Stadt Kempen Führt Rauchverbot zu Kneipensterben?

Stadt Kempen · Die neue gesetzliche Regelung, die das Rauchen in Gaststätten grundsätzlich verbietet, stößt bei den Betreibern von Restaurants und Lokalen in Kempen auf Protest. Von Bevormundung der Bürger ist unter anderem die Rede.

Rauchverbot in NRW - Das denken die Leser
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Foto: dapd, Nigel Treblin

Viele Wirte denken mit Schrecken an das strikte Rauchverbot ab Mai nächsten Jahres. "Wir warten mal ab, ob ich die Gaststätte halten kann", sagt stellvertretend für viele Gastronomen in der Thomasstadt Savvas Iordanedis von der türkischen Kneipe "Bei Savvas" an der Peterstraße. Er und andere Wirte befürchten, dass dann der Betrieb weiter zurückgeht — und dass sich die Stammtische, Skat- und Tupp-Runden immer mehr in die privaten Partykeller zurückziehen.

"Das ist eine Frechheit und eine Bevormundung der Bürger", ist auch der Wirt und Inhaber der Gaststätte "Zur Altstadt", Horst Kockers, empört. Ihm hatten zuletzt im Mai dieses Jahres die Ordnungshüter die Aschenbecher bei laufendem Betrieb vom Tisch genommen. "Ich hatte nicht den Thekenraum sondern meinen Saal zum Nichtraucher-Bereich erklärt, da dieser aber der untergeordnete Raum war, ging das nicht."

Er führt die Gaststätte an der Neustraße im zehnten Jahr und sieht auch einen Vorteil bei dem bald strikten Verbot: "Dann werden alle gleichbehandelt und es kann sich keiner durch irgendwelche Ausnahmeregelungen davor drücken." Mehrere Wirte, auch Kockers, machen auf etwas anders aufmerksam: Bei dem strikten Rauchverbot werden viele Raucher an den Abenden draußen vor den Lokalen schnell eine Zigarette rauchen. "Davon werden sich bestimmt die Anwohner bei dichten Wohnbebauungen belästigt fühlen und einschreiten", sagt Peter Bielinski vom "Haus Bellen" in Unterweiden. Bielinski spricht weiter von einer "übertriebenen Gängelung und Bevormundung", aber auch davon, dass viele seiner Raucher und Gäste bislang Verständnis für die Einschränkungen gehabt hätten. Ob das auch künftig so sei, müsse sich zeigen. In seiner Gaststätte kegeln auch 34 Klubs. Es seien einige Klubs dabei, die rauchen.

Durch das Rauchverbot werde jede zehnte Kneipe aufgegeben werden müssen, glaubt der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga). "Von den 278 Gaststätten, Hotels und Kneipen im ganzen Kreis Viersen werden etwa 30 wegfallen", mutmaßt Gastronom Andreas van Loon von der Dehoga-Kreisgruppe Viersen.

Seit mehr als einem Jahr gibt es in dem türkischen Restaurant "Ela" auf der Ellenstraße bereits ein striktes Rauchverbot. "Ich und meine Gäste haben kein Problem damit, wer rauchen will, geht kurz raus", sagt Chef Seyhan Alhan. Er spricht davon, dass sich Raucher und Nichtraucher im Laufe der Zeit arrangiert hätten. Hingegen ist sein fast direktes Gegenüber, Armin Horst, der Besitzer der Kneipe "Treppchen", empört über das strikte Vorgehen der Landesregierung. Die bestehende Regelung sei ausreichend. Der 52 Jahre alte Gastronom plädiert für eine Entscheidungsfreiheit: "Jeder Wirt sollte selbst entscheiden, ob er ein Raucher- oder Nichtraucherlokal betreibt. Die Gäste können sich ja dann auch frei aussuchen, welche Kneipe sie besuchen möchten." Dies wird aber bald nicht mehr möglich sein.

(wsc)
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