Gemeinde Grefrath Ex-Salafist berichtet über seine schlimmen Erfahrungen

Gemeinde Grefrath · Im Grefrather Cyriakushaus stellt sich Dominik "Musa" Schmitz den Fragen des Terrorismusexperten Rolf Tophoven.

 Dominik Schmitz stieg 2013 aus Salafisten-Szene aus.

Dominik Schmitz stieg 2013 aus Salafisten-Szene aus.

Foto: Scherhaufer

Dominik Schmitz verbrachte in Mönchengladbach-Rheydt eine völlig normale Kindheit und Jugend, bis seine Eltern sich scheiden ließen, als er 17 Jahre alt war. Da kam es zu einem Bruch in seinem Leben: Er hing nur noch rum, hatte zu nichts mehr Lust, sah keine Perspektiven mehr. Ein marokkanischer Bekannter nutzte das aus, um Schmitz für den Salafismus zu ködern. Der junge Mann erlag der Versuchung und geriet in die Fänge der Hassprediger. 2013 gelang ihm der Ausstieg. Heute distanziert er sich von den extremistischen Positionen. Der frühere Katholik ist jedoch Moslem geblieben. Er sieht seine Hauptaufgabe darin, jungen Leute die gefährlichen Praktiken der Propaganda und Rekrutierung junger Muslime zu enthüllen.

Das tut er auch am Montag, 16. Januar, 19.30 Uhr, im Cyriakushaus. Veranstalter sid die beiden Grefrather Kirchengemeinden. Dominik Schmitz stellt sich an diesem Abend den Fragen von Rolf Tophoven. "Wir haben ihn eingeladen, und er hat sofort zugesagt", berichtet der in Grefrath lebende Terrorismusexperte.

Schmitz gehörte vor seinem Ausstieg zum Kreis um Hassprediger Sven Lau, der sich zurzeit vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht wegen des Verdachts der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung verantworten muss. Seit seinem Ausstieg fürchtet Schmitz Racheakte, muss stets auf der Hut sein. Das hat ihn aber nicht davon abgehalten, ein Buch mit dem Titel "Ich war ein Salafist" zu schreiben. Es gipfelt in der Frage, ob er am Ende vielleicht selber zur Waffe gegriffen und getötet hätte, wenn er dabei geblieben wäre. Beantworten kann er die Frage nicht, er wird es auch niemals können. Er erinnert sich an die Anfänge, an die erste Annäherung an den Salafismus. Er warf sein Fernsehgerät aus dem Fenster und gab Frauen plötzlich nicht mehr die Hand. Heute hat er sie durchschaut, die Lügen und falschen Versprechungen, die Einladung ins Paradies. Bei einem Besuch in Mekka kam es zum Zerwürfnis mit Sven Lau und dem ebenfalls als Hassprediger bekannten Pierre Vogel. Heute hält Schmitz Vorträge an Schulen, um zu verhindern, dass Jugendliche dem gefährlichen Reiz des Neuen verfallen.

Salafismus sei zurzeit in Deutschland die am schnellsten wachsende islamistische Szene, sagt Rolf Tophoven. Der Dschihad-Salafismus sei die gefährlichste der drei Gruppierungen, von der auch der Islamische Staat (IS) geprägt sei. Daneben gibt es noch den politischen Salafismus und den archaischen Salafismus, der ein Leben wie zu Mohammeds Zeiten (7. Jahrhundert) vorschreibt.

Es ist der vierte Diskussionsabend mit Rolf Tophoven im Cyriaushaus. Vorher ging es um den IS und die Gewaltbereitschaft rechtsgerichteter Juden. Außerdem war der Münsteraner Islamwissenschaftler Mouhanad Korchide zu Gast in Grefrath.

(RP)
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