei der Gestaltung des digitalen Unterrichts gegeben, aber Unterricht ist ja eigentlich Beziehungsarbeit“, erklärt Uwe Hötter.

Der große Wunsch des Schulleiters: Die Jugendlichen sollen einen fairen Schulabschluss bekommen, auch wenn Corona alles andere als fair zu ihnen ist. Die Krise habe alle Beteiligten vor riesige Herausforderungen gestellt. Alle haben Neuland betreten und machen das täglich erneut. „Ein Wochenende gibt es für uns zurzeit nicht“ sagt Torun-Schneider. Ständig kommen (gern auch am späten Abend) Beschlüsse und Erlasse, die es umzusetzen gilt. Für Hötter hat die Gesundheit von Schülern und Lehrern Vorrang: „Ich habe da eine Fürsorgepflicht. Die fachliche Arbeit muss aber trotzdem stattfinden.“

Was in diesem Jahr zum Bedauern aller nicht stattfindet, ist der Soziale Tag, bei dem die Neuntklässler einen Tag für den guten Zweck arbeiten. „Wir haben ihn schweren Herzens abgesagt“, sagt Schulsozialarbeiterin Mira Dugal-Klahre. Man werde sich aber bis zum Ende des Jahres etwas ausdenken, eine, so Hötter, „hygienetaugliche Alternative“.

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