Fünftes Kammerkonzert Ein Abend für die Musen großer Komponisten

Kempen · Die zarten Töne, mit denen das fünfte Kammerkonzert in der Paterskirche begann, verdienen in zweifacher Hinsicht Beachtung. Zum einen, weil sie so fabelhaft gespielt wurden, zum zweiten, weil sie von Clara Schumann stammten.

     Der britische Cellist Stephen Isserlis.

Der britische Cellist Stephen Isserlis.

Foto: Sabine Smolnik

„Komponisten und ihre Musen“ war das Programm überschrieben. Vorgestellt wurden deshalb nicht nur Werke von Robert Schumann, Bohuslav Martinu und César Franck, sondern auch von den Frauen, mit denen diese Komponisten teils offiziell, teils mehr oder weniger heimlich liiert waren. Clara Schumanns „Drei Romanzen“ waren eingängige, empfindsame Stücke. Steven Isserlis, nicht zum ersten Mal in Kempen, spielte sie hinreißend. Schon nach wenigen Takten war klar: Dieser britische Cellist verfügt über eine außergewöhnliche Tonqualität. Sein Spiel verbindet höchste Eleganz mit Modulationsfähigkeit. Nicht nur im zweiten, dem langsamen von Robert Schumanns „fünf Stücken im Volkston“, bezauberte Stephen Isserlis durch eine wunderbare Melodiegestaltung.

Und da Schumann das Klavier nicht nur als Begleitinstrument einsetzt, stand auch schon früh fest, dass mit Connie Shih eine vorzügliche Klavierpartnerin gekommen war.

Vítezslava Kraprálová hätte vielleicht als Komponistin, Pianistin oder Dirigentin eine große Karriere gemacht, wäre sie nicht schon mit Mitte 20 gestorben, wahrscheinlich an Tuberkulose. Ihre Beziehung zu Martinu soll deutlich übers Musikalische hinausgegangen sein; so ganz genau weiß man es nicht. Sowohl in ihrem „Ritournelle“ op.25 wie in Martinus erster Cellosonate ging es empfindsam und elegant zu, zugleich aber auch robust, ja geradezu ekstatisch. Die breite Palette der Ausdrucksmittel beeindruckte dabei genauso wie die souveräne Virtuosität.

Der fromme Katholik César Franck soll an der 25 Jahre jüngeren Augusta Holmès deutlich mehr Gefallen gefunden haben, als es seiner Ehefrau recht war. Wie auch immer. Ihr „Récitatif et Chant“ verband für beide Instrumente rezitativische und liedartige Elemente, der Reiz des musikalischen Salons der Belle Epoque ließ grüßen. Francks Violinsonate ist ein immer wieder packendes Werk. Dass es auch auf dem Cello hervorragend klingt, war nicht überraschend. Mit Dramatik, mitunter aber auch mit einer spannungsvollen Distanz war eine individuelle, durchdachte Interpretation zu hören.

Das begeisterte Publikum durfte sich noch über eine elegische Zugabe von Robert Schumann freuen.

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