Stadt Kempen Frisch gekocht statt Tütenkost

Stadt Kempen · In einer Koch- und Fitnesswoche will die Fröbel-Grundschule ihren Schülern gesunde Ernährung ans Herz legen.Der Kempener Koch Henry Enxing bereitet mit den Kindern ein Drei-Gänge-Menü zu – gegessen wird gemeinsam.

Schon hinter der ersten Zwischentüre weicht die eher unscheinbare Ausstrahlung eines Schulkorridors einem verlockenden Essensgeruch. Wegweiser sind bei der Koch- und Fitnesswoche an der Friedrich-Fröbel-Grundschule in Kempen beileibe nicht von Nöten.

Henry Enxing, für eine Woche sozusagen als Koch-Missionar unterwegs, vollendet gerade den gesunden Salatteller mit einem Rucola-Tomaten-Dressing. Den Kindern scheint es zu schmecken. Sie stehen Schlange. "Ihnen gefällt es, dass sie sofort ein Feedback auf ihre Arbeit bekommen", sagt Enxing, der mit seiner Firma "Kochmahl" ansonsten Kurse für Erwachsene anbietet. Seit halb neun Uhr morgens steht er mit 40 Zweitklässlern in der Küche. Die "Koch-Athleten" haben unter anderem Gemüse geschnitten, Schnitzel paniert und Fruchtspieße gemacht. "Insgesamt sind die Kleinen auch ein dankbares Publikum", findet Enxing. "Sie sagen ganz offen, ob es ihnen schmeckt oder nicht."

Doch nicht nur die Zubereitung von Putenschnitzeln, Lauchgemüse und Schmorkartoffeln steht an der Fröbel-Schule auf dem Plan. Lehrerin Ute Kampendonk war mit den Kindern auf dem Wochenmarkt – und zunächst erstaunt. "Viele wussten nicht einmal, wie ein Radieschen aussieht", erzählt Kampendonk. "Was vermutlich daran liegt, dass der Salat zu Hause häufig aus der Tüte kommt und schon fertig ist." Außerdem lege man Wert auf bestimmte Rituale des gemeinsamen Essens wie das Decken des Tisches. "Auch Hygiene wird groß geschrieben", versichert Kampendonk. "Die Kinder wussten jedoch gleich, warum das so wichtig ist."

Alicja hat mit Enxings Hilfe zum ersten Mal ein Schnitzel paniert. Zuhause helfe sie manchmal beim Kochen. Ihr Lieblingsessen dennoch: "Von McDonald's". Aber schnell schiebt sie hinterher: "Oder so etwas wie hier, von einem richtigen Koch". Enxings Arbeit scheint zu fruchten. Der Kempener will die Kinder wieder mit "normalen Lebensmitteln vertraut machen", wie er sagt – vom Markt und nicht fertig aus der Tüte. Zahlreiche Eltern und Lehrer stehen ihm zur Seite, um die wild durcheinander wuselnden Grundschüler beim Kochen zu begleiten. Einen positiven Nebeneffekt habe die Sache. "So sind gleich diejenigen mit dabei, die die Erfahrungen zu Hause umsetzen sollen", hofft Enxing.

Fitness-Tage hat es an der Fröbel-Schule schon des öfteren gegeben. Der Aspekt der gesunden Ernährung kommt mit Enxings Kochstunden samt Theorie im Unterricht nun neu hinzu. Laut Kampendonk auch eine Reaktion darauf, dass die Kinder statistisch gesehen "immer dicker werden". Da Bewegung dem am besten entgegenwirkt, ergänzt ein Parcours in der Sporthalle die Projektwoche – so ist eine kleine Extraportion auch kein Problem.

(RP)
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