Stadt Kempen Ernte vor dem ersten Frost

Stadt Kempen · Die kurze Rückkehr des Sommers an den Niederrhein kam für die Landwirte wie gerufen. Sie arbeiten derzeit mit Hochdruck, um die letzten Flächen mit Mais und Kartoffeln abzuernten. Insgesamt war die Saison durchwachsen.

 Die Landwirte der Region tun alles, um vor dem ersten Frost die Ernte eingefahren zu haben. Es bleibt kaum Zeit.

Die Landwirte der Region tun alles, um vor dem ersten Frost die Ernte eingefahren zu haben. Es bleibt kaum Zeit.

Foto: Wolfgang Kaiser

Wirklich zufrieden wird Peter Josef Coenen mit den Erträgen seiner Kartoffelernte in diesem Jahr wohl nicht werden. "Wir hatten in diesem Frühjahr Pech. Es gab eine kurze Trockenperiode in der wichtigsten Wachstumsperiode", resümiert der Kempener Ortslandwirt.

Das Resultat: Coenen wird in dieser Saison wohl rund 15 bis 20 Prozent weniger Erträge einfahren. Dass er trotzdem kein Trübsal bläst, liegt vor allem am Preis. Denn der liegt momentan deutlich höher als im vergangenen Jahr. Beinahe 30 Euro werde momentan für den Doppelzentner extra großer Industriekartoffeln gezahlt, berichtet der Tönisvorster Ortslandwirt Hubert Nauen. "Aber vor zwei Monaten waren es noch 15."

Momentan sind die Landwirte der Region damit beschäftigt, die letzten Maisbestände abzuernten und die Kartoffelernte zu beenden. "Wir hatten in diesem Jahr mehrere Schlechtwetterperioden und haben einige Arbeiten deswegen aufschieben müssen", erklärt Josef Hamm, Berater für Pflanzenbau. Deswegen muss es jetzt schnell gehen, denn der erste Frost ist bereits für das bevorstehende Wochenende angekündigt.

"Sobald es längere Zeit Minusgrade gibt, sterben die Maispflanzen ab. Dann wird ihr Stand meist unsicher, sie knicken um und können nicht mehr ordentlich geerntet werden", weiß Josef Hamm. Den Rüben hingegen mache der Frost nichts aus. Noch bis weit in den Dezember hinein wird hier weiter geerntet. Im Gegensatz zum Getreide unterliegen die Preise bei Kartoffeln keinen EU-Regularien. Für die Landwirtschaft brauche es deshalb heutzutage viel unternehmerischen Scharfsinn, erklärt Coenen. "Gut 80 Prozent des Ernteverkaufs wickeln die meisten bereits im Frühjahr über Verträge ab", schätzt der Ortslandwirt.

"Der Rest ist Spekulation." Das heißt im Klartext, es wird frei verkauft, wann immer der Preis angemessen erscheint. Hubert Nauen verkauft seine Kartoffeln sogar ausschließlich frei. Bei immer stärker schwankenden Lebensmittelpreisen heißt das für den Tönisvorster Ortslandwirt, dass er beinahe täglich vorm Computer sitzt und den aktuellen Kurs abfragt. "Ich kann die Kartoffeln bis Juni einlagern und wenn der Preis stimmt, dann verkaufe ich. Doch es ist ein Risiko. Mal liegt man richtig, mal falsch."

Die meisten entscheiden sich deshalb lieber frühzeitig für Vertragsabschlüsse. Doch auch das birgt ein Risiko, erklärt Coenen. "Ich könnte bereits jetzt meinen Ertrag für 2014 verkaufen", sagt der Ortslandwirt. "Doch wenn die Ernte dann misslingt, und nicht geliefert werden kann, habe ich ein Problem." In dem Fall drohen Vertragsstrafen, oder der Ausfall muss woanders zugekauft werden.

(RP/rl)
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