725 Jahre Stadtrechte Denkanstöße zu Kempens Stadtjubiläum

Kempen · Angela Krumpen verliest in der Paterskirche die Festrede des erkrankten Heribert Prantl.

 Angela Krumpen, die die Festrede von Heribert Prantl verlas, und Kempens Bürgermeister Volker Rübo mit einem eigenes zum Jubiläumsfestakt gebackenen Kuchen.

Angela Krumpen, die die Festrede von Heribert Prantl verlas, und Kempens Bürgermeister Volker Rübo mit einem eigenes zum Jubiläumsfestakt gebackenen Kuchen.

Foto: Wolfgang Kaiser

Im Rahmen des Festaktes zum 725-jährigen Bestehen der Stadt Kempen in der Paterskirche erinnerte Bürgermeister Volker Rübo am Samstagabend an Siegfried von Westerburg, jenen Erzbischof von Köln, der im Jahre 1294 den Marktflecken Kempen zur Stadt erhoben hatte. Zu den Gästen, die Rübo begrüßte, gehörten Landrat Andreas Coenen und dessen Stellvertreterin Luise Fruhen, der Bundestagsabgeordnete Uwe Schummer, der Landtagsabgeordnete Marcus Optendrenk, Bürgermeister aus anderen Städten und Gemeinden des Kreises Viersen. Der Krefelder Oberbürgermeister Frank Meyer hatte als Gastgeschenk eine Stele mitgebracht mit der Aufschrift „Wir freuen uns auf weitere gute nachbarschaftliche Beziehungen“ – dafür gab es Applaus.

Volker Rübo schaute nach vorn: Bis zum 750-jährigen Jubiläum in 25 Jahren werde es gravierende Veränderungen geben: „Dann wird unsere Welt eine andere sein.“ Dann werde deutlich werden, „ob wir den Klimawandel geschafft haben oder ob das Klima uns geschafft hat“. Sören Kristensen, Oberbürgermeister der Stadt Werdau, sprach als Vertreter der Partnerstädte Kempens. Er machte deutlich, wie nachhaltig die Hilfe aus Kempen nach der Wende war: „Das Feuerwehrfahrzeug, dass wir damals bekamen, ist erst Anfang dieses Jahres ersetzt worden.“ Als Gastgeschenk brachte er eine kostbare Sonnenuhr mit – und die Einladung zur Feier aus Anlass des 30-jährigen Partnerschaftsjubiläums im nächsten Jahr in Werdau.

Gerne hätte Bürgermeister Volker Rübo den Journalist und Buchautor Heribert Prantl als Festredner vorgestellt. Der 66-Jährige konnte jedoch aus gesundheitlichen Gründen nicht kommen. Die Journalistin Angela Krumpen aus Tönisvorst verlas das Manuskript der Laudatio unter der Überschrift „Die Kraft der Hoffnung – Denkanstöße in schwierigen Zeiten“. „Im Herbst 2019 steht man ein bisschen an der Schwelle vom Zweifel zur Verzweiflung“, las Krumpen. Der aufkeimende Nationalismus ist die Hauptsorge Prantls. Der sensible Intellektuelle schrieb Folgendes auf: „Es ist manchmal, als läge Krieg in der Luft.“ Flüchtlinge würden als Boten eines Unglücks empfunden, als Menetekel. Es gelte, „dem Unglück und dem Unheil nicht den totalen Zugriff zu erlauben“. Prantl widmete sich ausgiebig dem Begriff „Hoffnung“: Sie habe Wert und Würde jenseits des Erfolges.

In seiner bildreichen Sprache sendete Prantl fast so etwas wie einen Hilferuf aus: „Die Humanität ist bedroht wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Wir leben in der Zeit der Renaissance von alten Wahnideen.“ Ein Seitenhieb auf Donald Trump: „Denken ist wichtiger als twittern.“ Seine Laudatio in Überlänge und mit enormer Gedankenschwere war auch ein glühendes Bekenntnis zu Europa, einem Europa, in dem das Soziale nicht länger vernachlässigt werde. „Soll dieses Europa, kaum aufgeblüht, schon wieder verglühen?“, lautete seine bange Frage. Was er vermisst, ist der Geist der Brüderlichkeit. Seine düstere Prognose: „Im Europaparlament werden künftig noch mehr Europa-Gegner und -feinde sitzen.“

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