Gedenkfeier in der Kempener Paterskirche Ermordete Juden – für jeden eine gelbe Rose

Kempen · Die Feier an der Stele war gut besucht. Anschließend fand eine Gedenkfeier in der Paterskirche statt.

 Anna Goldenberg las in der Paterskirche aus ihrem Buch.

Anna Goldenberg las in der Paterskirche aus ihrem Buch.

Foto: Norbert Prümen (nop)

Wie wichtig den Kempenern das Erinnern ist, zeigten sie beim Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. Weit über 100 Bürger fanden sich an der Stele am Rathaus ein, um gemeinsam mit dem stellvertretenden Bürgermeister Otto Birkmann der Menschen zu gedenken, die unter dem Regime der Nationalsozialisten ermordet wurden.

Birkmann erinnerte in seiner Rede, die das unermessliche Grauen dieser Zeit verdeutlichte, daran, dass im Lagerkomplex von Auschwitz etwa 1,1 Millionen Menschen ermordet wurden, davon rund eine Million Juden. „Wir alle müssen dafür eintreten, dass nie wieder Menschen aus politischen, rassistischen oder religiösen Gründen ausgegrenzt, verfolgt oder ermordet werden“, betonte Birkmann.

Als er langsam die Namen der 82 Juden aus Kempen vorlas, die unter den Augen der Nachbarn deportiert wurden, waren die leisen musikalischen Begleittöne das einzige zu hörende Geräusch. Für jeden Namen wurde eine gelbe Rose vor der Stele niedergelegt, wobei die Rosen vorab an die Besucher verteilt worden waren. Nach dem Gedenkauftakt zogen alle in Richtung Franziskanerkloster.

Die Kreisvolkshochschule hatte dort zusammen mit dem Kulturamt der Stadt Kempen zur zentralen Gedenkveranstaltung des Kreises eingeladen, wobei die österreichische Journalistin Anna Goldenberg ihr Buch „Versteckte Jahre: Der Mann, der meinen Großvater rettete“ vorstellte. Sehr schnell wurde klar, dass der bis auf den letzten Platz bestuhlte Rokokosaal, wo die Veranstaltung geplant war, zu klein war. Die Besucherzahl war dermaßen angestiegen, dass man in die Paterskirche umzog. „Der Holocaust-Gedenktag hält die Erinnerung an die Ermordeten am Leben. Und er mahnt uns alle, unter der Losung „Nie wieder!“, die alle Demokraten eint, dem Hass als dem wahren Feind entgegenzutreten. Jede und jeder nach ihren und seinen Möglichkeiten. Diese Möglichkeiten sind vielfältig. Die Menschen mit diesen Möglichkeiten sind wir“, sagte Andreas Coenen. Der Landrat ging in seiner Rede auf den Nährboden für Hass ein, aus dem alles erwächst. Es ist die Hetze in den sogenannten sozialen Netzwerken von rechten Gruppierungen und Parteien, die die Gesellschaft spalten wollen.

Coenen stellte die Frage in den Raum, wie ein Nährboden für das Gute geschaffen werden könne. Die Antwort gab an diesem Abend Goldenberg mit ihrem Buch, in dem sie einen wichtigen Denkanstoß gibt. Er lautet: Interesse für das jüdische Leben und das Entdecken dieser Lebensgeschichten. „Lernen können wir aber auch vom Leben des Retters, des Kinderarztes Josef Feldner aus Goldenbergs Buch. Inmitten der Grausamkeit und Unmenschlichkeit gibt es die Möglichkeit, menschlich zu handeln“, sagte Coenen, bevor die Autorin die Besucher in die Welt ihrer Familie mitnahm.

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