Stadt Kempen Flüchtlinge helfen bei der Apfelernte

Stadt Kempen · Eine besondere Form der Willkommenskultur praktizierte jetzt die Kempener Ortsgruppe des Naturschutzbundes Nabu. Gemeinsam mit Mitgliedern der St. Huberter Flüchtlingshilfe und Asylbewerbern wurden Äpfel geerntet.

"Achtung! Attention!", ertönt es von oben aus dem Apfelbaum, hier rüttelt Sascha Hillemacher kräftig an den Ästen. Und schon prasseln die herbstlichen Früchte auf die ausgebreiteten Planen. Die Erntehelfer sind vorher im respektvollen Abstand in Deckung gegangen und sammeln nun die Äpfel der Streuobstwiese im Schadbruch St. Hubert auf.

Die Nabu-Ortsgruppe Kempen- St. Hubert-Tönisberg hatte zu dieser Aktion eingeladen und die "Hilfe für Flüchtlinge in St. Hubert" eingebunden. Jugendleiterin Kordula Rothe von der Evangelischen Kirchengemeinde St. Hubert koordinierte zusammen mit Leonard von Hugo im Vorfeld den Einsatz mit den Flüchtlingen aus St. Hubert.

Zu den Nabu-Mitgliedern gesellten sich an diesem Herbstmorgen Flüchtlinge als Erntehelfer aus Syrien, Albanien und Marokko. Auf einer Streuobstwiese in der Nähe der Sieben-Tümpel im Schadbruch herrschte fröhliche Betriebsamkeit, die von Peter Jeske und Georg Lüdecke von der Nabu-Ortsgruppe koordiniert wurde. Nabu-Helfer und Flüchtlinge sammelten die Äpfel in Eimern auf, deren Inhalt wiederum in bereit gestellten Schubkarren landete.

Hadi Zein interessierte sich für die verschiedenen Apfelsorten. Hier war Heinz-Ulrich Steinwegs, Nabu-Experte für den Obstwiesenschutz, in seinem Element. Er erklärte die Merkmale der traditionellen alten Apfelsorten. Wer kennt den Rheinischen Krummstiel oder den Herbstapfel Rheinische Schafsnase? "Die Sternrenette - ein Weihnachtsapfel - wird noch nicht geerntet, weil diese noch nicht ausgereift sind", erklärte Fachmann Steinwegs und schnitt einen Apfel auf. In der Mitte waren die noch weißen oder hellbraunen Apfelkerne zu sehen, was bedeutete: Diese Apfelsorte war noch nicht reif. Also zogen die Erntehelfer einen Baum weiter und schon war Hadi Zein oben im Geäst, um die Äpfel auf die ausgebreiteten Planen purzeln zu lassen.

Alle hatten sichtlichen Spaß und waren mit Engagement bei der Sache. Fadi Yousef lachte zusammen mit seinem Freund Chamali Abdül Hafid und meinte wiederholt: "Super gut!" Nabu-Sprecher Peter Jeske war begeistert: "Ohne die vielen Helfer wäre das nicht zu schaffen. Die Leute packen kräftig zu. Super! Diese tatkräftige Hilfe ist nicht hochgenug einzuschätzen." Mit einem Blick in die Baumkrone rief er: "Ein paar Äpfel können für die Vögel hängen bleiben."

Die Arbeit in der Gemeinschaft und in der Natur tat den Flüchtlingen sichtlich gut. Sie waren ständig damit beschäftigt, die Eimer mit Äpfeln zu füllen. Nach und nach waren die großen grünen Kisten auf dem Anhänger des Transporters gefüllt. Geerntet wurden traditionelle Apfelsorten wie. Elstar, Gloster, Rheinische Schafsnase, Champagner Renette, Rheinischer Krummstiel, Ontario oder Boskoop.

"Die Streuobstwiesen im St. Huberter Bruch wurden mit Spendengeldern gekauft", berichtete Peter Jeske. Gleich nebenan liegt das Naturschutzgebiet Schadbruch mit der Sieben-Tümpel-Fläche. Auf dieser vergrößerten Naturschutzfläche können sich Tiere wie Kröten und Molche besser entfalten und andere Tierarten Schutz finden.

Karoline Cremer vom Nabu-Bezirksverband Krefeld-Viersen berichtete: "Wir pflegen und schneiden die Apfelbäume. Die geernteten Äpfel werden zu Streuobstwiesen-Saft verarbeitet und vermarktet." Und sie ergänzte lachend: "Dank der vielen fleißigen Helfer, die Unterstützung und die gute Organisation konnten hier 1425 Kilo Äpfel abgegeben werden. Das Ziel für 2015 sind 55 Tonnen Äpfel." Alle Teilnehmer an dieser Ernteaktion erhielten als kleines Dankeschön und als Kostprobe eine Flasche Nabu-Apfelsaft.

Nach diesem ersten gemeinsamen Einsatz kann sich Peter Jeske durchaus vorstellen, dass man mit weiteren gemeinsamen Aktionen mit dem Arbeitskreis "Hilfe für Flüchtlinge in St. Hubert" beispielsweise beim Weidenschnitt, der in den kühleren Monaten ansteht, wieder aktiv wird.

(RP)
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