Kempen Sieger sind krebskranke Kinder

St. Hubert · Beim FC St. Hubert übernehmen die Fußballer auch soziale Verantwortung. Beim Bambini-Turnier am kommenden Samstag sind über 600 Mädchen und Jungen am Start. Dabei geht es nicht um Sieg oder Niederlage.

 Begeistert verfolgen die zahlreichen Zuschauer die Spiele.

Begeistert verfolgen die zahlreichen Zuschauer die Spiele.

Foto: Judith Josten

In 32. Auflage steigt am Samstag, 7. Juli, der Bambini-Treff zugunsten krebskranker Kinder. Bisher haben 15.400 Mädchen und Jungen aus Kindergärten der Region an dieser Veranstaltung der Unicef-Kicker des FC St. Hubert teilgenommen. Allein im Vorjahr waren es 660. Die Vorbereitungen laufen bereits seit Januar. Bei einem Pressetermin in der Düsseldorfer Staatskanzlei stellten die kleinen Kicker gemeinsam mit Staatssekretärin Andrea Milz 200 bunte Plakate vor. Eine Broschüre informiert auf knapp 80 Seiten über die Geschichte des Turniers und den genauen Verlauf am Samstag.

Am Freitag wird ab 16 Uhr auf dem Sportplatz an der Stendener Straße das „Kita-Dorf“ aufgebaut. Am Samstag müssen um 12 Uhr alle Mannschaften auf dem Platz seil, weil um 12.15 Uhr das offizielle Foto gemacht wird. Um 12.45 Uhr laufen alle Teams mit riesigen Transparenten, die die Kinder selbst gemacht haben, auf die Anlage. Die Begrüßung und die Eröffnung finden um 13 Uhr statt. Unter der Leitung von Nicole Franken von der Krefelder Kita an der Raiffeisenstraße haben dann rund 120 Cheerleader aus zehn Kindergärten ihren großen Auftritt. Um 13.30 beginnen die Spiele auf sechs Feldern. Da treffen dann unter anderem „Feuerblitze“ auf „Rennschnecken“ und „Bärenstarke Kicker“ auf „Leuther Löwen“.

Das Besondere: Es werden keine Ergebnisse aufgeschrieben, eine Tabelle gibt es auch nicht. Sieger werden am Ende nicht ermittelt. Sieger sind alle, die mitspielen, aber vor allem krebskranke Kinder. Deshalb gibt es um 17 Uhr auch keine Siegerehrung, sondern nur die Pokalübergabe durch Vertreter der Sponsoren. Alle teilnehmenden Kindergärten erhalten den „Dino-Pokal“. Der „Dino“ ist das Maskottchen aller Mädchen und Jungen, die bei das Unicef-Kickern ihre erste Schritte als Fußball machen.

Dass das Bambini-Turnier seine ersten Schritte machte, hatte einen sehr traurigen Anlass. Als 1986 ein Mitspieler der U11 des FC St.Hubert an Krebs erkrankte und wenig später starb, war das ein großer Schock für seine Teamkollegen, für den Trainer und alle Eltern. Der Trainer hieß Karl-Heinz Josten, und er suchte damals nach einer Idee, wie man als Fußballer helfen kann, wie man soziale Verantwortung übernehmen kann. Er erinnert sich: „Welche Sorgen haben wir als Fußballer denn? Es dreht sich eigentlich alles darum, ob wir genug Trikots und Fußbälle haben, ob Geld für die Saisonabschlussfahrt in der Jugendkasse ist und ob wie verlieren oder gewinnen. Das sind lächerliche Sorgen verglichen mit denen, die Geschwister, Eltern, Verwandte oder Mitschüler haben, wenn ein Kind an Krebs erkrankt.“ Das war die Geburtsstunde des „Bambini-Treffs“ – in einem Jahr, in dem im deutschen Fußball noch niemand an Bambini-Fußball dachte.

So lässt es sich erklären, warum am ersten Bambini-Treff nur sechs Mannschaften aus zwei Kindergärten teilnehmen. „Ohne Hannelore Johanning vom Kindergarten Paul-Ehrlich-Straße wäre der Start in die Hose gegangen“, sagt Josten. Die Erzieherin war aber von der Idee dermaßen begeistert, dass sie Kollegen, Eltern und natürlich die Kinder davon überzeugte, wie toll es ist, für krebskranke Kinder Fußball zu spielen. Das Echo der Erstauflage war dann so gut, dass viele andere Kindergärten nachfragen, was sie denn tun müssten, um im nächsten Jahr auch dabei zu sein.

Fußballstars stellten sie für die Öffentlichkeitsarbeit zur Verfügung. Otto Rehhagel, gerade mit Werder Bremen Meister geworden, kam nach Kempen. Uli Hoeneß und sein Team von Bayern München rührten mit Mädchen und Jungen aus beteiligten Kindergärten die Werbetrommel und präsentierten viele Jahre lang das offizielle Ankündigungsplakat. Selbst der Bundespräsident lud die kleinen Kicker ein. Drei Jahre in Folge war eine Delegation aus St. Hubert zu Gast beim Kinderfest im Kanzleramt. In der Fernsehsendung „Melodien für das Millionen“ erklärte Josten den St. Huberter Weg.

Inzwischen ist der Bambini-Treff längst ein Selbstläufer geworden. Trotzdem braucht man alljährlich aufs neue weiter über 100 Helfer, damit das Turnier anständig über die Bühne gehen kann. Der Termin für das kommende Jahr steht übrigens auch bereits fest, es findet am 6. Juli statt. Anmeldungen sind bereits jetzt möglich, unter www.fcsthubert.de

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