Kreis Viersen "Gemeinsam hinsehen" - Gewalt an Schulen vorbeugen

Kreis Viersen · Im Viersener Kreishaus-Forum wurden Schulleiter und Mitglieder von Kriseninterventionsteams fortgebildet.

Schulleiter und Mitglieder schulischer Krisenteams von vier Gymnasien und drei Hauptschulen aus dem Kreis Viersen haben sich bei einer Fortbildung mit der Frage beschäftigt, wie sie künftig schulischen Krisen und Gewalt effektiv vorbeugen können. Zu einer Podiumsdiskussion und den Workshops waren Experten aus den Bereichen Polizei, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Unfallkasse, Schulaufsicht und Schulpsychologischer Dienst ins Forum des Viersener Kreishauses gekommen.

Unter Krisen verstehen die Fachleute Notfälle und Ereignisse, die eine einzelne Person, eine Gruppe, oder auch die ganze Schule so stark beeinträchtigen, dass schnelles Handeln und professionelle Unterstützung notwendig werden. Die Bandbreite reicht dabei von Cyber-Mobbing über Gewalt auf dem Schulhof bis zum Amoklauf.

Der Chefarzt der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Süchteln, Dr. Ingo Spitczok, machte deutlich, wie wichtig es ist, dass die Schule Regeln aufstellt und danach lebt. "Ich halte es für wichtig, Themen wie allgemeine Prävention in den Unterricht einzubauen und sich bei der individuellen Prävention auf Schüler mit hohem Risikofaktor zu konzentrieren."

Kriminalhauptkommissar Harald Lamers, bei der Kreispolizei unter anderem zuständig für Jugendschutz und Jugendgewalt, nahm die Cyber-Krimininalität in den Blick. "Während die physische Gewalt auf dem Schulhof rückläufig ist, haben wir es heutzutage immer häufiger mit Cyber-Mobbing und jugendgefährdenden Inhalten zu tun", lautet das Fazit des Experten. "Es lässt sich technisch kaum verhindern, dass Kinder mit jugendgefährdenden Seiten in Berührung kommen", meinte Lamers.

Schulrat Walter Steinhäuser, bei der Bezirksregierung Düsseldorf auch Dezernent für Schulkrisen, riet zu einem offenen Umgang mit Krisen. "Schulen sollten nicht wegschauen und verdrängen, nur aus Angst, dass der Ruf der Schule beschädigt wird. Im Gegenteil: Schulen werden als stark erlebt, wenn sie sofort handeln", sagte er.

Diplom-Psychologe Alexander Klinkner vom Schulpsychologischen Dienst für den Kreis Viersen lenkte den Blick auf die Schüler. "Wir sollten die Schüler aktiver fragen und in die Prävention mit einbeziehen. Freundlichkeit und Zuwendung kosten nichts", meinte der Experte. Sebastian Stammsen von der Unfallkasse NRW machte deutlich, dass alle Gruppen der Schule in die Krisenvorbeugung einbezogen werden sollten. "Es ist wichtig, den Blick auf Klima und Kultur in der Schule zu legen. Schulen sollten angesichts knapper Ressourcen nur das tun, was ihnen im Kerngeschäft ,Unterricht' hilft", riet der Psychologe. Die Veranstaltung war die fünfte und letzte der Fortbildungsreihe "Schulteams für Gewaltprävention und Krisenintervention", die vom Schulpsychologischen Dienst des Kreises Viersen organisiert wurde. Das Interesse der Schulen aus dem Kreis Viersen war so groß, dass diese Fortbildungsreihe wohl noch zweimal wiederholt wird.

(rei)
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