Kreis Viersen, Flüchtlinge: Caritas fordert längerfristige Coaching-Angebote

Kreis Viersen, · Viele Flüchtlinge bringen ein gutes Arbeitspotential mit - Jetzt kommt es auf die Förderung an.

Die Arbeitslosigkeit von Personen aus Asylherkunftsländern außerhalb Europas im Kreis Viersen ist gestiegen. Das geht aus der jetzt veröffentlichten Arbeitslosenreport der Freien Wohlfahrtspflege Nordrhein-Westfalen hervor. Lag die Zahl der Arbeitslosen aus den zuzugsstärksten Asylherkunftsländern im Kreisgebiet im Juni 2015 noch bei 140 Personen, stieg sie im Juni 2017 auf 630 Personen an. Dabei berücksichtigte es die Personen aus Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia und Syrien. Landesweit waren 22.602 Personen aus diesen Ländern im Juni 2015 ohne Arbeit. Im Juni 2017 waren es 58.283 Personen.

"Dass geflüchtete Menschen inzwischen auch in der Arbeitsmarktstatistik sichtbar werden, darf nicht verwundern", sagt Roman Schlag, Fachreferent für Arbeitsmarktpolitik beim Caritasverband für das Bistum Aachen. Das hänge mit der starken Fluchtmigration im Jahr 2015 zusammen und der Beschleunigung der Asylverfahren. Im Kreis Viersen sei die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten aus nicht europäischen Asylherkunftsländern im Zeitraum von September 2015 bis September 2016 um 51,4 Prozent auf insgesamt 209 Personen gestiegen. Einer der Punkte, die die Integration Geflüchteter in den Arbeitsmarkt erschweren, ist nach den aktuellen statistischen Erhebungen der Bundesagentur für Arbeit die mitgebrachte schulische und berufliche Qualifikation der Geflüchteten. Sie ist mehrheitlich noch nicht ausreichend. Zwar bringen 13,4 Prozent ein überdurchschnittlich hohes schulisches Bildungslevel durch Abitur oder Hochschulreife mit. Allerdings ist der Anteil Geflüchteter ohne Hauptschulabschluss mit 11,1 Prozent ebenfalls annähernd so hoch. Der Arbeitslosenreport NRW gibt erste Anhaltspunkte darüber, für welche Berufe die Mitarbeiter der Jobcenter und Arbeitsagenturen die erwerbsfähig Geflüchteten aktuell als sofort vermittelbar einstufen. Dabei wird grob unterschieden nach Helfer, Fachkraft und Experte. Demnach kommen im Moment in NRW für mehr als jeden zweiten Geflüchteten lediglich Jobs auf Helferniveau infrage. Nur 13 Prozent können Fachkraftniveau nachweisen. Eine ähnliche Tendenz zeigt sich im Kreis Viersen. Hier kommen 81,9 Prozent als Helfer und nur 9,1 Prozent als Fachkraft in Frage. Laut Schlag seien erheblich mehr Anstrengungen notwendig. "Deshalb fordern wir von der Freien Wohlfahrtspflege für Geflüchtete individuelle, bedarfsgerechte und kontinuierliche Begleitung zur Integration in Ausbildung und Arbeit durch längerfristige und an pädagogischen Konzepten ausgerichtete Coaching-Angebote. Um dauerhafte Integration in den Arbeitsmarkt über die Vermittlung kurzer Jobs hinaus sicherzustellen, müssen wir die Eingliederungsprozesse längerfristig planen.", sagt der Arbeitsmarktexperte der Caritas im Bistum Aachen.

(me)
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